DRK-Hochheim weiß sich und anderen zu helfen
(bh/drk) – An den vergangenen zwei Wochenenden (05.-07.18 und 12.-14.10.18) -jeweils am Freitagnachmittag (16:00 – 20:00 Uhr) sowie samstags und sonntags (ganztägig, 09:00 – 18:00 Uhr) – war die Unterkunft der DRK Ortsvereinigung Hochheim am Main e.V. Treffpunkt für 25 ehrenamtliche Rettungsdienst-Fachkräfte (Rettungssanitäter und Rettungsassistenten), die ihre gesetzlich geregelte Jahres-Fortbildung absolvieren wollten. Solche (regelmäßigen) Fortbildungen sind Voraussetzung dafür, dass die Einsatzkräfte im Rettungsdienst Einsätze übernehmen können.
Am ersten Freitag (05.10.18) stellten die Ausbilder den aktuellen „Schwerlast-Rettungswagen“ im Main-Taunus-Kreis und dessen Bedienung vor.
Nicht nur eine einfache Erläuterung und Demonstration des Fahrzeuges gehörte zur Fortbildung, jeder Teilnehmer konnte auch selbst einmal Hand anlegen, um sich mit den Besonderheiten dieses Fahrzeuges vertraut zu machen.
Auch eine erneute Einweisung in die EKG-Defibrillator-Einheit „C 3“, mit der auch der Schwerlast-RTW – wie auch die weiteren Rettungswagen des Rettungsdienstes im MTK – ausgestattet ist, gehörte zum Unterrichtsstoff dieses Nachmittages.
Weiterer Bestandteil war die Wiederholung und Vertiefung des Wissens bei den aktuellen Anamnese-Techniken, mit denen eine zielgerichtete und zügige Arbeitsdiagnose gewährleistet wird, die dann wiederum Basis für das weitere Vorgehen der Rettungskräfte sein soll. Begriffe wie das „ABCDE-Schema“, „SAMPLER“ oder „FAST“ waren danach kein Unbekannten mehr und wurden dann am darauf folgenden Samstag an Hand zahlreicher Fall-beispiele angewandt und trainiert.
Der Samstag (06.10.18) begann zunächst mit einer Vertiefung und Wiederholung der voran gegangen Unterrichtseinheiten, bevor der Rest des Tages dem aktiven Training der erlernten Schemata zur zügigen Stellung der Notfall-Diagnose, aber auch der Maßnahmen der dafür notwendigen Versorgung der fiktiven Kranken bzw. Verletzten – durchaus unter dem real erfahrbaren Stress der „gespielten“ Notfall-Situationen.
Der Sonntag begann mit einem leider aktuellen Thema:
Der Wundversorgung bei terroristischen Anschlägen sowie der Gefahr des sogenannten „second hit“, bei dem Einsatzkräfte, die den Opfern eines Anschlages helfen wollen, fallweise selbst Opfer eines zweiten, zeitverzögert erfolgenden Anschlages werden können.
Ein Beamter der Polizei Hessen mit notfallmedizinischer Ausbildung vermittelte hier die notwendigen Maßnahmen, die unter großem Zeitdruck trotzdem die effektive Versorgung der Betroffenen sicherstellen soll.
Auch hier war der Rest des Tages für praktischen Übungen reserviert, an denen sogar extra eine speziell geschulte Gruppe des Malteser-Hilfsdienstes beteiligt war, die mit Hilfe von Schminke und viel Kunstblut bei wechselnden Übungslagen ein beklemmend realistisches Gefühl für die fiktive Einsatzsituationen aufkommen ließen.
Da diese Übungen sehr realistisch wirkten und alle Kräfte (Verletztendarsteller wie auch Schulungsteilnehmer) mit hohem Engagement arbeiteten, war jeder froh, als am Ende des Tages das Schulungs- und Trainingsziel erreicht war.
Am zweiten Wochenende (12.-14.10.18) stand am Freitagnachmittag zunächst das obligatorische „update“ zum Thema „Hygiene“ auf dem Lehrplan. Bei welchen Krankheitsbilder können bzw. müssen besondere Maßnahmen ergriffen werden, damit der zu versorgende Patient, aber auch Einsatz-Fahrzeug und -Personal sowie die aufnehmende Versorgungseinrichtung unter möglichst optimalen hygienischen Umständen sicher arbeiten können bzw. versorgt werden.
Auch hier wurde nicht nur „Theorie gepaukt“ sondern auch die Anwendung z.B. spezieller Schutzanzüge demonstriert oder die praktische Durchführung und Nutzung von Desinfektionstechniken geübt.
Der Samstag (13.10.) stand unter dem Thema „Reanimationstraining und Früh-Defibrillation“- hier wurden zunächst nochmals die korrekten, zielgerichteten Abläufe bei einer Wiederbelebungsmaßnahme vermittelt bzw. vertieft und dann war erneut ausreichend Gelegenheit an speziellen Übungspuppen die Abläufe und Maßnahmen zu üben. Das hierfür keine Mimen zum Einsatz kommen konnten ist dem Umstand geschuldet, das bei der Defibrillation („Elektroschock“ beim Herzkammer-Flimmern) „echte“ Geräte mit entsprechenden Stromimpulsen zum Einsatz kamen, die von den Übungspuppen „neutralisiert“ werden – bei einem menschlichen Verletztendarsteller zu erheblichen Schäden führen könnten.
Am letzten Tag der Rettungsdienst-Fortbildung wurden nochmals die Einsatzstrategien und das taktische Vorgehen bei Einsätzen mit vielen gleichzeitig Betroffenen bzw. Verletzten im MTK besprochen, wie z.B. bei einem Großbrand in einem Hochhaus.
Passend dazu referierte Dr. med. Benjamin Gerber – Anästhesist in der Univ.-Klinik Mannheim – über Gefahren und Versorgung der Rauchgas-Intoxikation.
Der zweite Teil des Sonntags war dann für eine Übung mit einer dynamischen Patientensimulation reserviert.
Hier mussten zwar „nur“ fiktive Patienten bzw. entsprechende, vorbereitete Arbeitskarten versorgt werden, aber durch die Gestaltung der Simulation (Einzelmaßnahmen war ein entsprechender Zeitbedarf zugeordnet) und der Arbeitskarten (durchgespielte Einzelmaßnamen ergeben – je nach korrekter Anwendung bei entsprechender Notwendigkeit) entsprechende neue Situationen bzw. „Patientenzustände“.
Da auch hier „Einsätze“ mit vielen gleichzeitig „Betroffenen“ zu bewältigen waren – und der „Spielregel“, das Einzelmaßnahmen wie z.B. das Anlegen eines Verbandes einen Zeitbedarf von X haben – kamen auch hier durch die Struktur des Übungsablaufes die Lehrgangsteilnehmer zumindest gefühlt in Stress-Situationen.
Am Ende des Tages konnte Lehrgangsleiter Sebastian Grund jedoch für alle ein positives Fazit ziehen: Sowohl die Schulungsteilnehmer wie auch die Ausbilder waren mit dem Verlauf wie auch den erreichten Lehrgangszielen mehr als zufrieden und hoffen, dass die nächste Jahres-Fortbildung genauso interessant wird und das die Teilnehmer ebenso engagiert mitarbeiten.
Titelbild: Der gedachte Patient, tatsächlich eine Übungspuppe muss defibrilliert werden
Bild: Eine massive Blutung, dargestellt durch eine Mime mit Theaterblut, muss schnellstmöglich versorgt werden
Bildnachweis: DRK Hochheim