New Balls, please – neue Bälle, bitte
(kpk) – Einst saß er mit prominenten Persönlichkeiten am Tisch, Menschen, deren öffentliches Zusammentreffen Säle füllt. Pressevertreter drängten sich in kleinen Räumen und lauschten der Vision, in Hochheim würde Tennis auf internationalem Niveau gelehrt und gespielt.
Fast vier lange Jahre liegt es zurück, dass Bürgermeister Dirk Westedt gemeinsam mit Boris Becker und einer Ansammlung von Investoren die Tennisakademie präsentierte. In Hochheim sollte sie entstehen, gemeinsam mit einer Bildungseinrichtung und einem Hotel. Ambitioniert war der zeitliche Rahmen bis zu ihrer Fertigstellung, Superlativen sollten Normalität sein.
Blütenträume reiften im Hochheimer Stadtparlament. Insbesondere Ortspolitiker der Fraktion Bündnis90/Grüne platzierten einen Antrag nach dem anderen auf der Tagesordnung der Stadtverordnetenversammlung mit dem Ziel, Hochheimerinnen und Hochheimern, die gekonnt das Racket schwingen oder es erlernen wollten, zu Trainings- und Spielzeiten zu verhelfen.
Noch kein Klumpen Erde war bewegt, da wollten Grüne bereits auf unternehmerisches Handeln Einfluss nehmen. Und insgeheim träumte ein Stadtparlament von Prestige, Ruhm und zusätzlichen Gewerbesteuereinnahmen.
Tristesse verströmt derzeit die Baustelle am östlichen Ausgang der Stadt Hochheim. Bauzäune versperren den Blick auf das Unvollendete. Fleißige Hände und Baugerät suchen Beobachter schon lange vergebens.
Stadtpolitik und Stadtverwaltung sind aufgeschreckt, denn eine Dauerbaustelle als Entrée in die Weinstadt, von Osten kommend, möchte in Hochheim niemand, auch deshalb nicht, da es derzeit an einer Perspektive mangelt, wann und in welche Richtung sich das ändern könnte, ungeachtet aller Bemühungen der Investoren, die nach wie vor an ihr Projekt und deren Realisierung glauben.
Die Bausubstanz des derzeit als Rathaus genutzten Gebäudes ist mehr als 100 Jahre alt. Als Krankenhaus ehemals erbaut, taugt es im Zuschnitt seiner Zimmer durchaus nur Nutzung für eine Behörde. Das Gebäude als auch die zugehörigen Freiflächen beschränken den Standort in seiner Zukunftsfähigkeit.
Wie immer auch eine zeitgemäße Verwaltung einer Kleinstadt sich zukünftig zu entwickeln vermag, am jetzigen Standort werden sie schwerlich verwirklicht werden.
Nach eigenen Angaben offeriert die Stadtverwaltung am Rathaus drei Besucherparkplätze. Finden Besprechungen im Rathaus statt, sind die Parkplätze regelmäßig belegt.
Die Hochheimer Verwaltung und städtische Betriebe arbeiten bereits jetzt an verschiedenen Standorten, nicht immer in eigenen Räumlichkeiten, sondern auch auf langfristig angemieteten Flächen. Allen Flächen, den eigenen als auch den angemieteten, ist gemeinsam, dass sei nur schwerlich energetisch an moderne Standards angepasst werden können, was bei angemieteten Flächen der gesonderten Vereinbarung mit den Vermietern bedarf.
Teilweise sind die Gebäude nicht barrierefrei, wobei Barrierefreiheit nicht nur den Zugang zum Gebäude selbst beschreibt, sondern exemplarisch auch die Einfahrt im Rollstuhl durch die Türen, was vielfach an fehlender Breite scheitert.
Allein der Anachronismus, dass die Burgeffstraße von einer Internetleitung überspannt ist, die gegenüberliegende Gebäude miteinander vernetzt, lässt erahnen, dass das nicht die Zukunft der örtlichen Verwaltung sein kann. In dem gegenüberliegenden Gebäude sind Teile der Verwaltung untergebracht.
Nicht zuletzt mangelt es der Hochheimer Verwaltung an Räumlichkeiten für die städtischen Gremien, namentlich das Stadtparlament. Für jede Sitzung müssen Räumlichkeiten angemietet werden.
Kurzum, die Stadt Hochheim hält zu viele Flächen innerhalb der Stadt zur Verfügung, um sich zu verwalten und ihre Dienstleistungen anzubieten, kostenintensiv in Unterhalt und Wartung, eine Qual für die leeren Kassen, und doch nicht bedarfsgerecht.
