Phänomen: Früher war alles besser und es war alles sicherer!
„Interessanterweise ist das subjektive Sicherheitsempfinden schlechter als die Fakten. Dem Phänomen: Früher war alles besser!, können wir nur mit reinen Fakten begegnen.“ so Michael Cyriax.
Michael Mayer der Leiter der Kriminalinspektion ergänzt dazu: „Natürlich ist jede Straftat eine zu viel. Aber wenn wir von der Lage des MTK im „Speckgürtel“ Frankfurts, mit der hohen Kaufkraft und den sehr guten Verkehrsanbindungen ausgehen und dies mit anderen ähnlich gelagerten Kreisen vergleichen sind die faktischen Zahlen sehr gut.“
Aufklärungsquote früher und heute
Früher war es nicht besser: Die Aufklärungsquote war 1999 bei nur 32%. Jetzt sind es knapp 60%. Und gegen den allgemeinen Trend haben wir mit 4.415 Taten auf 100.000 Einwohner die niedrigste Häufigkeitszahl seit der Erfassung dieser Messgröße im Jahr 1971.
Kommentare und Ergänzungen aus der Praxis von Michael Mayer und und Urban Egert dem Kriminaldirektor für den MTK zu den einzelnen Deliktkategorien:
Sachbeschädigung
Sachbeschädigungen sind wieder das häufigste Delikt mit 11,5 % des Gesamtaufkommens. Im Jahre 2009 war der Höchststand mit 1.695 Fällen. 2018 waren es 1.204.
Hier lässt sich feststellen, dass sich das Anzeigenverhalten geändert hat. Wo sich früher auch auf dem direkten Weg geeinigt werden konnte, falls die Täter bekannt waren, wird heute eher angezeigt.
(Vorsätzliche leichte) Körperverletzung
Die leichte Körperverletzung ist erneut das zweithäufigste Delikt. Die Aufklärungsquote ist weiter auf hohem Niveau. Die Kontrahenten kennen sich meistens.
Leider steigen die Delikte an. „Geprügelt wurde sich schon immer, vor allem sind es Jugendliche und junge Erwachsene in einer Episode ihres Lebens, die sich prügeln oder zum Messer greifen. Leider ist die Tendenz der leichten Körperverletzungen steigend. Diese Delikte haben sogar das Potential Sachbeschädigungen als häufigstes Delikt zu verdrängen. Zum Einen hat sich auch hier das Anzeigeverhalten geändert, was gut ist. Zum Anderen haben sich die Regeln geändert und der Respekt vor dem Menschen geht zunehmend verloren.. Wo früher Schluss war, wenn Einer genug hatte und zu Boden gegangen war, wird heute leider häufig nachgetreten. Selbst Tritte gegen den Kopf sind keine Seltenheit.
Dies ist aber ein gesamtgesellschaftliches Problem, das kann die Polizei nicht alleine lösen. Das Thema kann und muss über die Familien, Kindergärten und Schulen in den Griff bekommen werden. Gewaltprävention bleibt eine Herausforderung.
Rauschgiftdelikte nach Betäubungsmittelgesetz
Das sind klassische Delikte die bei Polizeikontrollen aufgedeckt werden. Hier ist die polizeiliche Präsenz und der Kontrolldruck im MTK bewusst hoch, um das
Fahren unter dem Einfluss von Betäubungsmitteln (BTM) und die daraus folgenden möglichen Unfälle gering zu halten. In 2018 wurden 26kg Cannabis und ein kg andere BTM sichergestellt.
Diebstahl gesamt
Erneuter Rückgang der Gesamtanzahl führte zu einem historisch niedrigem Wert. Wo es im Jahr noch über 8.400 Diebstahlsdelikte gab waren es 2018 mit 4.041 weniger als die Hälfte. Früher war nicht alles besser. Die Gründe für den Rückgang sind täterorientierte Ermittlungen und Ermittlungen gegen die Bandenkriminalität gepaart mit polizeilicher Präsenz und Kontrolldruck an den entsprechenden Orten bzw. in den entsprechenden Kreisen.
Besonders beim Wohnungseinbruchsdiebstahl (WED) sind die versuchten Diebstähle im Vergleich zu 2016 um rund 35% gesunken. Besonders erfreulich ist die stark gesunkene Zahl von vollendeten Einbrüchen von über 300 (vollendete WED) pro Jahr seit 2005 auf 183 (voll. WED) in 2017 und 164 (voll. WED) in 2018.
