Bürgerfern
Wieder einmal ließ sich die Mehrheit der Stadtverordneten einlullen. Dies geschah wiederholt mit dem Zauberwort, es sei ein Konzept, was ihnen vorgelegt werde. Diesmal war es das Immobilienkonzept.
Ein Konzept, das klingt durchdacht. Alle Gründe dafür und dagegen sind sorgfältig abgewogen, die Stadtverordneten können sich aus der Zusammenfassung ein vollständiges Bild in der Sache verschaffen und eine gute Entscheidung treffen. Eine gute Entscheidung kann auch ein wohl begründetes Nein sein, da es ein verständliches ist.
An den vorstehenden Zeilen ist vieles unzutreffend. Das beginnt mit einem Konzept, das seinen Namen nicht verdient.
Allen Überlegungen voranzustellen wäre klug gewesen, sich ausgiebig mit der Substanz des derzeit als Rathaus genutzten Gebäudes zu beschäftigen. Jede Investition zum Erhalt eines bestehenden Gebäudes sollte daraufhin sorgfältig analysiert werden, ob die Bausubstanz überhaupt tauglich ist, damit sich weitere Investitionen in sie rechtfertigen.
Wer das versäumt, begibt sich in eine Falle, die finanziell ungeahnte Folgen haben kann. Dann wird immer und immer wieder Geld auszugeben sein, um eine Immobilie zu erhalten, die in den aktuell wirtschaftlich guten Zeiten wohl besser gegen einen Neubau mit modernem Standard ersetzt worden wäre.
Das Unternehmen Tetra Pak hat es vorgemacht. Das alte und ursprünglich im Eigentum des Unternehmens stehende Gebäude wurde durch ein modernes Bürogebäude ersetzt, nach den Wünschen und Bedürfnissen gebaut und angemietet.
Das derzeitige Rathaus ist für die zukünftigen Herausforderungen einer effizient arbeitenden Verwaltung schlicht und einfach nicht sinnvoll nutzbar. Eine effiziente Verwaltung muss uns allen ein Anliegen sein, denn schließlich finanziert sich Verwaltung aus Steuereinnahmen.
Das Schlüsselwort der Zukunft heißt E-Government. Der nahezu umfassende Dialog mit der Verwaltung auf elektronischem Wege wird unseren Umgang mit Behörden prägen. Der Kontakt mit einem Sachbearbeiter wird die Ausnahme sein, denn Formulare und Anträge werden komplett elektronisch ausgefüllt und gestellt und ohne personellen Einsatz beschieden. In der Finanzverwaltung einiger Bundesländer ist das bereits die Regel.
Für den elektronischen Kontakt bedarf es leistungsfähiger Datennetze, den Schutz der Daten gegen unbefugten Zugriff, eine leistungsfähige Stromversorgung, um nur einige Aspekte zu nennen. Nichts davon hält das aktuell genutzte Rathaus ohne weitere erhebliche Investitionen vor.
Mit der Entscheidung, weitere Millionen für die Sanierung auszugeben, ist unabweisbar der Zwang geschaffen, das Gebäude auf Jahrzehnte hinaus nutzen zu müssen, damit sich das ausgegebene Geld rechnet. Das Bürgerbüro gibt dabei dem Rathausumbau das Alibi, welches die Kosten als notwendig und sinnvoll beweisen soll.
Und die Mehrheit der Stadtverordneten? Unkritisch und damit unprofessionell heben sie die Hände ohne vorher Hand angelegt zu haben an das Papier, dem die Konzeptionslosigkeit anzusehen war.