1,2 Kilometer Bibel
1.200-Meter-Rekordbibel ist im Gutenberg-Museum
Weltmuseum der Druckkunst hat die Nr. 3 der Gold-Edition der Wiedmann-Bilderbibel erhalten
Mainz. Einmaliges und Rekordverdächtiges gibt es so manches im Gutenberg-Museum, die Gutenberg-Bibeln, aber auch das „kleinste Buch“ oder etwa die „Nano-Bibel“. Zur weiteren Attraktion wird nun sicher das – laut Guinness-World-Records – offiziell längste Leporello der Welt mit 3.333 Bildern, die das komplette Alte und Neue Testament wiedergeben, geschaffen von Willy Wiedmann (1929 – 2013) in Stuttgart.
Martin Wiedmann, Sohn des Künstlers, entdeckte das knapp 1,2 km lange Leporello nach dem Tod des Vaters und erfüllte dessen Herzenswunsch, das Werk weltweit öffentlich zu machen, mit Hilfe der Deutschen Bibelgesellschaft: Eine „Bibel für Alle“ und zugleich exklusives Sammlerstück!
Die feierliche Übergabe des Exemplars Nr. 3 der auf 333 Stück limitierten ART-Edition der Wiedmann Bibel in Gold durch den Sohn des Künstlers, Martin Wiedmann sowie Folkert Roggenkamp von der Deutschen Bibelgesellschaft an Kulturdezernentin Marianne Grosse und Dr. Annette Ludwig, Direktorin des Gutenberg-Museums fand letzte Woche statt.
Martin Wiedmann lüftete dabei das Geheimnis, dass die Nr. 1 diese Woche an den Papst Franziskus überreicht wird. Die Nr. 2 ist für eine prominente Amerikanerin gedacht, allerdings kann er das noch nicht verraten.
Zur Wiedmann Bibel
Die ART-Edition ist die limitierte Ausgabe der Originalbibel in Buchform. Sie ist in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bibelgesellschaft und dem renommierten Fotografen und Gestalter Manfred Rieker entstanden. Die Ausgabe enthält die kompletten Bilder des Original-Leporellos und wird ergänzt durch eine Biografie des Künstlers, Kommentare und verschiedene Bibelverse aus der revidierten Lutherbibel von 2017. Die Ausgabe in Gold ist auf 333 Exemplare limitiert, eine rote und schwarze Edition auf 3.000: Insgesamt also 3333, was an die Anzahl der Bilder angelehnt ist.
Die Bayerische Staatsbibliothek in München, die Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar und das Bibelmuseum bibliorama in Stuttgart haben bereits je ein Exemplar in ihre Bestände aufnehmen können. Auch im Museum of the Bible in Washington D.C. (USA), dem größten Bibelmuseum der Welt, ist die Wiedmann Bibel gerade angekommen und zieht die Besucher in Scharen an.
Der vielseitig begabte Willy Wiedmann arbeitete 16 Jahre (1984-2000) an dem Kunstwerk. Er malte im Stil der Polykonmalerei, den er in den 1960er Jahren entwickelt hatte. Weil die Drucktechnik damals noch nicht so weit fortgeschritten war, konnte Wiedmann sein Werk nicht veröffentlichen. Jetzt ist es möglich und wahr geworden.
Zur Entdeckung
Martin Wiedmann, der Sohn erzählte mitnehmend von seinem Vater, der ein Tausendsassa war, studiert in Kunst, Musik und Malerei. Tagsüber arbeitete er in seiner Galerie, in den ruhigeren Zeiten malte er komponierte und schrieb Geschichten und Abends spielte er als Festanstellung Kontrabass im SDR Orchester. Nur hier war er sozialversicherungspflichtig festangestellt und hat so die Familie abgesichert. Aber bei seinem 100% Einsatz für die Kunst hatte sein Vater wenig Zeit für die Familie. Eigentlich hatte der Sohn und der Vater keine sonderliche Beziehung.
Erst nach dem Tode und mit der Beschäftigung des Nachlasses seines Vaters änderte sich das. Der Vater war typisch Nachkriegsgeneration ein Sammler, alles was noch irgendwie zu gebrauchen war hob er auf. Das Haus musste entrümpelt werden. Nachdem bereits 16 Container gefüllt und abtransportiert waren fand er auf dem Dachboden fein säuberlich in drei Alukisten die Polykonbilder der Bibel, sowie beschreibende Texte und den Wunsch, dass er gerne die Bilder die jeden Vers der Bibel darstellen der Menschheit zur Verfügung stellen würde.
Nach der Sichtung der zusammengehörenden 3.333 Blätter die ineinander überfließen, oder ein 1,2 km langes Bild ergeben, war dem Sohn klar, dass er es veröffentlichen muss. Nicht nur die schieren Ausmaße sondern auch die lichte Spiritualität die aus den Bildern spricht ist ein Werk das ganz alleine steht. Nachdem er dies erkannt hat, legte er Hebel um und engagierte sich den Nachlass seines Vaters würdig zu publizieren.
Im Gutenberg-Museum
Im Gutenberg-Museum wird dieses Ausnahme-Werk zunächst bis Mitte März zusammen mit einem interaktiven Erlebnisterminal präsentiert, das es erlaubt, in die Welt der Wiedmann-Bibel einzutauchen und in ihr zu blättern. Danach wird die außergewöhnliche Gabe in die Kabinett-Ausstellung „Unsere Schönsten … Bilder-Bibeln“ integriert, die dann bis Ende 2019 zu sehen sein wird.
Tipp: Die Wiedmann-Bibel App
Die Bibel ist mit Interpretationen und Erklärungen zu jedem Bild als App für ca. 5€ erhältlich.