Die Bürger unternehmen sehr viel zur Gebäudesicherung das hat sicherlich einen großen Einfluss auf die niedrigen Einbruchszahlen. Andererseits nutzt die Polizei statistische Analysen, um mit Präsenz und Kontrolldruck, sowohl an den potentiellen Einbruchsorten, als auch an den Transportwegen die Einbrecher zu stören und zu verdrängen.
Auch der zweite Unterpunkt zum Diebstahl der Diebstahl aus dem KFZ verzeichnet erneut einen Rückgang. Wo es 2007 noch zu über 1.800 Delikten kam sind 2018 nur noch 500 Autos geknackt worden. Dieser erfreuliche Rückgang ist vor allem dem umsichtigen Umgang der Bürger gedankt. Deshalb gilt weiterhin die Aufforderung: Lassen Sie keine Wertgegenstände im Auto!
Betrugsdelikte
Die gute Nachricht die Anzahl der Betrugsdelikte ist von 1.560 auf 1.424 gesunken. Allerdings sind Betrügereien zum Nachteil älterer Menschen weiterhin auf einem Höchststand.
Enkeltricks und falsche Polizisten
Die Maschen der professionellen Banden sind sehr perfide der klassische Enkeltrick mit der Begründung, der Enkel hatte einen Autounfall verschuldet und muss schnell an Geld kommen… eine Angestellte des „Anwalts“ kommt das Geld abholen… oder der Enkel will ein Haus bzw. eine Wohnung kaufen, ein Schnäppchen, aber es fehlt noch Geld sonst ist das Schnäppchen weg… auch hier kommen Mitarbeiter des „Anwaltes oder Notars “ vorbei um das Geld abzuholen. Mehr Beispiele unter https://www.praeventionsrat.de/
Besonders die „falschen Polizeibeamten“ ärgern die echten Polizisten, die geben z.B. vor, auf der Spur von Kriminellen, Trickbetrügern oder Einbrechern zu sein. Dabei geben sich die Anrufer echt klingende Titel und schalten sogar falsche „Staatsanwälte oder deren Mitarbeiter“ ein. Mit der Aufforderung den Staatsdienern zu helfen, die Gauner hinter Schloss und Riegel zu bringen gelingt es, dass Einige ihre Wertgegenstände und Bargeldreserven an die „falschen Polizisten“ zur Sicherung aushändigen.
Es gab über 500 verzeichnete betrügerische Anrufe, die Dunkelziffer ist vermutlich deutlich höher, leider wurden sieben Senioren nicht misstrauisch und übergaben über 200.000 € an die Gangster. Die Drahtzieher sitzen in Call Centern im Ausland, häufig in der Türkei. Gegen die Abholer des Geldes hat die Polizei guten Erfolg, aber es ist schwer etwas gegen die Hintermänner zu unternehmen. Hier muss vermehrt Aufklärung erfolgen und das Umfeld, die Familie und Bankangestellte für die Machenschaften noch weiter sensibilisiert werden.
„So gelang es einer Mitarbeiterin der Taunus-Sparkasse Flörsheim durch ihre Aufmerksamkeit und Informationen an eine Kundin, diese Seniorin vor der Übergabe eines hohen Geldbetrages an Betrüger zu schützen. Die Polizei wurde eingeschaltet und die „Abholer“ könnten dingfest gemacht werden.“, berichtet Mayer.
Achtung betrügerische Internetseiten
Aber neben den Varianten des Enkeltricks und falscher Polizei, gibt es auch falsche Internetseiten. „Eine zum Beispiel hat sehr günstig Flugtickets verkauft. Zu Anfang als Investition sozusagen haben die Tickets „unter Wert“ verkauft, um hervorragende Bewertungen zu erhalten. Als das Ranking dann sehr gut wurde, haben die täuschend echte aussehende aber falsche Tickets verkauft. Das ist erst aufgefallen als die Reisenden ihre Flugreise wegen Doppelbuchungen nicht
antreten konnten. Die falsche Firma hat einen Schaden von fast 800.000 € verursacht. Glücklicherweise, konnten die „Mitarbeiter des deutschen Büros“ dingfest gemacht werden, allerdings sind die Hinterleute in der Türkei bis heute straffrei davongekommen.
Die Straftaten gegen das Leben
Hier ist jedes Opfer ganz gewiss eines zu viel. Auch wenn die Aufklärungsquote mit 100% beeindruckend ist, warnt Mayer davor diese Zahl unreflektiert zu lassen und erläutert jeden einzelnen Fall der Straftaten gegen das Leben, bedrückend ist jeder einzelne Fall.