Bürgermeister Westedt steckt in der Zwickmühle. Er will und muss einerseits ein Projekt am Standort der Tennisakademie retten, wenn sein damaliger pressewirksamer Auftritt noch einen Hauch der Ernsthaftigkeit hinterlassen soll.
Er weiß andererseits um die ausufernden Kosten des Unterhalts der städtischen Gebäude und deren Sanierungsbedürftigkeit. Er weiß darum, dass Reparaturen und Sanierungen aufzuschieben, regelmäßig zu erheblichen Kostensteigerungen führen, populär gesagt: zuwarten heißt zuzahlen.
Ein Rohbau, auf dessen Art und Weise seiner Fertigstellung Einfluss zu nehmen möglich ist, zeichnet den Ausweg vor. Das Gelände der Tennisakademie mit seinen Rohbauten, die Chance, auf die Gebäude und die Außenanlagen noch planerisch einwirken zu können, lenkt die Überlegungen hin, die Stadtverwaltung zukünftig an diesen Standort zu verlegen.
Um das Hauptgebäude, in dem Hotel und Internat innerhalb der Akademie angesiedelt sein sollten, ranken sich die Gedanken. Die Räume sind kleinteilig zugeschnitten. Der Umfang der Räumlichkeiten, geplant waren 114 Hotelzimmer und fünf VIP-Apartments, eröffnet, die Verwaltung an einem Standort zu bündeln, fremdgenutzte Räumlichkeiten aufzugeben, Mieten einzusparen. Verbunden mit dem in Deutschland immer noch ausgeprägten Wunsch der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, in häuslicher Umgebung zu arbeiten, bieten die eigentlichen Hotelzimmer ausreichenden Vorrat an Arbeitsflächen für eine langfristige Personalplanung.
Das Gebäude ließe sich mit modernstem EDV-Standard ausrüsten, was der partiellen Heimarbeit ebenso dienlich wäre, wie der zügigen Bearbeitung der Anliegen der Bürgerinnen und Bürger.
Aus der räumlichen Nähe zur Mülldeponie gedeihen vorhersehbar Konzepte zu einer preisgünstigen Energieversorgung.
Der einst im Hotel geplante Schwimm- und Saunabereich bietet in der Umgestaltung die benötige Fläche, um Sitzungsräume, Stadtbibliothek und nicht zuletzt eine Kleinkunstbühne einzurichten.
Für alle Räume, auch für die Sitzungsräume kann vollständige Barrierefreiheit hergestellt werden, für die Sitzungsräume in höchstem Maße sinnvoll, um benachteiligten Menschen einen Weg in die Kommunalpolitik zu ebnen.
Der Außenbereich bedient in seinen denkbaren Alternativen ökologisches Gedankengut. Ein gefluteter Center-Court, eigentlich gedacht als das sportliche Herz der Tennisanlage, ist die Grundlage für eine beeindruckende Teichanlage, Naherholung am östlichen Stadtrand, geschaffen zum Verweilen und zum Pausieren. Parkbänke und schattenspendende Pergolen schaffen eine entspannte Atmosphäre.
Der Weg der Hochheimer Stadtverwaltung in den Osten der Stadt beeinflusst die kommunale Finanzplanung von morgen. Einerseits entfallen Mietaufwendungen und vorzuhaltende Finanzmittel für die Sanierung städtischer Gebäude.
Nicht mehr genutzte Gebäude werden dem Grundstücksmarkt zum Kauf angeboten, was die Stadtkasse füllen wird.
Das ungewisse Schicksal eines derzeit gestoppten Bauvorhabens ist Westedt durchaus wert, Haushaltsmittel einzusetzen, um das Bauvorhaben zum Vorteil der Stadt Hochheim zu einem Guten zu wenden. Andernfalls wäre auch sein Gesicht mit dem Scheitern verbunden.
Hilfreich ist die Erfahrung aus der Finanzierung des Kreishauses, einstmals das größte kommunale Bauvorhaben im Main-Taunus-Kreis, mit Geld privater Investoren finanziert. Die Erkenntnis daraus ist, dass ein sogenanntes Public-Private-Partnership (PPP) die finanzielle Grundlage schafft, den Rohbau fertigzustellen, und das zu besseren Bedingungen als private Bauherren es derzeit vermögen.
Schließlich ist auch das Justizzentrum in Wiesbaden, das bislang größte PPP-Projekt des Landes Hessen, durch private Investoren finanziert. Aus den Erfahrungen mit dem Finanzierungsweg gilt es zu lernen und die richtigen Schlüsse zu ziehen.
