Wenn ich nicht mehr weiterweiß, bild´ ich einen Arbeitskreis

Königs Kolumne
Königs Kolumne

Der Hochheimer Einzelhandel steht unter erheblichem Druck. Mit dieser Situation ist er nicht alleine, denn in allen Kleinstädten schließen Einzelhändler ihre Geschäfte. Nachfolger sind keine in Sicht.

Natürlich verändert sich in Folge das Stadtbild. Ladenflächen umzuwandeln in Wohnraum ist das Gebot der Stunde, denn vielfach übersteigen zwischenzeitlich die erzielbaren Mieten für Wohnraum diejenigen für Ladenflächen.

Es mag für das Einzelschicksal eines Einzelhändlers bedrückend sein, aber zu den grundlegenden Erkenntnissen eines Unternehmers gehört, dass erst der Kunde geht und dann das Unternehmen. Einzelhändler sind daher wie alle Marktteilnehmer in eigener Verantwortung gefordert, ihr Unternehmenskonzept auf seine Zukunftstauglichkeit zu prüfen.

In einer gesättigten Volkswirtschaft vermag der kreative Unternehmer immer wieder Waren und Dienstleistungen anzubieten und dafür Nachfrage zu wecken. Dazu ist seine vorrangige Aufgabe bestehende Angebote zu variieren, zu differenzieren oder neu zu erfinden. Lust zu wecken, das Angebot annehmen zu wollen.

Andererseits schafft eine entstehende Nachfrage, die auf kein vergleichbares Angebot stößt, den unternehmerischen Raum, diese aufzugreifen und zu einer erfolgreichen Geschäftsidee zu entwerfen. Das ist auch in einer Kleinstadt möglich.

Der Eingriff der Politik in das Wirtschaften des Einzelnen ist grundsätzlich nicht vorgesehen, denn ihre Motivation ist das Bewahren überkommener Strukturen und der lenkende Eingriff in ein System, dass seine Selbstheilungskräfte nicht verloren hat.

Staatliche Eingriffe stärken regelmäßig die Marktteilnehmer, die sich auch ohne Eingriff behaupten würden und verlängern das Leiden derjenigen, über die der Kunde durch sein Konsumverhalten den Staab längst gebrochen hat.

Beispiel gefällig: Die mithilfe der Abwrackprämie erworbenen Fahrzeuge, für die der Bundeshaushalt im Jahr 2009 in Höhe von 5 Mrd. Euro Fördermittel zur Verfügung stellte, sind heute in den Innenstädten vom Fahrverbot bedroht. Die Förderung füllte allein die Kassen der Automobilindustrie.

Zweifelhaft ist, ob ein Arbeitskreis, sich zusammensetzend aus örtlichen Kommunalpolitikern, denen es vielfach an eigener unternehmerischer Erfahrung fehlt, dem ortsansässigen Einzelhandel eine taugliche Stütze sein kann. Wäre das Arbeitsergebnis dann auch noch, Mittel aus dem städtischen Haushalt zur Verfügung zu stellen, käme dies einer Wettbewerbsverzerrung gleich.

Auch in der Beteiligung des Hochheimer Handwerker- und Gewerbevereins ist keine Stütze zu sehen. Die Mitglieder als auch die Führung des Vereins kennen den Willen eines Einzelhändlers beruflich aufzugeben bereits im frühen Stadium. Das Internet zu verteufeln ist als Antwort deutlich zu wenig.

Wer seinen Kunden abverlangt, Gutscheine für den örtlichen Einzelhandel im Laden erwerben und einlösen zu müssen, anstatt ihn zu digitalisieren und seine Einlösung online zu ermöglichen, muss sich fragen lassen, ob er die Zeichen der Zeit versteht.

Sich für den örtlichen Einzelhandel einzusetzen, bedingt unkonventionelle Ideen.

Der Zusammenschluss der örtlichen Einzelhändler in einer Genossenschaft wäre geeignet, eine einheitliche Internetplattform zu schaffen und die Kosten dafür in erträglichem Maß zu halten. Der Internethandel ist als der Freund des zukünftigen Einzelhändlers zu sehen, erweitert er doch den Kundenstamm über das lokale Einzugsgebiet hinaus. Darüber hinaus wird in der digitalen Welt das Sammeln von Kundendaten und deren zielgerichtete Auswertung unausweichlich. Das kann nur der Verbund mit anteiliger Kostenübernahme durch die zusammengeschlossenen Einzelhändler leisten. Wer zukünftig das Konsumverhalten seiner Kunden nicht auswertet, wird nicht im Markt bestehen können.

Das neue Gewerbegebiet wäre geeignet, Shop-in-the-Shop Systeme anzudenken. Darunter ist die Aufteilung eines großflächigen Verkaufsraums in mehrere optisch voneinander abgegrenzte Bereiche zu verstehen, in denen Waren in der jeweils passenden Atmosphäre angeboten werden. Dahinter stehen Potentiale zur Kostenersparnis für den Einzelnen.

Das Ergebnis wäre, dass sich der Hochheimer Einzelhandel in einem neuen Areal mit ausreichendem Parkplatzangebot in der Ortsrandlage mit bester Erreichbarkeit wiederfindet.

Die maßgebliche Aufgabe der Kommunalpolitik erschöpfte sich darin, sich bei einschlägigen öffentlich-rechtlichen Kreditinstituten für eine machbare Finanzierung der Umsiedlung einzusetzen.

Fehlgehen wird eine Idee des Arbeitskreises, wieder einmal bedrucktes Papier einzukaufen, welches behauptet ein Konzept zu sein und den Einzelhändlern erklärt, wie einfach es doch ist, auch in Zukunft erfolgreich sein zu können.

 

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