Di 28. März, 20 Uhr: Eine kosmopolitische Vision
Die Verflechtung der Welt schreitet voran. Die globalen Herausforderungen unserer Zeit überfordern die Nationalstaaten. Doch für eine friedliche, gerechte und nachhaltige Weltzivilisation ist ein evolutionärer Sprung zu einer föderalen Weltrepublik erforderlich. Seit vielen Jahren setzt sich Andreas Bummel deshalb für den Aufbau eines demokratischen Weltparlaments ein. Er präsentiert die Geschichte, Relevanz und Umsetzung einer Idee, die aktueller nicht sein könnte.
Andreas Bummel ist Mitgründer und Vorsitzender von Democracy without Borders und Leiter der internationalen Kampagne für eine Parlamentarische Versammlung bei den Vereinten Nationen. Neben vielen führenden Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens unterstützen rund 1500 amtierende und ehemalige Parlamentarier
aus 150 Ländern das Vorhaben. Im Juni 2007 wurde er beim ersten Vision Summit in Berlin für seinen Einsatz für ein Weltparlament mit dem Vision-Award ausgezeichnet.
Ort: Buchhandlung Eulenspiegel
Eintritt: 12,00 €
„Die Menschheit braucht eine Stimme“
Ein Kurzinterview mit Andreas Bummel
Ist der Begriff Weltparlament nicht ziemlich gewagt heutzutage?
Andreas Bummel (AB): Der Begriff des Weltparlaments eröffnet ja gerade die Frage, wie die Ordnung der heutigen Welt weiter gestaltet werden müsste. Er bietet angesichts von Brexit und Donald Trump eine positive Vision für die Zukunft der Globalisierung an. Insofern: Ja, der Begri ist gewagt, aber er ist not- wendig und muss debattiert werden.
Wie enthusiastisch kann man überhaupt sein, wenn man angesichts der gegenwärtigen Weltlage mehr Demokratie realisieren will?
AB: Das kann man sich in der Tat fragen. Trotzdem müssen wir eine Weltordnung anstreben, die die Menschenrechte anerkennt und das Recht eines jeden, unter menschenwürdigen Bedingungen zu leben. Die strukturelle Gewalt muss aus dem internationalen System entfernt werden. Dazu gehören institutionelle Reformen und mehr Demokratie.
Wird ein Weltparlament durch zu viele Einzelinteressen nicht handlungsunfähig?
AB: Die Vertreter einzelner Gruppen müssten gemeinsame politische Grundlagen erarbeiten, die es ihnen ermöglichen, zusammenzuarbeiten und so eine Rolle innerhalb eines Weltparlaments zu spielen. So ist es auch im EU-Parlament. Das würde dabei helfen, globale Probleme nicht nur aus der Perspektive nationalstaatlicher Interessen zu sehen.
Der erstarkende Nationalismus ist für die Kampagne sicher nicht förderlich?
AB: Viele Menschen empfinden heute eine zweifache Zugehörigkeit: einmal, Teil der Menschheit zu sein, einer Gemeinschaft auf diesem Planeten, mit der sie vieles teilen. Das kommt zur nationalen Identität hinzu.
Auf der anderen Seite haben wir rechtspopulistische Demagogie, die Ängste und Fremdenfeindlichkeit schürt und einen kompletten Rückzug propagiert. Irgendwann wird sich herausstellen, in welche dieser Richtungen der Mainstream gehen wird. Ich bin nach wie vor optimistisch. Wer rational über die wichtigsten politischen Fragen nachdenkt, muss erkennen, dass national nicht mehr viel auszurichten ist.
Text und Bild: Buchhandlung Eulenspiegel