Hochheimer Köpfe heute: Thomas Pokoyski
Wie angekündigt wird das Weinstadtjournal in Zukunft Porträts von interessanten Hochheimer Köpfen (oder Persönlichkeiten, welche Hochheim und Umgebung beeinflußen) in unregelmäßiger Folge veröffentlichen. Wir beginnen in Hinblick auf das bevorstehende Weinfest mit Thomas Pokoyski, einem der Macher der Hochheimer Veranstaltungen.
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Thomas Pokoyski unser Leiter des „Geschäftsbereich Feste, Märkte und Veranstaltungen“, der häufig als „Marktmeister“ bezeichnet wird, ist bekennender Idsteiner. „In der vierten Generation “, wie er betont. In Idstein hat er auch sein Handwerk in der Verwaltung gelernt und seinen technischen Fachwirt absolviert. Beim Hessentag in Idstein war er im Organisationsteam unter anderem für das Aktionsbühnen-Programm, die Durchführung eines abfallarmen Hessentages und die Organisation des Festzuges zuständig. War das schon der erste Fingerzeig zu seiner heutigen Aufgabe?
BIOGRAFISCHES
Nach dem gelungenen Hessentag hat er 2003 in Hochheim die Stelle als Bauhofleiter übernommen. Mit kreativen Maßnahmen, wie dem Brunnen am Rondell nahe dem WPS und dem gemeinsamen Auftritt als schnelle Eingreiftruppe, hat er versucht, neben der Erfüllung der Aufgaben auch das Image des Bauhofs zu verbessern.
Im September 2008, 14-Tage vor Marktbeginn, ist er dann von Frau Munck, der damaligen Bürgermeisterin, gefragt worden, ob er sich vorstellen kann, den gesundheitlich schon angeschlagenen Herrn Beulich zu unterstützen. Herr Beulich erkrankte danach so heftig, dass Thomas Pokoyski die Aufgaben ganz übernahm.
Ganze zwei Jahre hat er dann die Doppelfunktion als Bauhofleiter und Marktmeister ausgefüllt. Dann musste die Fokussierung auf den Bereich her, um sich nicht zu zerreißen. Und mit Unterstützung von Frau Bergmann ist er nun seit Jahren die Identifikationsfigur für den Hochheimer Markt, das Weinfest und den Wochenmarkt.
Flut der Bewerbungen reißt nicht ab
„Unser größter Erfolg ist, dass die Flut an Bewerbungen von Ausstellern für den Hochheimer Markt nicht abreißt.“, resümiert er und ergänzt: „Frau Bergmann und ich haben es geschafft, wie Dekoy und Beulich und die Marktmeister davor, den Hochheimer Markt so attraktiv zu halten und die Nachfrage durch Beschicker und Austeller groß zu halten. Zeugnis für die hohe Qualität ist auch, dass 90% Stammbeschicker sind.“
Es waren viele Marktmeister in den vergangenen Jahrhunderten. (beim Schreiben dieser Zeilen wird mir die Demut und die Reichweite seiner Aussage bewusst)
Der Markt ist 6 Jahre älter als Kolumbus’ Entdeckung Amerika´s
Der Hochheimer Markt, der dieses Jahr der 533. ist, gilt als einer der größten deutschen Jahrmärkte. Er lockt an den fünf Tagen im Herbst mit über 700 Ständen auf ca. 70.000 m2 bis zu 600.000 Besucher an. Die Wetterbedingungen am ersten Novemberwochenende sind ausschlaggebend dafür, wie hoch der Erfolg ist. Selbst hohe Temperaturen und Trockenheit führen zu brummigen Misstönen, weil dann kein Glühwein verkauft wird. Bei Regen und Matsch gibt dann mal die Menge an Holzschnitzel, die wie von Geisterhand vom Bauhofteam in die größten Matschpfuhlen und Pfützen verteilt werden, Anlass zur Beschwerde.
