Erweiterung der Deponie Wicker – RMD lud zur Bürgerinformationsveranstaltung – Vorstellung des Planungs- und Genehmigungsverfahrens – Bürgerinnen und Bürger können sich am Prozess beteiligen – Neue Website zur Online-Beteiligung

(rmd) – Warum ist eine Deponieerweiterung geplant? Gibt es keine anderen Standorte? Werden Umwelt und Klima durch die Erweiterung mehr belastet? Diese und eine Vielzahl anderer Fragen wurden bei der Bürgerinformationsveranstaltung, zu der die RheinMain-Deponie GmbH (RMD) am 26. November 2019 in die Goldbornhalle nach Wicker lud, beantwortet. Madlen Overdick, Aufsichtsratsvorsitzende der RMD und Heino von Winning, Sprecher der RMD-Geschäftsführung, stellten die Planung- und Genehmigungsverfahren vor und sprachen mit Experten aus den Bereichen Gewerbe, Naturschutz und Entsorgung über die Bedeutung und den Nutzen der Deponieerweiterung. Ziel der Veranstaltung war es, Bürgerinnen und Bürger frühzeitig zu informieren und ihnen eine aktive Beteiligung zu ausgewählten Themen zu ermöglichen. Interessierte können ab sofort auf der neuen Website unter www.rmd-erweiterung.de mit eigenen Ideen und Kommentaren am Prozess mitwirken.

Madlen Overdick begrüßte die rund 400 anwesenden Gäste und sprach über die Herausforderungen und Chancen der Deponieerweiterung für die umliegenden Gemeinden. Die Verlängerung der Betriebszeit um 20 Jahre und die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes seien nicht von der Hand zu weisen, sie betonte jedoch, dass die Erweiterung auch Chancen für die Optimierung des Betriebs eröffnet, höhere Standards im Hinblick auf Umwelt- und Klimaschutz setzt und eine langfristige regionale Entsorgung sichert.

„Durch die Deponieerweiterung wäre weiterhin eine lokale Entsorgungssicherheit für rund zwei Millionen Menschen im ganzen Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main geboten. Klimaschädliche Transporte in entfernte Regionen würden vermieden und gleichzeitig eine langfristige Kostensicherheit für Gebührenzahler garantiert. Neue Techniken, wie beispielsweise Förderbänder zur Staubreduzierung und Lärmschutzwände auf der Deponie, würden die Belastungen insgesamt verringern“, sagte Overdick.

Heino von Winning, Sprecher der RMD-Geschäftsführung, erläuterte das Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie die spezielle Bautechnik ‚Deponie auf Deponie‘. Zurzeit erarbeitet die RMD einen Genehmigungsantrag für eine Erweiterung auf dem bestehenden Gelände in Flörsheim-Wicker. Der Planungsprozess ist transparent gestaltet. Am 27. Februar 2020 wird es eine weitere Bürgerversammlung in Massenheim geben, bei der die Ergebnisse der Beteiligung vorgestellt werden. Im Anschluss entscheidet der Aufsichtsrat, ob die RMD die Genehmigungsanträge abgeben wird. Daraufhin startet das gesetzlich vorgeschriebene Planungsverfahren unter Einbeziehung aller Beteiligten (Behörden, Verbände, Bürger). Und erst dann kann eine Genehmigung zur Erweiterung der Deponie erteilt werden. „Die Deponie in Wicker hat den einmaligen Vorteil, kein zusätzliches Gelände zu benötigen, da große Teile der Infrastruktur vorhanden sind und weiter genutzt werden können. In ganz Hessen herrscht ein Engpass von Deponiekapazitäten, sodass es sinnvoll ist, etablierte Standorte zu erhalten. Daher werden gegenwärtig auch Erweiterungspläne für die Deponie Brandholz erarbeitet“, so von Winning.

Die Erweiterung der Deponie ist auf einer rund 18 Hektar großen Fläche geplant, damit sind etwa 20 Prozent des Deponiegeländes betroffen. Es wird überwiegend die durch die Höchstspannungstrasse gebildete Senke verfüllt sowie die bislang nicht abgedeckten Teile der Deponie einbezogen. Das besondere an der Technik Deponie auf Deponie ist die Bauweise. Eine multifunktionale Abdichtung mit zwei Sperrschichten bildet eine Wanne, in die der Abfall verfüllt wird. Regenwasser bzw. Sickerwasser wird kontrolliert abgeleitet und gereinigt.

