MainWerk³ im Museum
Weinbaumuseum am Abend: Diesmal die 11 Jungwinzer vom MainWerk³ stellen sich und Ihre Weine vor.
19:00 Uhr
Im mittleren Gewölbe des Weinbaumuseums, welches für Veranstaltungen vorgesehen ist, sind schon keine Stühle mehr frei. Kurz gesagt, es ist schon proppenvoll. Der einzige freie Tisch ist den Jungwinzern vorbehalten.
Das Interesse an den Jungwinzern (und ihren Weinen) aus den drei Weinbaugemeinden Hochheim, Kostheim und Wicker ist nicht zuletzt nach den drei extrem gut angenommenen AfterWork-Parties im Hummelpark in Hochheim ungebrochen hoch. Diesmal ist der Altersdurchschnitt allerdings bedeutend höher als bei den AfterWork Parties. Junge Erwachsene sind nur die Winzer und Winzerinnen vom MainWerk³.
19:30 Uhr
Hendrik Ruitenberg, Ehrenamtlicher der Stadt und Gastgeber dieses Abends, begrüßt die zahlreichen Gäste zur Verkostung der 11 verschiedenen „Lieblingsweine“ der Jungwinzer und bittet alle mit den Worten, „Es ist heute einfach proppenvoll!“, schon einmal im Vorfeld um Verständnis, wenn es mit dem Einschenken mal etwas dauert. Allerdings war diese Vermutung unbegründet.
Begrüßung durch die Jungwinzer
Clemens Rosenkranz und Simon Schreiber übernehmen die Begrüßung von Seiten der Jungwinzer. „ MainWerk³ ist der Zusammenschluss von ‚Kindern‘ aus Weingütern aus Hochheim, Kostheim und Wicker!“, erläutert Clemens Rosenkranz und führt weiter aus: „Wir möchten frischen Wind bringen und den oberen Rheingau (die drei Weinanbaugemeinden am Main: Hochheim, Flörsheim-Wicker und Mainz-Kostheim) nach vorne bringen. Häufig wird der Rheingau nur von Wiesbaden bis Lorch gesehen und unsere drei wichtigen Weinbaugemeinden am Main werden vernachlässigt. Damit der obere Rheingau wieder mehr auf die Landkarte kommt, dafür stehen wir. Und als Gruppe können wir mehr dafür erreichen!“
Mein Werk
Simon Schreiber ging etwas auf die Geschichte der Gruppe ein. Die Idee gärte schon einige Jahre in den Köpfen der Jungwinzer bis sie es schließlich im Sommer letzten Jahres (2017) schafften, sich zusammenzusetzen. Dann wurde lange, ein paar Treffen lang, nach einem markanten Namen gesucht.
Dann kam die befreiende und verbindende Idee: MainWerk³, sowohl der „Main“ als auch die „3“ stehen für das verbindende Element des gemeinsamen Weinanbaugebietes. Der Glaichklang zwischen „Main Werk“ und „Mein Werk“ steht ganz bewusst für den Stolz auf die eigene Arbeit und den Anspruch, hochwertige Weine aus den herausragenden Weinlagen zu produzieren. „Mein Werk“ eben.
Jungwinzer im Vordergrund
Die Idee war, gemeinsam Veranstaltungen außerhalb der Weingüter zu machen. Dafür wurde ein Logo gesucht. Es wurde ganz modern über einen Online-Design Wettbewerb gefunden. Mittlerweile sind alle sehr froh über das einprägsame, stark reduzierte schwarzweiße Logo. Dann wurde die nächste Idee realisiert. Alle Jungwinzer produzierten einen Wein im gemeinsamen Logo für die Veranstaltungen. „Die Jungwinzer treten in den Vordergrund, die einzelnen Weingüter treten in den Hintergrund!“, konstatiert Simon Schreiber und erklärt weiter: „Der Hummelpark war nicht unsere Idee, hat sich aber als sehr gute ‚Location’ herausgestellt!
Das verdiente Geld geht in die Fortbildung
Natürlich kommt bei solchen Veranstaltungen Geld zusammen. Wir stecken das Geld am Ende des Jahres in unsere Fortbildung – wir nehmen als Gruppe an einem TrainingsKurs für einen speziellen Rebschnitt teil. Der Klimawandel macht es nötig, dass wir vorbereitet sind auf Krankheiten, die die Reben absterben lassen, diese sind schon auf dem Weg in den Rheingau. Spezielle Rebschnitttechniken, die in Italien entwickelt wurden, können die starke Ausbreitung bzw. die Anfälligkeit für den sog. Mittelmeerfeuerschwamm verhindern.“
Noch während den Erläuterungen von Simon Schreiber werden die Gläser der Gäste mit dem ersten Schluck Probenwein gefüllt.
