Hochheim-Flörsheimer Lions packen im Mainzer Garnisonsmuseum tatkräftig mit an

(Prof. Dr. med. Sven Kantelhardt) Ende August lieferte die auf Steinmetzarbeiten spezialisierte Sauer GmbH aus Budenheim den dritten und vorerst letzten restaurierten Sandsteinblock auf die Mainzer Zitadelle. Es handelt sich um den Grabstein eines napoleonischen Offiziers, welcher seit 1814 ein Grab auf dem alten Mainzer Friedhof zierte. Regen, Schnee, und Wind haben diesem im Laufe von gut zwei Jahrhunderten erheblich zugesetzt. Die Inschrift war so stark verwittert, dass sie nur mit viel Mühe noch lesbar war. Nun ist der Grabstein vor weiterer Erosion geschützt in den Räumlichkeiten des Garnisonsmuseums Mainz.
Die letzte Gedenkstätte des Capitaine de Gondrecourt

Mitglieder vom Lions Club Hochheim-Flörsheim, Förderverein Mainzer Garnisonsmuseum und der Firma Sauer aus Budenheim nehmen den fertigen Stein in Empfang. Von links nach rechts: Thomas Haardt und Frank Rittmeyer (Vorstandsmitglieder Mainzer Garnisonsmuseum), Ulrich Schulz (Geschäftsführer der Sauer GmbH und Mitglied im Mainzer im Garnisonsmuseum), Alexander von Renz (Zweiter Vorsitzender Mainzer Garnisonsmuseum und Hochheimer Lion), Joachim Müller (Vorstandsmitglied Mainzer Garnisonsmuseum), Dr. Martin Ullner (Hochheimer Lion und Mitglied Mainzer Garnisonsmuseum) sowie Kai Gundlach (Vizepräsident des Lions Clubs Hochheim-Flörsheim).
Foto: Lions Club Hochheim-Flörsheim, Alexander von Renz
Capitaine Amédé de Gondrecourt starb nicht im Gefecht. Nach dem gescheiterten Russlandfeldzug Napoleons entkam er aus den verschneiten Weiten und überlebte auch die Völkerschlacht in Leipzig, bei der die nunmehr verbündeten Russen, Preußen und Österreicher Napoleons Heer eine entscheidende Niederlage beibrachten. Die französischen Truppen sammelten sich in Mainz und Umgebung, doch bei der folgenden Belagerung durch die Bündnistruppen brachen in den beengten Mainzer Quartieren Krankheiten aus. 16.000 Franzosen und 2.500 Mainzer Bürger fielen der auch als „Typhus de Mayance“ berüchtigten Seuche zum Opfer, bevor Napoleon sich weiter nach Westen zurückzog und die Bundestruppen die Stadt befreiten.
Capitaine Gondrecourt war einer der unzähligen Toten. Dabei hatte er als Offizier und Spross eines alten französischen Adelsgeschlechtes noch das Glück, nicht anonym in einer Sandgrube bestattet worden zu sein, wie sie gerade 2018 bei Bauarbeiten auf dem Gelände der Mainzer Schützengesellschaft gefunden wurde.
Zum Streit gehören immer (mindestens) zwei. Daher hat das Garnisonsmuseums unter Leitung seiner beiden Vorsitzenden Wolfgang Balzer und Alexander von Renz unter Mithilfe von Dr. Kathrin Nessel von der Denkmalschutzbehörde nicht nur den Grabstein des Franzosen Gondrecourts, sondern auch den eines österreichischen und eines preußischen Offiziers vom alten Mainzer Friedhof restaurieren lassen und im Garnisonsmuseum in Sicherheit gebracht.
Die letzten Meter Transport in Handarbeit