Mayer betont: „Falls es uns mal nicht gelingen sollte, einen Mord aufzuklären, geht bei 8 Tötungsdelikten im Jahr die Aufklärungsquote sofort und deutlich zurück.“
Die Tötungsdelikte 2018 waren fallbereinigt genau die acht folgenden:
Hier die Tötungsdelikte ohne Todesfolge:
Bad Soden: Stich in die Herzgegend, hier wurde wegen versuchten Totschlag mit vermutlich gerechtfertigter Notwehr gegen die Ehefrau des Geschädigten ermittelt.
Eppstein-Bremthal: In einer Wohngemeinschaft von Asylanten kam es wegen „Sauberkeit“ zu einem heftigen Streit. Ein Messer wurde 4 mal eingesetzt. Der Geschädigte konnte gerettet werden und ist voll genesen. Der Täter ist in eine psychiatrische Klinik eingeliefert worden.
Kelkheim: Im, bei Nachtschwärmern bekannten, Lokal „die Hütte“ kam es zu einem Thekenstreit. Auf der Straße dann kam es zum Messereinsatz. Es wurde auf versuchte Tötung ermittelt. Das Opfer ist wieder genesen.
Hofheim-Marxheim: Streit zwischen zwei Asylanten. Rettung für das Opfer ist erfolgt.
Hier die Tötungsdelikte die leider mit Todesfolge endeten:
Eschborn: Es wurde auf Tötung nach Verlangen ermittelt. Ein todkranker 83-jährigen Mann hat um Hilfe beim Suizid gebeten.
Hofheim: Es wurde auf Unterlassung der Aufsichtspflicht mit Todesfolge ermittelt. Das tragische Ertrinken des 4-jährigen Jungen in der Rhein-Main-Therme ging ja durch die Presse.
Hattersheim: Ein Streit unter Bewohnern einer Wohngemeinschaft für Asylanten wurde wegen Sauberkeit ausgetragen. Der Sauberkeitsfanatiker wurde gewalttätig und griff einen Mitbewohner an. Leider ist der Geschädigte trotz Notoperation seinen Verletzungen erlegen.
Eddersheim: Raubmord. Eine 51-jährige Eddersheimerin wurde erstochen aufgefunden. Ein entfernter Bekannter konnte innerhalb von drei Tagen als Täter ermittelt werden. Das Motiv war Habgier.
Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung
Mit 79 Taten war zwar ein Rückgang gegenüber 2017 zu vermelden und mit einer Aufklärungsquote von 91% drehen sich die Taten vornehmlich leider im Freundes-, Bekannten- und Familienkreis, aber es sind viel zu viele Taten.
Der Erklärungsversuch, dass die Novellierung des Strafrechts („Nein heisst Nein“) die Schwelle zur Strafbarkeit herabgesetzt hat, mag zwar stimmen, hilft aber keinem Opfer in der Vergangenheit und in Zukunft.
Der Schritt war wichtig und richtig. Leider wird immer noch von Beziehungstat oder Familiendrama gesprochen, allein schon diese Begriffe geben den Opfern, fast immer Frauen und Mädchen, eine Beteiligung.
Die sogenannten 4P könnten helfen: „Prävention“ (also „Bildung“), „Protektion“ (d. h. Schutz, und effizientes Reagieren auf die Beschwerden von Opfern geschlechtsspezifischer Gewalt), und „Pursuit“, also die „Verfolgung“ der Täter. Das 4 P ist „Promotion“ die Förderung der Frauenrechte (Empowerment) enthält; im Sinne der Bekämpfung und der Abschaffung der Gewalt gegenüber Frauen, sowie der häuslichen Gewalt. Anmerkung der Red.
Gewalt gegen Polizeibeamte
Eine weitere erschreckende Entwicklung ist die Gewalt gegen Polizeibeamte und anderen Helfern und Rettern. Der Respekt vor Menschen die Helfen schwindet. In 2018 gab es 54 Vorfälle von Gewalt gegen Polizeibeamte. Jede Woche eine gewalttätige Auseinandersetzung. Das ist eine dumpfe Ablehnung gegen alles und jeden der „den Staat“ repräsentiert. Auch hier kann und muss gesamtgesellschaftlich gegengesteuert werden.
Festzuhalten bleibt:
– Rückgang der Fallzahlen
– Dritthöchste jemals erreichte Aufklärungsquote
– MTK – Ein sicherer Kreis!
– Anstrengungen und Ideen der Polizei und im Präventionsrat bleiben wichtig
Lesen Sie auch: Wieder weniger Straftaten
Hier die komplette Kriminalstatistik zum download PKS 2018 MTK .