Musik wird störend oft empfunden, dieweil sie mit Geräusch verbunden

Königs Kolumne
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Das Konzept des Hochheimer Weinfestes steht wieder einmal in der Kritik und das zu Recht.

Die Hochheimer Wohnungsbaugesellschaft mit dem ihr angegliederten Bereich Feste und Märkte betreibt seit Jahren die Umgestaltung des Traditionsfestes zu einer lärmintensiven und vom eigentlichen Zweck abgekehrten Rummelplatzveranstaltung.

Wenn jetzt die Anwohner der Hochheimer Altstadt aufbegehren, weil sie nicht mehr gewillt sind, die damit einhergehenden Beeinträchtigungen ihres alltäglichen Lebens in Kauf zu nehmen, so ist das verständlich und ernst zu nehmen.

Ursächlich ist die vielfach kritisierte Weitläufigkeit des Festgebietes. Der Schutz für Leib und Leben der Gäste des Weinfestes verschlingt zwischenzeitlich öffentliche Gelder in einer Dimension, die umgehend gebietet, das Festgebiet zu verkleinern.

Natürlich zwingt die Ausdehnung dazu, den Besucher anzulocken in Teile des Festgebietes, die er ohne musikalische Animation niemals aufsuchen oder dort verweilen würde.

Auf Bühnen, in Höfen, auf der Freifläche, überall wird der Weinfestbesucher beschallt, vielfach in mäßiger bis unterirdischer musikalischer Qualität, basslastig und in einer gesanglichen Klangfarbe zum Vergessen.

Die durchaus als angenehm empfundene musikalische Untermalung, die den Gästen den Dialog mit anderen rund um den Wein und die vielen Geschichten, die es wechselseitig zu berichten gibt, ermöglichen würde, fehlt.

Weinstandbetreiber im Auge des musikalischen Hurrikans beklagen das Fernbleiben der Besucher, die sich das Vibrato in allen Körperteilen, ausgelöst durch pure Lautstärke, nicht zumuten möchten.

Wenn Bürgermeister Westedt lauthals verkündet, dass man ein Weinfest ohne Musik nicht machen werde, offenbart er wiederholt, dass es ihm schwerfällt, die Verwaltung im Interessenausgleich zwischen den Bürgerinnen und Bürgern zu führen. Schließlich ist Westedt auch Aufsichtsratsvorsitzender der Hochheimer Wohnungsbaugesellschaft als Ausrichterin des Weinfestes.

Irritierend ist das nicht zuletzt deshalb, da Westedt weiß, dass er im Streit eine rechtlich angreifbare Position wird räumen müssen. Spätestens eine gerichtlich herbeigeführte Entscheidung wird den Ausrichter des Weinfestes zwingen, das Konzept zu überarbeiten und an den dann ergangenen Richterspruch anzupassen.

Das zu verkennen, spricht gegen die handelnden Personen.

Sich mit Besucherzahlen zu brüsten, offenbart, dass längst der Blick für die verloren ging, die sich vom aktuell gelebten Weinfest abgestoßen fühlen. Wer sagt denn, dass eine konzeptionelle Änderung weniger Besucher anlocken würde? Vielleicht kommen diejenigen wieder zurück, die dem Fest als Besucher längst verloren gingen, ohne dass die Betreiber dies wahrgenommen hätten.

Es wäre ein Leichtes, sich auf die Stärke des Weinfestes zu besinnen. Beste Qualitäten im Wein- oder Sektglas der Weinfestbesucher, das einnehmende Flair der Altstadt mit Höfen und Gassen, auslaufend in den Weinbergen.

Musikalische Untermalung, vielfältig in seiner Ausprägung, Musiker im Selbstverständnis, dass sie Teil eines Festes rund um den Wein sind und nicht umgekehrt, das ist eine Zukunft, an der auch die Bewohner der Altstadt wieder Freude empfinden könnten und nicht davor flüchten müssten.

 

 

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