Aber die Besucher, die Beschicker und die Anwohner feiern gemeinsam den Markt und trotzen jedem Wetter. Es ist Markt, da gehen wir hin – egal wie das Wetter ist. Bei Regenwetter strömen die Leute mit Gummistiefeln, bei Frost werden Schals und Handschuhe gekauft, wie die warmen Semmeln. „Es ist nicht möglich und auch nicht gewollt, das Weihergelände wie die Theresienwiese in München, komplett zu betonieren“, stellt Pokoyski fest. Der Weiher ist ja unser „Central Park“. Das Parkartige daran muss erhalten bleiben. „Kein Baum soll wegen des Marktes weichen. Im Gegenteil: kluge Pflanzungen in Absprache erhöhen doch den Reiz.“, ergänzt er zu dem Thema.
Besonderen Dank gilt dem Zusammenhalt mit den Anwohnern. Schließlich ertragen die Anwohner den fünftägigen Rummel und freuen sich über die 400m Bauzäune, die Ihre Eingänge und Grundstücke vor enthemmten und blasengedrückten Besuchern beschützen. Aber auch die Pudelmützen-Verkäufer halten dem Markt die Treue, auch wenn viele Besucher im T-Shirt an ihnen vorbeiziehen – wie zuletzt 2015.
Die Zeit der großen Achterbahn ist vorbei
VIERTAUSEND QUADRATMETER FALLEN DIESES JAHR WEG
Für den Markt 2017 vom 3. bis 7. November stellt der Wegfall des 4.000 m2 großen Bereiches am Brunnenrondell, dem Ex-Möbel Busch-Gelände, die größte Herausforderung dar. Das Gelände war überwiegend Fahrgeschäftsbereich. Die Pendelei des Fahrgeschäftspublikums, die vom Spektakel in der Mitte zum Highlight am Rand gezogen sind – wird wegfallen. „Die Zeit der großen Achterbahn ist vorbei. Für die Fangemeinde verliert der Markt dadurch an Attraktivität. Wie bekommt das der Alleestraße und den Ständen dort?“, fragt sich Pokoyski. Aber das Gelände ist verkauft. Das ist Fakt. „Jetzt gilt es, zu schauen, wie wir den Markt auch in diesem Segment interessant halten. Dabei hilft uns auch der Austausch mit unseren Schaustellern oder der Besuch anderer Veranstaltungen, denn Veränderungen gibt es natürlich auch in anderen Städten. Nicht zuletzt trägt aber auch meine 26-jährige Kollegin dazu bei, die nochmal einen anderen Blick auf die Veranstaltungen hat. Und das ist gut so.“, sagt er.
DAS WEINFEST vom 07. bis 10. Juli 2017
Unser Weinfest, eines der großen Weinfeste im Rheingau, hat, im Gegensatz zum Markt, Konkurrenz. Gleichzeitig finden das Schiersteiner Hafenfest und einige andere lokale Feste statt. Die lückenlose Bestückung der Mainzer Straße Straße ist erneut eine der diesjährigen Herausforderung. „Wenn die ‚Hochheimer Terrassen’ (die Pächter des Hochheimer Hofes) noch Interesse am Weinfest finden würden, wäre das sicher hilfreich für den so genannten Lauf in diesem Veranstaltungsbereich. Auch weil das Weingut Künstler seit vergangenen Jahr wieder vertreten ist und seinen hinteren Hof öffnet, worüber wir uns sehr freuen.“, sagt Pokoyski.
Das Weinfest ist mit über 130 Ständen und Weinhöfen bedeutend. Richtig groß wird es durch die sieben Open Air-Musikbühnen. Das ganze Programm kann ohne Eintritt genossen werden.
Die Bühnen im Einzelnen:
1 Im Weinegg – Weingut im Weinegg
2 Lions-Club (direkt daneben)
3 Mainzer Straße – Poststübchen
4 ehem. Kyritz Nähe Madonna – GLOBUS
5 Kälberplatz – Taunus Sparkasse
6 Backeswied – RPR1.
7 In den Weinbergen – Diefenhard und Singer‘s
Die vielen Bühnen mit den unterschiedlichen Programmen geben dem Weinfest einen frischen, modernen Charakter. Die Musik tut viel für die angenehme Stimmung und Atmosphäre des Weinfestes und das passt zum Hochheimer Slogan – Lebensfreude genießen. Mit dem umfangreichen musikalischen Programm hebt sich das Weinfest von den Konkurrenzveranstaltungen der näheren Umgebung deutlich ab und sichert sich so feste Besucherzahlen. Die in der so genannten Weinfestkommission vertretenen Hochheimer Winzer loben das Konzept, arbeiten und planen gemeinsam mit Pokoyski und Bergmann.