Millimeter um Millimeter hieven die Mitglieder des Mainzer Garnisonsmuseums und des Lions Clubs Hochheim-Flörsheim den schweren und historisch wertvollen Grabstein vom Transporter der Sauer GmbH.
Foto: Lions Club Hochheim-Flörsheim, Alexander von Renz
Neben den Mitgliedern des Garnisonsmuseums war auch der Lions Club Hochheim-Flörsheim an der Aufstellung des Grabsteins im Garnisonsmuseum tatkräftig beteiligt. Die Anlieferung der Sauer GmbH überwachte zudem deren Geschäftsführer Ullrich Schulz höchstpersönlich. Dann aber waren zahlreiche weitere Hände notwendig, um den gerade restaurierten Grabstein unbeschädigt vom Transporter in das Museum in den Kasematten der Mainzer Zitadelle zu bringen.
Gemeinsam mit den Vorstandsmitgliedern des Mainzer Garnisonsmuseum Frank Rittmeyer, Joachim Müller und Thomas Haardt sowie Ulrich Schulz von der Sauer GmbH sorgten die Hochheim-Flörsheimer Lions Vizepräsident Kai Gundlach, Alexander von Renz (auch Zweiter Vorsitzender des Mainzer Garnisonsmuseums) und Dr. Martin Ullner für den sicheren Transport auf den letzten Metern.
Die Garnisonsstadt Mainz und ihr Vorposten Hochheim
Zwischen diesem Projekt in Mainz und einem weiteren in Hochheim besteht eine historische Brücke: Alexander von Renz und Prof. Dr. med. Sven Kantelhardt sind sowohl Mitglieder im Lions Club Hochheim-Flörsheim als auch im Förderkreis Mainzer Garnisonsmuseum e.V.. Sie beschäftigen sich neben der Bewahrung der Grabsteine im Mainzer Garnisonsmuseum mit der Dokumentation und Sichtbarmachung historisch zusammenhängender Ereignisse in Hochheim.
Die nach der Völkerschlacht zurückflutenden Franzosen hatten die heutige Wein- und Sektstadt als Vorposten für ihre Brückenköpfe auf rechtsrheinischem Gebiet (Mainz-Kastel und Mainz-Kostheim) vorgesehen. 2000 Soldaten und 18 Kanonen waren daher in Hochheim stationiert. Weitere knapp 15.000 Mann des Corps von General Bertrand aus Kastel waren im Begriff, den Kippel genannten Hügel westlich der heutigen Autobahnausfahrt Hochheim- Süd mit zwei Redouten (Befestigungswerken) zu sichern. Die nachdrängenden Alliierten entschlossen sich jedoch zum Angriff, bevor die Schanzarbeiten in Hochheim und auf dem Kippel abgeschlossen waren.
Am 13. November 1813 kam es zur Schlacht. Die Alliierten stürmten Hochheim und warfen die Truppen auf dem Kippel nach Mainz-Kastel zurück. 775 Franzosen und 212 Alliierte blieben auf dem Schlachtfeld. Die überwiegende Menge dieser Männer wurde eilig dort, wo sie fielen, verscharrt, denn der Platz wurde als Aufmarschgebiet für die Belagerung von Mainz gebraucht. Die auf dem Kippel Gefallenen blieben unter den heutigen Weinbergen, die im durch die vorhergehende Einquartierung französischer Truppen bereits völlig ausgehungerten Hochheim begrub man ebenfalls dort, wo sie lagen: unter dem Kirchhof und unter öffentlichen Plätzen, vor allem aber in den Weinkellern hinter der von den Franzosen verstärkten Stadtmauer beidseits der Chaussee nach Frankfurt, der heutigen Mainzer Straße.
Historische Verantwortung
Gemeinsam mit dem Partnerclub des Lions Clubs Hochheim Flörsheim, dem Lions Club Charenton-le-Pont bei Paris, soll diese tragische Episode der deutsch-französischen Geschichte wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit und der kommenden Generationen bringen. Ein Grund mehr an der Deutsch-Französischen Freundschaft, wie der zwischen den beiden Clubs gelebt wird, für alle Zeiten festzuhalten.