Flüssiges Gold aus Deutschen Landen
(wb) Whisky-Tasting „Flüssiges Gold aus Deutschen Landen“ in Hochheim
Für das Bier brauen ist Deutschland weltberühmt. Und Whisky ist prinzipiell erstmal nichts anderes als destilliertes Bier, das für einige Jahre in Eichenholz gelagert und zur Reife gebracht wird. Insofern ist es eigentlich nur folgerichtig, dass auch in Deutschland Whisky hergestellt wird. Und zwar in mittlerweile weit mehr als 300 Brennereien!
Der britische „Whiskypapst“ Jim Murray hat bereits mehrfach an Whiskys aus deutscher Fertigung extrem hohe Bewertungen bis hin zu 96,5 von 100 Punkten vergeben. Das Ziel der neuesten Tasting-Serie im Hochheimer Weinbaumuseum an diesem Wochenende mit dem Titel „Flüssiges Gold aus Deutschen Landen“ war es denn auch, den kritischen, meist Schottland zugeneigten Teilnehmern die Qualität deutscher Whiskys nahe zu bringen und die hohen Bewertungen des englischen Spezialisten mit passenden Proben zu untermauern.
Die insgesamt ca. 60 Teilnehmer wurden außer mit 6 Drams verschiedener Destillerien, auch mit jeder Menge Wissenswertem zu Geschichte und Gegenwart des Deutschen Whisky, zu Brennereien und Herstellung des Whisky, Brennverfahren und Lagerung versorgt.
„Kein Whiskygenießer wird ernsthaft einen Bourbon mit einem Scotch vergleichen. So will auch Deutscher Whisky kein schottisches Lieblingsgetränk sein, denn: Nur Schotten können Scotch. Aber auf Basis der sorgfältigen Arbeit der deutschen Destillateure, moderner Brennverfahren und der für die Reifung wichtigen klimatischen Verhältnisse entsteht in Deutschland wie auch in einigen angrenzenden Ländern ein ganz eigenständiges Getränk, das sich vor den schottischen oder irischen Vätern absolut nicht verstecken muss“, so Eberhard Vogler, der Vortragende an beiden Abenden, der auch die zu verkostenden Whiskys ausgesucht hat.
„Dabei können kleine, noch relativ unbekannte Brennereien wie Franz Wild im Schwarzwälder Gengenbach und Rolf Hauer aus Bad Dürkheim mit seinem herausragenden „Saillt Mor“ aus Pfälzer Eiche durchaus mit den „Platzhirschen“ am deutschen Markt, wie Slyrs am Schliersee oder der Harzer Hammerschmiede mit ihren tollen „Glen Els“-Abfüllungen mithalten“, führt Vogler weiter aus.
Neben den genannten Destillaten konnten zwei weitere Whiskys, nämlich der „Aureum Grave Digger“ von der Obstbrennerei Ziegler in Freudenberg sowie der vielfach prämierte „Brigantia“ von der Brennerei Steinhauser am Bodensee die Teilnehmer davon überzeugen, dass es sich sehr wohl lohnt, die heimische Whiskybar um einige Destillate aus Deutschland zu erweitern.
Alles in allem für die Teilnehmer ein gelungener Abend mit vielen neuen Erkenntnissen. Das nächste Tasting im Hochheimer Weinbaumuseum im Herbst 2018 wird sich übrigens, dann geleitet von Frank Idstein, mit „Most underrated Blended Whiskys“ befassen.
Foto: Frank Idstein (li., Gastgeber) und Eberhard Vogler (re., Referent des Abends), fotografiert von Dirk André Krams