Wie ausgezeichnetes Design entsteht
Nachlese: Gutenberg-Museum und Designforum Rheinland-Pfalz beleuchten Entstehungsgeschichte preisgekrönter Gestaltungsprojekte
Mainz. „Made in Rheinland-Pfalz“: Unter der Maßgabe dieses Qualitätsversprechens vergibt das rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerium alljährlich den Designpreis – im jährlichen Wechsel für Kommunikations- und Produktdesign.
20 Kommunikationsprojekte erhielten 2018 diese Auszeichnung. Doch unter welchen Voraussetzungen konnten diese Projekte so erfolgreich werden? Unter welchen Prämissen arbeiteten Auftraggeber und Auftragnehmer zusammen? Wo schließlich konnte der eine vom jeweils anderen profitieren?
In einer spannenden Nachlese präsentieren die Direktorin des Gutenberg-Museums
Dr. Annette Ludwig und Silke Philipp-Deters vom descom-Designforum Rheinland-Pfalz, das die Preisvergabe als Kompetenzpartner durchgeführt hat, am Dienstag, 28. Mai, 19 Uhr, die Entstehungsgeschichte dreier ausgezeichneter Projekte. Einführende Worte spricht Jörg Sabrowski vom Wirtschaftsministerium.
Für sein herausragendes Editorial Design wurde das Logbuch „Absolument Moderne!“ prämiert, der die gleichnamige Ausstellung des Gutenberg-Museums begleitet hatte (Laufzeit: 22. September 2017 bis 25. Februar 2018). Gestaltet hatte das Logbuch Martina Miosevic, Designstudio Mathilda Mutant, mit dem Gutenberg-Museum. Die Ausstellung zeigte Interpretationen von 30 Künstlern aus aller Welt rund um Arthur Rimbauds Langgedicht von 1871 „Le Bateau Ivre“ (Das trunkene Schiff), das den Aufbruch in die Moderne markiert.
Für das Gutenberg-Museum war dies bereits der zweite Designpreis des Jahres 2018: Der kunstvoll gestaltete Band „Futura. Die Schrift”, der die große Futura-Sonderausstellung des Gutenberg-Museums im Winter 2016/17 begleitet hatte, war ebenfalls mit dieser Auszeichnung bedacht worden.
Mathilda Mutants nun ausgezeichnetes „Logbuch“ war ursprünglich als Begleitbuch zur Ausstellung konzipiert gewesen, wandelte sich aber bald zu einem eigenständigen Kunstwerk. Das Buch mit Ringbindung erinnert an ein Logbuch auf hoher See und schafft so in der Verarbeitung eine Verbindung zum trunkenen Schiff. Die Texte sind gekonnt in einem Schriftenmix aus Grotesk und Monospace gesetzt und auf unterschiedlich großen Seiten und präsentiert. Leuchtende Rot-Weiß-Töne erinnern an Frankreich, und eine geschwungene, „wie vom Wind gewehte Typografie, die sich im Meer spiegelt“, runde das Komplettbild ab, heißt es in der Begründung der Jury.
Ebenfalls für sein Editorial Design wurde das Fotografie- und Gestaltungsstudio „Stick Up“ mit dem von dem Verein LyrikLabor in Auftrag gegebene Buch „Meister Margarita“ ausgezeichnet. Dieses „literarische Panoptikum“, so die Jury, stellt Michail Bulgakows Kultroman „Meister und Margarita“ und seinen Entstehungskontext in den Mittelpunkt. Durch Anklänge an konstruktivistisches Design und eine Serifenschrift, die kyrillische Elemente subtil aufgreift, werde ein Bild der stalinistischen Ära erzeugt, „ohne dabei museal zu sein“, so die Jury. Der Auftraggeber dieses Werks, der Verein LyrikLabor, wird sich bei der Nachlese-Veranstaltung im Gutenberg-Museum in einer Lesung und einer Performance präsentieren.
Im Auftrag der gemeinnützigen Hertie-Stiftung aus Frankfurt schließlich setzte die Mainzer Firma „dropout“ das Web-Film-Projekt „Dr. Mondino“ um – und gewann mit seiner ersten Folge „Nachtschicht im Gehirn“ den Designpreis im Bereich „Film/Audio“. Vorwiegend in Stop-Motion-Technik umgesetzt, macht dieser ungewöhnliche Erklärfilm mit vielen phantasievollen Details komplexe neurologische Zusammenhänge rund um das Thema Schlafen verständlich. Durch liebevoll gestaltete und animierte Bilderwelten entstehe „ein visuell stimmiges Gesamtgefüge“, so die Jury.
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