Die Proben
Mathias Scherbaum vom Weingut Scherbaum in Kostheim tritt in die Mitte. Er ist 28 Jahre alt. Er hat seine Winzer-Ausbildung in Hochheim beim Weingut Künstler absolviert und eine Zusatzausbildung in Bad Kreuznach zum Weinbautechniker gemacht. Das Weingut Scherbaum ist bereits seit zwei Jahren zertifiziertes Öko-Weingut. Die Familie betreibt einen Gutsausschank. Sein Lieblingstropfen ist ein
2017er Rosé Secco vom Spätburgunder. Die zarte rosa Farbe, der feine Himbeerduft und der prickelnde und erfrischende Geschmack machen den Secco zum idealen leichten Begleiter zu jeder Gelegenheit.
Simon Schreiber vom Weingut Schreiber in Hochheim ist nach Winzer-Ausbildung und Studium in Geisenheim seit 2016 Weinbautechniker und arbeitet im Familienbetrieb. Den Weinkeller macht er zwischenzeitlich alleine, sein Vater kümmert sich um die Weinberge. Er gesteht: „Ich habe schon eine bissl andere Meinung als mein Vater und 2 oder 3 Dinge habe ich schon verändert.“ Der Betrieb ist z.B. komplett auf biologischen Anbau umgestellt. 2018 wird der erste Jahrgang, der komplett als ‚Bio-Wein’ deklariert werden kann. Die Vinothek zuhause ist fertig, damit kann der Wein für den regionalen Verkauf besser präsentiert werden. Sein Wein ist ein
2017er Spätburgunder Rosé feinherb. Er ist gerade über halbtrocken, deshalb feinherb. Er hat schon eine angenehme Süße mit ausgewogener Säure und feinem Bukett. Ein feiner leichter Wein zu allen Gelegenheiten, für die es nicht ganz so trocken mögen.
20:00 Uhr
Clemens Rosenkranz vom Weingut Rebenhof in Hochheim ist 24 Jahre alt. Er bekommt von seiner Familie die Gelegenheit, Wein und Weinbau in Deutschland und der Welt kennenzulernen und die nutzt er auch. Er hat seine Lehre zum Winzer in Rheinhessen, der Pfalz und im Rheingau absolviert und studiert in Geisenheim Weinbau und Önologie. Sein Studium hat er immer wieder unterbrochen, um andere Weinanbauregionen kennenzulernen und dort auch mitzuarbeiten. So war er im Herbst 2015 in Kalifornien und hat sich dort in die Welt der Burgunderweine (der Pinots) insbesondere in den Chardonnay verguckt. Später in Südafrika kam der Shiraz (Syrah) dazu, aber er merkte: „Beim Chardonnay da funkt’s!“ Ein Praktikum beim Weingut Huber in Baden und im schönen Burgund haben die große Liebe zum Spätburgunder und Chardonnay noch ausgebaut. Ein Weinberg mit Chardonnay hat das Weingut Rebenhof auch schon gepflanzt. Eine eigene Philosophie zum Umgang mit den Burgundern hat Clemens schon entwickelt. Aber selbstverständlich bleibt der Riesling in Hochheim extrem wichtig. Sein Wein ist der
2017er Riesling vom Tonmergel trocken aus der Lage Hölle „Der Tonmergel ist ein kalkhaltiger Boden. Ich mag Wein, bei dem die Herkunft schmeckbar ist. Dieser Riesling kann das, der Tonmergel ist etwas fleischiger aber genauso frisch und belebend.
David Bott vom Weingut Bott in Kostheim. Das Weingut Bott ist ein Feierabend-Weingut, weil sowohl David als auch sein Vater angestellte Weinfachleute sind. Sein Vater ist der Kellermeister vom Domdechant-Wener’schen Weingut in Hochheim. Er hat beim Weingut Künstler gelernt und dann Weinbau studiert. David arbeitet noch in einem Weinlabor in Alzey, wechselt aber in ein Weingut in Rheinhessen. „Nach drei Jahren merke ich, es wird wieder Zeit an die Trauben und Pumpen zurück zu kommen“, erklärt er und ergänzt augenzwinkernd: „Ich wäre gern in den Rheingau gekommen, aber da wollte mich keiner!“ Sein Wein ein
2017er Riesling trocken ist ein Ortswein. Die Kostheimer Lagen sind oben auf dem Hügel. Da ist es etwas windiger und etwas kühler als in den Hochheimer Lagen. Der Wein überzeugt absolut ungeschönt durch seine sehr gerade klare Art und erfrische Säure.