Mit einem PPP-Projekt beabsichtigt die Stadt Hochheim sich Sachverstand und Effizienz, maßgeblich finanzielle Kapazitäten privater Investoren zunutze machen und dabei die Fertigstellung des Rohbaus als Hochbauprojekt zu verwirklichen. Dazu schuf der Gesetzgeber einen rechtlichen Rahmen in einem Gesetz.
Derzeit wägt die Stadt Hochheim ein PPP-Erwerbermodell gegenüber einem PPP-Leasingmodell ab.
Bei einem Erwerbermodell stellt der private Auftragnehmer den Rohbau und die Außenanlagen nutzungsgerecht fertig, erbringt während der Betriebsphase die umfassende Instandhaltung, und wird der Stadt Hochheim für bis zu 30 Jahre den neuen Rathausbau zur Nutzung überlassen.
Die Stadt kann auf die Planung Einfluss nehmen. Bereits bei Vertragsschluss wird fest vereinbart, dass das Eigentum nach Betriebsende auf die Stadt Hochheim übergeht.
Das Leasingmodell unterscheidet sich vom Erwerbermodell dadurch, dass nach dem Ende der Betriebsphase der Eigentumserwerb durch die Stadt Hochheim nicht fest vereinbart ist, sondern eine Option auf Vertragsverlängerung, alternativ der Erwerb des Gebäudes zu einem kalkulierten Restpreis eingeräumt wird.
Vorteil der Lösung ist, dass die Stadt Hochheim nach dem Ende der Betriebsphase über ihre Bedürfnisse neu nachdenken kann, ohne eine Verpflichtung zum Kauf zu haben. Nachteil ist, dass in der Summe aller Zahlungen das Leasingmodell einen höheren Finanzierungsbedarf fordern wird.
In der Variante eines Gesellschaftsmodells, der Rohbau des Hotels würde durch die städtische Wohnungsbaugesellschaft erworben und fertiggestellt, können sich auch Hochheimerinnen und Hochheimer am Bauvorhaben finanziell beteiligen.
Auch das ist in Hochheim kein Neuland, Die Bürgergenossenschaft Hallenbad, einer der Vorsitzenden ist Bürgermeister Westedt, sammelte einst Geld für den Fortbestand des Hallenbades ein.
Für das Bauvorhaben in der Umgestaltung der Tennisakademie zu einem Rathaus sind die zu finanzierenden Summen deutlich höher, das Vorgehen zum Einwerben privater Geldmittel jedoch nicht unbekannt.
Ein neuer, ein moderner und in die Zukunft weisender Rathausbau für Hochheim auf einem Areal, dass in der nutz- und gestaltbaren Fläche keine Wünsche offenlässt, ist seit heute in greifbare Nähe gerückt.
Bilder: Die Baustelle der geplanten Tennisakademie in Hochheims Oststadt
Bildnachweis alle Bilder: Alexander Hartmann
Wie von üblicherweise gut unterrichteten Greisen zu erfahren war, beinhaltet dieses innovative strategische Zukunftsprojekt den Einkauf der für größere Bauprojekte nötigen Kompetenz. Außerdem wird die Stadt Hochheim ihrer sozialen Verpflichtung gerecht, unverschuldet in finanzielle Schieflage geratene Hochstapler langfristig in einer gut dotierten Hängematte aufzufangen. So soll der ehemalige Mastermind der Boris Beckerschen internationalen Filzballklopferschule Khaled E. mit der Leitung des städtischen Bauamtes betraut werden, um kurzfristig sicherzustellen, dass die Stadtverwaltung schnellstens aus dem ehemaligen St. Elisabethen Krankenhaus ausziehen muss und bis zur Fertigstellung der neuen Räumlichkeiten im Hausmannschen Festzelt auf dem Marktgelände unterkommen kann. Die Hausmänner beweisen seit etlichen Jahrzehnten, dass sie in der Lage sind, Bauprojekte im vorgegebenen Zeit- und Kostenrahmen abzuschließen.
Parallel soll der überflüssig gewordene Namensgeber Boris B. aufgrund seiner langjährigen Erfahrungen mit der erfolglosen Führung von Autohäusern die Betreuung der städtischen Ladestationen für E-Autos übernehmen. Wie berichtet wurde, sollen die E-Tankstellen in die Weinbergsgemarkung Reichestal verlegt werden, um dort direkt an die 500 kV Gleichstromleitung der Amprion angeschlossen zu werden.