„De Dom gehört zu Meenz am Rhoi, wie Fassenacht, Weck, Worscht un Woi“

Mit dem diesjährigen Motto der Mainzer Fassenacht wünscht das Weinstadt Journal tolle Tage.

Die dicken Köpfe aus Pappmaché, Schwellköpp heißen sie in Mainz, gehören längst zur Stadt wie der Dom und der Rhein. Umgangsriesen nennt sie die Wissenschaft. Schon Ende des 14. Jahrhunderts waren erste Großköpfe in Europa aufgetaucht. Damals dienten Sie der Illustration biblischer Geschichte, verkörperten während der Fronleichnamsprozession Gestalten wie Goliath, Samson oder Christopherus. Schließlich aber verboten Staat und Kirche ihren Umgang. Doch je brutaler man den Figuren an den Kragen ging, je mehr gewann das Volk sie als eine Helden lieb. Statt im kirchlichen Rahmen lebten sie jetzt als Figuren bei historischen Umzügen und der Fastnacht wieder auf.

Auch im Mainzer Rosenmontagszug waren immer wieder Großfiguren unterwegs, komische Züge aber nahmen sie erst spät an. 1927, im ersten Rosenmontagszug nach dem ersten Weltkrieg tauchten die Schwellkoppgestalten als „Dickköpp“ erstmals auf. Als „Dickköpp“, „Schwellköpp“, „Wirrköpp“, „Knallköpp“, „Querköpp“ und „Quatschköpp“ waren die Pappfiguren in den Folgejahren unterwegs. Figuren allesamt, die ihre mediterranen Vorbilder nicht leugnen konnten. Unter anderem in Nizza, wo  der Karneval zur Wende vom 19. ins 20. Jahrhundert zum wichtigsten Winterevent am Mittelmeer wurde, gab es ähnliche Fastnachtsfiguren, die als „grosses têtes“ in Werkstätten serienmäßig gefertigt wurden. Beäugt auch von Mainzer Beobachtern, die dort das Handwerk der Fertigung von Großköpfen studierten. Zu den bekanntesten Schwellkoppmachern gehörte der Bildhauer Ludwig Lipp (1877 – 1945), der sie in seinem Atelier am Mainzer Gartenfeldplatz fertigte.

Mainzer Schwellköpp Bild Klaus Benz

Inzwischen ist aus den Schwellköppen von einst eine rund dreißigköpfige Großfamilie geworden. Eine bunte Schar mit eigenen Namen und Verwandtschaftsgraden, denen Dr. Rudi Henkel eine eigene Genese gewidmet hat. In einem kleinen Büchlein schrieb er fest, wer mit wem verwandt, wer Männlein und Weiblein ist. Mit dem „Schwell-Kopp-Träscher-Club“ verpflichtete sich ein eigener Verein, sich besonders um die Großköpfe zu kümmern und aus seinen Reihen immer wieder Träger für die schweren Figuren zu rekrutieren.

Nach wie vor bestehen die Figuren aus Pappmaché, das in mühevoller Kleinarbeit auf die Styroporformen gelegt wird. Farbig angestrichen und mit einem wetterfesten Lack versehen, sind sie dann sozusagen lebenstüchtig.

Typisch für Mainzer Schwellköpp ist, dass sie Hals und Oberkörper haben, nicht mehr als 25 Kilo auf die Waage bringen und wie ein guter Rucksack leicht zu tragen sind. Die gesamte Schwellkoppfamilie trifft nur beim Jugendmaskenzug und beim Rosenmontagszug.

(Auszugsweise aus Günter Schenk, Mainzer Fastnachts-ABC Fakten Legenden Anekdoten, Herbst 2011)

 

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