20:30 Uhr
Anja Schäfer vom Weingut Schäfer aus Hochheim meint, dass es bei ihr im Gegensatz zu den meisten Kollegen nicht seit Kindertagen klar war, ob sie in die Weinschiene geht. Nach der Ausbildung studiert sie aber bereits im fünften Semester an der Hochschule in Geisenheim – gemeinsam mit Clemens Rosenkranz und Juliana Venino – und hat Riesenfreude dabei. Gemeinsam mit ihrem Vater hat sie bereits die beiden letzten Ernten eingebracht und zu Spitzen-Wein gemacht. Das Weingut ist mit 7ha eher klein. (Hat aber quasi ein Abo auf höchste Auszeichnungen). Ihr Wein ist ein
2017er Stielweg Riesling Kabinett trocken. Der geht schon fast in Richtung ‚Classic’, seine feinfruchtiges leicht blumiges Aroma ist klar und das Süße-Säure-Spiel ist sehr ausgewogen. Durch seine spritzige Säure und die leichte Restsüße ist der Wein ein perfekter Begleiter von Fisch sowie Gemüse oder Salatgerichten. Anja Schäfer beendet Ihre Beschreibung mit den Worten: „Ich trinke ihn gern!“
Vincent Preis vom Weingut Preis in Hochheim outet sich direkt als das ‚Küken’ der Gruppe mit seinen 17 Jahren. Er macht gerade das Fachabi. Im Weingut hilft er seinen Eltern oder seiner Schwester schon, wo er kann, und möchte nach der Schule eine Ausbildung als Winzer machen. Ins Ausland möchte er auch unbedingt. Land, Leute und Weinanbau kennenlernen, aber auch Hochheim bekannt machen. Vincent findet den biologischen Ansatz, den einige der Kollegen schon umgesetzt haben, sehr gut. „Damit kann man der Umwelt, die all das ermöglicht, wieder etwas zurückgeben!“. Sein Wein ist ein
2017er Hochheimer Hölle Riesling Kabinett trocken. Vincent beschreibt seinen Wein: „Frisch und knackig mit rassiger Säure und feinem Aroma nach Zitrusfrüchten, das mag ich und der passt mit seiner Mineralität sehr gut zu asiatischem Essen!“
21:00 Uhr
Juliana Venino vom Weingut und Gutsausschank Hans-Jörg Venino aus Wicker. Sie hat Winzerin bei Reiner Flick und auf Schloss Johannisberg gelernt und studiert derzeit in Geisenheim. Sie hat das elterliche Weingut gemeinsam mit ihrem Bruder bereits übernommen. Beide strukturieren das Weingut und den Gutsausschank gerade etwas um. Der Wintergarten in der Wirtschaft ist gerade in Echtholz neu erweitert und umgestaltet worden. Juliana ist nicht so viel unterwegs gewesen wie die anderen von MainWerk3 , aber sie bezeichnet sich als sehr experimentierfreudig. So hat sie mit Portugieser einen in der Region eher seltenen Rotwein im Programm und die geringe Menge von ca. 700 Litern aus einer alten Pflanzung mit Scheurebe in eine fruchtige Richtung ausgebaut. Das ist der Wein den Sie für MainWerk3 bereit hält.
2017er Wickerer Stein Scheurebe trocken. Die Scheurebe ist gerade für Säureempfindliche, die mal was anderes als Riesling suchen, bekömmlich leicht und süffig mit einem zarten blumig-fruchtigen Bukett.
Janine Preis vom Weingut und Gutsausschank Preis in Hochheim ist die große Schwester von Vincent Preis. Sie ist vielen Hochheimern durch ihre Amtszeit als Hochheimer Weinkönigin 2014/15 bekannt. Tatsächlich hat sie in der Zeit als Weinkönigin erst richtig zum Wein gefunden doch zunächst Ihren BWL- Bachelor in Mainz gemacht. Jetzt ist sie im 3. Semester im Studium für internationales Weinmarketing im österreichischen Burgenland und es geht in großen Schritten auf die Masterarbeit zu. Im Weingut und den Weinbergen ist sie eher seltener, dafür ist sie mehr im Gutsausschank, in der Küche, im Service und in der Buchhaltung tätig und passend zum Studium im Weinmarketing. Neue Speisekarten sind schon gedruckt, neue Etiketten werden im Winter gestaltet. Ihr Wein ist ein
2017er Hochheimer Stein Riesling feinherb. Es ist ein typischer fruchtbetonter Riesling mit seiner erkennbaren Süße, die die Säure abpuffert, eher ein sanfter Vertreter des Rieslings mit zartem Duft nach grünem Apfel und Zitrusnoten. Der passt gut zum Fisch und hellem Fleisch aber auch als Terrassenwein einfach so.