Hier das pdf vom 68-Hochheimer Weinfest Programm.
Zur PERSON
Thomas Pokoyski besitzt eine große Bandbreite, um sich auf unterschiedliche Personen einzustellen. Er kann sowohl im Interview glänzen als auch mal hessisch „Tacheles“ reden. Man spürt aber, dass er es vorzieht, Dinge zu tun und sich um Details zu kümmern, als sich auf politisches Parkett zu begeben. Obwohl er auch hier, aufgrund seiner eigenen lokalpolitischen Erfahrungen weiß, wie der Hase so laufen kann.
Gleichzeitig ist er Familienmensch. Er hat zwei Kinder. Einen 20-jährigen Sohn und eine 12-jährige Tochter. Er steht also schon dadurch „Mitten im Leben“. Er erzählt auch von seiner Frau, die gerne in Hochheim einkaufen geht und Hochheim und seine Feste bereits vor ihm kannte und mochte. Sie hat ihm auch zugeraten eine Hochheimer Schlüsselfunktion zu übernehmen. Aber er erzählt auch:
„Freude – gemeinsam mit mir auf Veranstaltungen zu gehen, macht es meiner Frau nicht immer, weil sich mein Blick doch all‘ zu häufig auf das Organisatorische fällt, denn auf das Angenehme. Den Müll, die Sicherheit(slücken) oder die Stolperfallen. Das nervt gewaltig – aber was soll ich dagegen tun? In solchen Momenten abzuschalten, fällt mir nicht leicht.“
Sein Arbeitsplatz
Es ist überraschend hell hier an dem wolkenverhangenen Maitag. Es knarzt und knaakst bei jedem Schritt auf der Empore durch das stylish-ausgeräumte Gebäude in der Burgeffstrasse 32. Hier ist der Besprechungsraum, der nach innen nur durch Glaswände getrennt ist. Nebenan, genauso offen, sind die Arbeitsplätze von Thomas Pokoyski und Rachel Bergmann. Das sind aber auch beneidenswert schöne Arbeitsplätze.
Das gesamte Gebäude, vor allem die Innenarchitektur, verbindet Tradition und Moderne und strahlt Offenheit und Freundlichkeit aus. Das passt zu Hochheim und seinen Veranstaltungen.
Die ACHILLESFERSE
Die Profitabilität
Ein normaler Markt ohne Wetterkapriolen ist bisher profitabel. „Die tatsächlichen Kosten wären aber transparenter und vielleicht auch ein Stückweit „gerechter“ verteilt, wenn man eine Linie um das eigentliche Marktgelände ziehen würde, und nicht alle Kosten z.B. für die verkehrslenkenden Maßnahmen, den Busverkehr oder LKW-Sperren in Zufahrtsstraßen etc. hineinrechnen würde.“, meint Pokoyski. Die Kosten für die Sicherheit sind stark gestiegen – aber unumstritten notwendig. In vielen deutschen Städten gibt es zwischenzeitlich allerdings ein entsprechendes Budget im Haushalt, mit dem vergleichbare Veranstaltungen bzw. Veranstalter entlastet werden.
Das Weinfest ist defizitär. Auf der Sparenseite ist nicht mehr viel zu holen. „Es gibt keine Ferz und nichts, was man nicht braucht.“ Die Reinigung und Entsorgung ist optimiert, die Abfallinseln mit 240 Liter Tonnen und die schon lange bestehende ZAS (Zentrale-Abfall-Sammelstelle für die Betreiber) halten die Entsorgungskosten sehr gering. Seit die vielen großen Abfallinseln da sind, entsorgen die Besucher Ihre Abfälle größtenteils selbst. Seitdem wir den Flaschenpfand eingeführt haben, hat sich der Glasbruch deutlich verringert.