Nach der endgültigen Verfüllung wird eine Oberflächenabdichtung aufgebracht, die das Sickerwasser drastisch reduziert und den Abfall sicher einschließt. „Nach jetzigem Stand ist das Deponievolumen in spätestens zwei Jahren ausgeschöpft und die RMD als regionaler Entsorger und größter Produzent von ‚grünem‘ Strom im Main-Taunus-Kreis gefährdet. Zudem entstehen hohe Gebühren für Restmüllentsorgung, die Kosten für die Beseitigung der Hausmüll-Schlacke werden sich mehr als verdoppeln“, sagte von Winning.

In einer Podiumsdiskussion sprachen zudem Experten aus den Bereichen Gewerbe, Naturschutz und Entsorgung über die Bedeutung und den Nutzen der Deponieerweiterung. Für den diplomierten Biologen Matthias Simon, Büro für Landschaftsökologie Simon & Widdig GbR, ist die Sicherung des Artenschutzes ein zentrales Anliegen: „Die Deponien, teils in der Nutzung, teils in der Rekultivierungsphase, sind einzigartige Lebensräume in unserer Kulturlandschaft. Sie haben sich zu wichtigen Rückzugsorten für eine Vielzahl von seltenen und geschützten Tierarten entwickelt. Der Steinschmätzer, eine bedrohte und in Hessen sehr seltene Vogelart, lebt und überlebt auf der Deponie nur, solange dort ein abgeschirmtes Betriebsgelände existiert. Die Anlage und der Betrieb der Deponie hat sein Vorkommen hier überhaupt erst ermöglicht.“

Hartmut Schwieger vom Verband Baugewerblicher Unternehmer Hessen e.V. erläuterte, dass auf jeden Bürger pro Jahr statistisch etwa zwei Tonnen Bau- und Abbruchabfälle entfallen: „Ohne die Deponie Wicker, auf der nicht nur eine Ablagerung, sondern auch eine Aufbereitung zur Wiederverwertung stattfindet, werden die Wege für Bau- und Abbruchabfälle länger, aufwendiger und teurer.“

Dirk Remmert, Geschäftsführer der FES Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH, betonte, dass trotz aller Recycling- und Abfallvermeidungsbemühungen die Verbrennung von Müll und die Verwertung der dadurch entstandenen Restschlacken die einzige Option in naher Zukunft bleibt: „Um die Entsorgungssicherheit zu gewährleisten, ist uns die Deponieerweiterung ein Anliegen. Zurzeit können wir auf Deponien nicht verzichten.“

Bei der Bügerversammlung kamen auch Mitglieder der Bürgerinitiative Massenheim e.V. und Vertreter des Winzervereins Wicker zu Wort.

Bei dem Event wurde auch die neue Online-Plattform zur Deponieerweiterung vorgestellt. Unter www.rmd-erweiterung.de finden Interessierte alle wichtigen und aktuellen Informationen zur Erweiterung der Deponie. Bis zum 20. Dezember 2019 können alle in Bezug auf das Landschaftsbild und die Nutzung des Geländes ihre Wünsche und Anregungen äußern sowie ganz gezielt Vorschläge zur Förderung von Vereinen oder anderen Kulturangeboten machen.

Bild: Planung „Deponie auf Deponie“ – Rote Linie: Multifunktionale Abdichtung „Deponie auf Deponie“ ca. 17,85 ha

Bildnachweis: Rhein-Main-Deponie GmbH

 

2 Antworten

  1. Gerhard Hofmann sagt:

    Die Bürgerbeteiligung besteht nur darin, ob der Hügel an der Spitze platt oder hügelig ist und ob das Gebiet später Naherholungsgebiet oder Naturschutzgebiet wird. Hier haben die Behörden versagt, da seit 40 Jahren versäumt wurde für Ersatz zu sorgen und die Politik hat auch nichts getan. Die einstige Planung der Höhe, die gegen die Bürger war, wird trotz anderslautender Versprechen und Vertrag doch gebaut. Wie soll man da Vertrauen in die Behörden und Politik aufbauen?

  2. Petra Sauer sagt:

    Ich fand es sehr schade, dass der Altersdurchschnitt der betroffenen Bürger sehr hoch war! Es betrifft doch gerade die jungen Familien!

    Die Höhe der Mülldeponie wird nach der Erweiterung für alle erschreckend sein! Liebe Mitbürger, ist es euch egal!?

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