Bau ´mal wieder
Der Volksmund pflegt zuweilen drastische Worte zu wählen. Auch diejenigen, die gerne mit ihren Taten und Fähigkeiten prahlen, tatsächlich aber kaum etwas Entsprechendes zuwege bringen, verdienen sich ihr Schimpfwort redlich.
Sie haben sich feiern lassen und sich selbst gefeiert, die Vorstände und Führungskräfte der Josefsgesellschaft aus Köln und ihre örtlichen Vertreter, die Führung des Antoniushauses bei der Grundsteinlegung im Mai 2017.
Ein Vorzeigeprojekt sollte es werden, im Baugebiet Schänzchen III, das gemeinsame Bauwerk für Kinder und alte Menschen. Die Generationen sollten sich begegnen können, Lebenselixier für die ältere Generation, Geschichten und Anekdoten aus einem langen und bewegten Leben erzählen und an ihren Lippen hängend die Kleinen, denen die Zukunft gehört.
Die Ortskirchen gaben buchstäblich Ihren Segen dazu.
Nun erklären die Verantwortlichen aus Köln und Hochheim gemeinsam, dass das Projekt vor dem Aus stehen werde, sofern nicht Zuschüsse in weit größerem Umfang zugesagt und ausgezahlt werden als bisher.
Das ist in vielerlei Hinsicht eine erstaunliche, ja fast schon skandalöse Entwicklung.
Die Stadtverordnetenversammlung stritt um die Zusage, ob das Antoniushaus oder das Deutsche Rote Kreuz den Zuschlag als Bauherr und Betreiber erhalten sollte, mit Vehemenz.
Nicht der politische Streit für sich war es, sondern die Unversöhnlichkeit der Positionen, die sich damals gegenüberstanden. Hannelore Rönsch, altgediente CDU-Frau und lange Jahre an der Spitze des DRK Landesverbandes Hessen, Markus Hesse, langjährig engagiert und heute Vorsitzender der DRK Ortsvereinigung Hochheim, sie wirkten auf ihre Fraktionen ein, sich für das DRK zu entscheiden. Zumindest innerhalb der CDU-Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung öffneten sich Gräben im Umgang miteinander, da aus persönlichen Motiven einzelne Mitglieder der Fraktion dem Antoniushaus zugetan waren. Elke Reichenbach verließ unter anderem auch deswegen später die CDU-Fraktion.
Die Abstimmung votierte mit 17 zu 16 Stimmen für das Antoniushaus als Bauherr und Betreiber, welches jetzt ohne Nachdenken die damaligen Befürworter an seiner Seite im Regen stehen lässt. Wohl kaum einer der Führungskräfte in Köln und am Ort ahnt, wie viel Vertrauen hinweggespült wurde. Nicht wenige verstanden bisher die Zusammenarbeit als strategische Partnerschaft, erlangte doch die Stadt Hochheim mit Unterstützung des Antoniushauses den Zuschlag im Projekt des Landes Hessen als „Modellkommune Inklusion“.
Aus betriebswirtschaftlicher Sicht reicht es gleichfalls nicht zum Gütesiegel. Ein Bauvorhaben mit Baukosten, die im Planungsstadium bereits ca. 10 Mio. Euro betrugen, ohne Reserven und ohne alternative Planungsszenarien zu entwickeln, die Entwicklung der einschlägigen Gesetzgebung nicht zu begleiten, all das mutet unprofessionell an. Es fällt schwer zu glauben, dass alle Unwägbarkeiten sich erst jetzt, unvermutet und plötzlich, offenbaren.
Fest steht, dass die Bauvorhaben der Kindertagesstätte und der Einrichtung zur Pflege alter Menschen nicht mehr im zeitlichen Gleichklang erstellt und fertiggestellt werden, der besondere Charakter der Idee zerstört ist, bevor er je mit Leben erfüllt wurde. Den Kindern im Kindergarten drohen durch den späteren Baubeginn nicht nur Lärm und Dreck, sondern auch die baustellentypischen Gefahren in unmittelbarer Nähe.
Hochheims Stadtverordnete sind reich an Erfahrungen im Umgang mit Absichtserklärungen visionierender Bauherren. Exemplarisch steht dafür die Grundstücksfläche Weiher West, vulgo Möbel-Franz-Gelände, die von einer erlebnisreichen Geschichte der virtuellen Bebauung zu berichten wüsste.
Konsequent wäre daher, nach Köln ein eindeutiges Signal zu senden, dessen Teil eine gesetzte Frist ist, bis zu der sich die Josefsgesellschaft verbindlich zum Bauvorhaben zu erklären hat. Danach sind zeitnah Gespräche mit dem in der Abstimmung unterlegenen DRK wieder aufzunehmen, und seine Bereitschaft abzufragen, sich dem Projekt noch einmal nähern zu wollen. Das DRK hätte eine zweite Chance verdient, wenn es sie ergreifen möchte. Der Respekt vor den seinerzeit in der Abstimmung unterlegenen Stadtverordneten verdient diese zweite Chance gleichermaßen.
Dem Kommentar von Klaus-Peter König kann ich nur zustimmen. Die Josefsgesellschaft, der ich persönlich immer sehr kritisch gegenüber stand und weiterhin stehe, hat der Stadt Hochheim am Main und deren mehrheitlich politisch Verantwortlichen einen Bärendienst erwiesen.
Ich fordere als Bürger und ehemaliger Stadtverordneter den Magistrat der Stadt Hochheim am Main auf, per Fristsetzung, so wie dies Herr König in seinem Kommentar aufgezeigt hat, der Josefsgesellschaft gegenüber zu treten.
Ich kann nur hoffen, das das Deutsche Rote Kreuz bereit ist, das Altenpflegeheim zu bauen.