Ein Teil der Bühnen ist privat finanziert, auch das gehört zum neuen Konzept des Weinfestes. Das Bühnenprogramm der drei Bühnen die in den städtischen Verantwortungsbereich fallen, werden komplett über Sponsorengelder finanziert. Die Bands und Musikacts bringen Ihre eigene Technik und Anlagen mit. Das ist hier und da vielleicht ein kleiner Qualitätsverlust, spart aber deutlich Geld.
Auf der Einnahmenseite wurde das Hochheimer Weinfestglas eingeführt. Das verspricht jährliche Mehreinnahmen von bisher rund 20.000 €. Dieses Jahr haben wir neue Sponsorenpakete geschnürt, die das Interesse weiterer Sponsoren erhöhen sollen. Überhaupt hat die die „Sponsorenpflege“ einen hohen Stellenwert in unserem Aufgabenbereich. Der regelmäßige Kontakt ist uns sehr wichtig, ohne unsere Sponsoren wäre einiges nicht möglich.
„Wir schauen weiter kritisch auf die Kosten und suchen nach Einsparmöglichkeiten und wo es etwas zu optimieren geben könnte. Und wir versuchen auch, neue Ideen auf der Einnahmenseite zu generieren und dann auch genehmigen zu lassen. Die Verantwortlichen müssen sich aber bewusst sein, das zu einer Stadt der Lebensfreude, anspruchsvolle Veranstaltungen gehören und die kosten eben auch Geld…“, resümiert Pokoyski mit Blick auf die Fachmagazine für Feste und Märkte.
SZENISCHES
„Mein Job ist außergewöhnlich. Ich bin froh, dass ich neue Ideen einbringen und kreativ sein kann. Es bereitet mir große Freude, Hochheim und seine bedeutenden Feste – modern und zugleich aber auch traditionell weiter erhalten und voran bringen darf. Manchmal wundere ich mich aber auch immer mal wieder über die Reaktionen, wie bei unserem City Skyliner (anstelle des Riesenrades) im vergangenen Jahr. Hochheim ist doch beispielsweise Modellkommune Inklusion. Erstmals konnten Rollstuhlfahrer auch mal ein Fahrgeschäft nutzen, die Begeisterung – übrigens auch bei vielen Senioren – war riesengroß. Aber viele, die wahrscheinlich noch nicht einmal selbst Riesenrad fahren, haben sich beklagt, dass das Rad fehlt. Mit den Betreibern war das übrigens bereits lange vorher besprochen und dieses Jahr ist das Riesenrad planungsgemäß natürlich wieder vertreten.“
Schluss
Thomas Pokoyski bezeichnet den Geschäftsbereich Feste, Märkte und Veranstaltungen der in der Hochheimer Wohnungsbaugesellschaft integriert ist, als den „Veranstalter der Stadt Hochheim“. Pokoyski lebt diesen Aufgabenbereich und füllt ihn mit Herzblut.
Er kennt zwischenzeitlich fast jeden einzelnen Hochheimer Marktbeschicker, jeden Standbetreiber und hat zu allen Themen rund um die Hochheimer Veranstaltungen eine klare Vorstellung, die er auch begründen kann. Seien es die Präventionsmaßnahmen für Jugendliche oder der Verhaltenskodex für Veranstalter, der mit gelben und roten Karten durchgesetzt wird. Und wenn es neue Strömungen gibt, nimmt er sie war und ist gegebenenfalls zur Stelle. So hat der Rewe am Markt in Absprache mit dem Ordnungsamt freitags und samstags früher geschlossen, um sehr erfolgreich den massenhaften Kauf von hartem Alkohol zum ‚Vorglühen‘ einzuschränken. So gibt es mehr Weinberg am Weinfest und ein schöner Rundlauf über den Herrnbachpfad, der das Weinfest insgesamt aufwertet.Bis dahin.
WSJ: Herr Pokoyski, Danke für das Gespräch, dass uns entgegengebrachte Vertrauen und Ihre Offenheit.
Beitragsbild: v.l. Thomas Pokoyski, Rachel Bergmann.
Aufgenommen in der Küche des Hochheimer Weinbaumuseums