Katjas Chance

Seit November werde ich von so vielen lieben Menschen begleitet, die meine Geschichte über das Internet verfolgen. Innerhalb weniger Wochen bekam ich so 50.000 Euro geschenkt, um meine Multiple Sklerose (MS) in Moskau mittels einer autologen Stammzelltransplantation behandeln lassen zu können. Dafür von ganzem Herzen Danke! Dieser 4-wöchige Aufenthalt im  Nationalen Pirogov Hospital war eine sehr besondere Erfahrung. Ich werde deshalb in mehreren Teilen von meiner Reise berichten. Im Folgenden erzähle ich Euch von meiner Ankunft in Moskau sowie den ersten Eindrücken.

Die Moskauer Klinik, ein fabelhafter Ort
Es sind jetzt schon 3 Monate vergangen seitdem ich nach Moskau aufgebrochen bin. Wenn ich an die Pirogov Klinik Abteilung A.A Maximov für Hämatologie und Zelltherapie zurück denke, ist auch Wehmut dabei. Mein Aufenthalt dort war kein bitterer Kampf, sondern durchweg optimistisch und freudig.

Pirogov Klinik A.A Maximov

Am 18. Februar 2019 landete ich am Moskauer Flughafen Domodedovo, um meiner MS die Stirn zu bieten. Ich war angespannt und nervös, als ich von meinem Fahrer begrüßt wurde, der mich in einer 1-stündigen Fahrt durch den dichten Moskauer Verkehr zur Klinik brachte. Das Hospital ist umzäunt sowie durch Wachpersonal gesichert und kann nur mit einem speziellen Formblatt betreten werden – es steht unter staatlicher Aufsicht. Für deutsche Gewohnheiten wirkt dies zunächst befremdlich, ist in Moskau aber durchaus üblich und vermittelte mir persönlich das Gefühl ,an einem sicheren Hafen angekommen zu sein.

Sobald ich die Klinik betrat, fühlte ich mich glücklich. Anspannung und Nervosität waren direkt verschwunden, ich war einfach nur überglücklich endlich am Ziel zu sein. Ich wurde von Anastasia in Empfang genommen, die genauso herzlich ist, wie ich vom Hörensagen vermutete.  Sie ist ein paar Jahre jünger als ich und die rechte Hand vom behandelnden und leitenden Arzt Dr. Denis Fedorenko.

Anastasia Panchenko

Anastasia war selbst vor einigen Jahren an MS erkrankt und auch sie hörte von ihren Neurologen, dass die Krankheit unheilbar und zu tolerieren sei. So wie heute alle ihre Patienten fand auch sie ihren Weg ins Pirogov Center zu Dr. Fedorenko, um ihre MS mittels Stammzelltransplantation zu stoppen – mit Erfolg. Ihre Erfahrung machte sie zum Beruf und organisiert nun alles, was die Aufnahme und den Aufenthalt der Patienten betrifft sowie viele Kleinigkeiten zwischendurch, die mir den Besuch so unkompliziert und wohlig machten.

Anastasia bedankte sich beim Fahrer, der sich daraufhin bei mir verabschiedete und er fragte: „Are you scared?“, ob ich Angst habe. Nein! Und ich war mir einer Antwort selten so sicher.

Ich habe neue Freunde gewonnen, die wie eine große Familie sind
Kaum hatte ich mein Zimmer betreten und meine Koffer abgestellt, huschte Dr. Denis Fedorenko über den Gang. Ich fing ihn direkt ab, um ihn zu begrüßen. Er freute sich sehr und stellte mich wie üblich den anderen Patienten in ihren Zimmern vor. „You are here as a friend, we are family here.“, sagte er – ich sei als Freund hier, wir seien wie eine Familie. Dies sollte er noch mehrmals sagen und die Tiefe dieser Aussage wird mir besonders jetzt nach meiner Rückkehr vollends bewusst.

Dr. Fedorenko & ich

Meine Zeit in Moskau war nicht nur eine medizinische Behandlung, sie war eine regelrechte Wandlung auf vielerlei Weise. Die Herzlichkeit der stets präsenten Schwestern unter der Leitung Dr. Fedorenkos wird mir wohl für immer als eine ganz besondere Zeit in Erinnerung bleiben.

Eine meiner Krankenschwestern

„I cannot feel like in hospital here“ hat Dr. Fedorenko mal gesagt, er könne sich nicht wie in einem Krankenhaus fühlen, es sei für ihn wie eine große Familie, die seine Erfahrung teilt. Dieser Arzt hat eine Mission, die ihm am Herzen liegt und die er authentisch lebt. Immer wieder sagte er uns, dass MS nicht nur durch Chemotherapie gestoppt werden kann, dies sei lediglich die Basis. Um MS erfolgreich zu stoppen, sind wir auf die Unterstützung unserer Familie und Freunde angewiesen sowie auf positive Gedanken und gute Energien.

Die Blume Iris als Kraftsymbol
Am Tag 0, der Tag an dem ich meine Stammzellen zurück erhielt, wurde in einer kleinen Zeremonie als zweiter Geburtstag gefeiert. Traditionell werden die Patienten zusammen gerufen und Dr. Fedorenko hält seine kleine Ansprache. Dabei überreicht er einen Anstecker mit der Blume Iris und erklärt ihre Bedeutung als Symbol für Durchhaltevermögen: Die drei Blätter symbolisieren sowohl die Vergangenheit, in der die Krankheit war – sowie die Gegenwart, in der wir kämpfen – als auch die Zukunft, in der wir ohne Krankheit sind.

Mit der Stammzelltransplantation sei der Kampf noch nicht vollbracht, es sei noch ein langer Weg der Rehabilitation, der mit vielen Auf und Ab’s einher gehe – es bedarf Geduld und Ausdauer, die Iris soll mich motiviert halten.

Beim nächsten Mal berichte ich von der Stammzelltransplantation und meiner besonderen Geburtstagsfeier.

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