21:30
Clemens Weilbächer vom Weingut Weilbächer und dem Gutsausschank Klosterhof aus Hochheim. Der Winzer, der auch an vielen verschiedenen Orten in die Weinproduktion reingeschnuppert hat, ist auch Stadtverordneter und kommt gerade rechtzeitig zur Präsentation seines Weines, nicht ohne allen die freudige Nachricht aus der Bauausschuss-Sitzung zu verkünden: „Für die Sanierung und Verbesserung des Hummel Parks sind gerade 200.000 € bewilligt worden. Also kann die erfolgreiche Geschichte der AfterWork-Parties von MainWerk3 in einem verschönerten Hummelpark mit besserer Infrastruktur weitergeführt werden. Sein Wein-Beitrag ist ein
2017er Hochheimer Stein Riesling halbtrocken. Der Wein stand nach der Lese 24 Stunden auf der Maische und ist erst im Anschluss gekeltert worden. Nach der Vorklärung wurde ihm die Zeit gegeben, spontan zu vergären. Er ist aber nicht ganz vergoren, welches ihm seine eigene angenehme Restsüße verleiht. Der Riesling ist einfach ‚pur’ vom steinigen Boden mit Muschelkalk – wie der Lagenname schon verrät. Der Oberboden ist sandig bis kiesig, was zu einer schnellen Erwärmung, einer frühen Blüte und einer langen Vegetationsperiode mit schneller Reife führt.
Katharina Flick vom Weingut Joachim Flick in Wicker konnte leider kurzfristig nicht an der Veranstaltung teilnehmen und dementsprechend konnte auch ihr Wein nicht ausgeschenkt werden. Die Organisatoren haben flugs umgestellt und den Krönungswein der Hochheimer Weinkönigin Dorothea I ausgeschenkt. Der
2017er Hochheimer Kirchenstück Riesling halbtrocken vom Weingut Himmel wurde vom sowieso anwesenden Peter Flick, der ja kürzlich das Weingut Himmel übernommen hat, vorgestellt. Der halbtrocken ausgebaute Riesling ist harmonisch im Süße-Säure-Spiel mit deutlicher Mineralität und zartem Fruchtbukett. Er passt mit seiner feinen Süße hervorragend in die Probenreihe kurz vor der deutlich fruchtig-süßen Auslese als Abschluss.
22:00 Uhr
Peter Flick vom Weingut Peter Flick und vom Weingut Himmel . Peter Flick aus Wicker ist jetzt in Hochheim zuhause. Er repräsentiert mit Weinbergen von der Kostheimer Weiß Erd’, über die Hochheimer Lagen wie Kirchenstück bis zum Flörsheimer Herrenberg die gesamte Bandbreite aus den drei Weinorten die MainWerk3 vertritt. Sein Großvater ist der ‚Eier-Flick’, der neben der Landwirtschaft eine Gastwirtschaft betrieb und die Eier in den Nachbargemeinden ausgefahren hat. Peter meint: „Opa hat viel gearbeitet! Mein Vater wurde wegen der Gastwirtschaft Metzger!“ Aber zur Landwirtschaft hat auch immer Weinbau gehört, dafür hat sich Peter entschieden. Er ist mit 15 Jahren zum Weingut Schäfer in Hochheim gegangen und hat dort eine hervorragende Ausbildung genossen. Danach hatte er immer den Traum, ein eigenes Weingut zu haben. Vor zehn Jahren hatte seine Familie, die zwar seit vielen Generationen auch Weinbau betrieb, gerade mal 2ha. Heute sind es 8,5 und nächstes Jahr kommt noch ein Hektar dazu. „Wir sind auch sehr reiselustig. Ich habe gerade einen fahrbaren Weinstand gekauft und wir waren damit in Hamburg und Berlin aber auch in Bad Homburg und Rüsselsheim. Wir sind sehr umtriebig und wollen mehr machen. Wir machen auf vielfachen Wunsch auch wieder eine Straußwirtschaft an neuer Stelle.“
2017er Wickerer Stein Riesling Spätlese ist mit 85g Restzucker richtig süß, die aber mit der Säure gut harmoniert und einen Duft von exotischen Früchten verströmt. Das ist genau etwas für die LiebhaberInnen der süßen Sachen.
Verabschiedung
Die Spätlese ist ein krönender Abschluss der Jungwinzer-Weinprobe. Hendrik Ruitenberg verabschiedet gutgelaunte und gut informierte Gäste, nicht ohne an die kommenden Veranstaltungen unter dem Motto ‚Weinbaumuseum am Abend’ zu erinnern, die immer am letzten Donnerstag im Monat stattfinden.
Nette Episode am Rande ist wohl, dass die komplette Anwaltskanzlei ‚Mainwerk’ aus Heidelberg an dem Abend teilnahm. Die wollten die Jungwinzer unbedingt wegen der Namensähnlichkeit kennenlernen und sich persönlich ein Bild von der Qualität der Weine machen. Wer weiß wie es weiter geht. Wir werden berichten…