Sterbehilfe … oder?

Kontroverse Diskussion zum Thema Sterbehilfe in der Stadthalle Hofheim

Unter dem Titel „Sterbehilfe – oder … Von der Entscheidungsfreiheit des Menschen“ hatten Katholische und Evangelische Kirche am 14. März zu einem Podiumsgespräch in die Stadthalle Hofheim eingeladen.

Als Gesprächspartner auf dem Podium zu Gast waren der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) Dr. Nikolaus Schneider, seine Ehefrau, Theologin Anne Schneider, sowie der renommierte Ethiker und Mediziner Professor Dr. Giovanni Maio von der Universität Freiburg.

Moderiert wurde die Veranstaltung von Fernsehmoderator und Autor Meinhard Schmidt-Degenhard. Als weitere Gesprächspartner aus der Praxis nahmen Birgit Meyer, Einrichtungsleiterin des Laurentius-Münch-Hauses der Caritas Altenwohn- und Pflegegesellschaft mbH in Flörsheim, sowie Günther Quack, ehrenamtlicher Hospizhelfer beim ambulanten Hospiz- und Palliativdienst Oberursel und Steinbach an der Veranstaltung teil.

Kranke fühlen sich als Last – das muss geändert werden
Auf die Eingangsfrage des Podiumsgesprächs von Meinhard Schmidt-Degenhard „Was hilft den Menschen beim Sterben?“ antwortete Professor Maio, dass Medizin nicht nur technisch agieren dürfe, ohne die Sinnfrage zu stellen. Das Individuum müsse in den Blick genommen werden. Studien würden zeigen, dass kranke Menschen nicht mehr leben wollen, weil sie sich als Last für ihre Mitmenschen empfinden. Das müsse Gesellschaft ändern.

Helfen ist eine erfüllende Aufgabe
Den Menschen müsse deutlich gemacht werden, dass die Hilfe als erfüllende Ausgabe gesehen wird. Zuvor hatten Birgit Meyer und Günther Quack aus ihrer Erfahrung im Umgang mit alten und kranken Menschen gerade diese Erfüllung durch ihre Tätigkeiten im Gespräch mit Meinhard Schmidt-Degenhard hervorgehoben.

Wenn ich lebenssatt bin, darf ich mit Würde gehen
Anne Schneider sprach sich zur Eingangsfrage für ein liberales Sterbehilfegesetz nach dem Schweizer Vorbild aus. „Ich darf mit Würde gehen, wenn  mein Leben erfüllt ist und ich »lebenssatt« bin“, so ihre Ansicht.

Nur in Extremsituationen
Als Repräsentant der Evangelischen Kirche vertrat Nikolaus Schneider eine vehemente Position gegen eine Liberalisierung der Sterbehilfe – gerade auch 2015, als es dazu eine Bundestagsdebatte gab. Im Zusammenhang mit der Krebserkrankung seiner Frau wäre er den Weg mit ihr gemeinsam gegangen, so Schneider. Als Christ würde er selbst diesen Weg jedoch nur in absolut ausweglosen Extremsituationen gehen. Aber auch dann werde der Mensch aus dem Gespräch mit Gott geführt.

Beihilfe zum Suizid?
Kontrovers diskutierten besonders Anne Schneider und Professor Maio. Er sprach  sich gegen eine Moralisierung von Suizid aus und vertrat die Meinung, dass immer ein Sinn des Lebens gestiftet werden könne und Medizin zwar den Sterbeprozess nicht behindern, aber auch keine Beihilfe zum Suizid leisten solle. Anne Schneider hingegen sprach sich auch bei einem von Sinn erfüllten Leben dafür aus, selbstbestimmt gehen zu dürfen, wenn man sein Leben gelebt habe. Als Christin sei sie dabei im Reinen mit Gottes Wort, da sie wisse, dass der Tod nur eine Tür in Gottes ewiges Reich sei.

Fotografin: Barbara Reichwein. V.l.n.r. im Bild: Meinhard Schmidt-Degenhard, Prof. Dr. Giovanni Maio, Anne Schneider, Dr. Nikolaus Schneider.

Medizin muss dazulernen und der Staat muss Versorgung verbessern
Einigkeit bei allen Gesprächspartner bestand darin, dass die Medizin lernen müsse, zu zu lassen und dass die Würde der Menschen bei der Begleitung und Pflege immer gewahrt bleiben müsse. Dafür müsse der Staat bei der Versorgung kranker und alter Menschen noch vieles verbessern.

Es dürfen im Bereich der Pflege nicht nur Kosteneinsparungen und wirtschaftliche Interessen im Vordergrund stehen. Die Fragen aus dem Publikum spiegelten die kontroverse Diskussion wieder. Zum Beispiel bei der Frage, ob Gott alle Wege mit gehe – auch den des Suizids. Schließlich sei das Leben ein Geschenk, dass man bekommen habe und nicht einfach aufgeben dürfe.

Initiatoren der spannenden Diskussion waren das Evangelische Dekanat Kronberg, der Katholische Bezirk Main-Taunus, das Diakonische Werk Main-Taunus, der Caritasverband für den Bezirk Main-Taunus e.V. und die Katholische Erwachsenenbildung Main-Taunus sowie

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