Mundart ist, woraus die Seele ihren Atem schöpft

Ein voll besetztes katholisches Vereinshaus wartet gespannt auf ihn und seine Freunde. Heribert Schlosser, mit Gitarre und Mundharmonika musizierender Barde, in Hochheim bekannt wie der sprichwörtliche „bunte Hund“. Seine Freunde, und jedes Jahr werden es mehr, stehen mit ihm auf der Bühne. Angesichts der Vielfalt der zum Einsatz kommenden Instrumente ist die Bühne eigentlich geentert durch Gitarren, Klavier, Schlagzeug, Saxophon, Bass, Trompeten und vielem mehr, was sich zum harmonischen Musizieren eignet.

Dabei geht es um einen Freund, der leider nicht mehr dabei sein kann. Dr. Gerold Buschlinger, vor mehr als vier Jahren verstorbener Rechtsanwalt. Weithin sichtbar für sein soziales Engagement ist das Deckenfresko in der katholischen Kirche St. Peter und Paul, für dessen Restaurierung er sich lange Jahre einsetzte, und ihm ein weithin sichtbares Andenken ist im Dach der Kirche.

Heribert Schlosser ist seine Freude daher anzumerken, als er elektronische Post aus dem Rathaus verliest, in welcher ihm und allen Gästen mitgeteilt wird, dass sich sein ausdrückliches Bemühen, nach Dr. Buschlinger eine Straße in Hochheim zu benennen, bereits am 26. Oktober konkretisieren könnte, in der nächsten Stadtverordnetenversammlung.

Doch der Reihe nach:

Heinz Schlosser, Bruder des Musikanten und noch immer das Gesicht der Hochheimer Kolpingsfamilie, eröffnet in einer kurzen Ansprache den Sangesabend, der in diesem Jahr von der Kolpingsfamilie ausgerichtet wird, nicht vom Förderverein für das katholische Vereinshaus.

Dem Vereinsreferenten der Stadt Hochheim, Klaus-Dieter Jung, gilt sein besonderer Willkommensgruß.

Schlosser eröffnet den musikalischen Teil des Abends mit dem Lied Malaika, welches von einem Liebenden handelt, der seine Braut nicht heiraten kann, da es ihm am Brautgeld mangelt. Das Lied stammt aus Afrika, und wurde dort in den sechziger Jahren erstmals aufgenommen, komponiert sein soll es bereits kurz nach Ende des zweiten Weltkrieges.

Mit der „Dick Mick“, für die Auswärtigen übersetzt als eine fette Mücke, tritt erstmals Edmund Weins auf die Bühne und nimmt wie selbstverständlich an seinem Klavier Platz. Weins, auch bekannt als Salon-Musiker und stetiger musikalischer Begleiter der Weinproben am Hochheimer Markt, greift gewohnt souverän mit tiefenentspanntem Blick in die Tasten, während Schlosser davon singt, dass der schönste Tod einer Mücke in Hochheim sein kann, in einem Wein der Lage Kirchenstück ihr Ende zu finden.

Dann wird es verbal schräg. Achim Munck, vielfältig sprachbegabt als Redner an Fastnacht, als Stadtführer, erzählt von seinem ungewöhnlichen Verhalten als Wähler, der seine Stimme zur Bundestagswahl auf einer Postkarte abgibt, adressiert an das Hochheimer Krankenhaus. Ein solches war das heutige Rathaus, lange bevor es umfunktioniert wurde. Seine Stimme solle dem Wahlgewinner zugeschlagen werden. Nachdenken im Publikum ist zu spüren, wer denn eigentlich die Bundestagswahl am letzten Sonntag in Hochheim gewonnen hat.

Jamaika, die Landesfarben der Flagge als Synonym für den nach der Bundestagswahl erwarteten Zusammenschluss politischer Parteien gibt ihm den nächsten Anlass. Berlin werde jetzt wohl gleich der jamaikanischen Hauptstadt Kingston und der Drogenkonsum von Haschisch werde zukünftig erlaubt sein. Munck mutmaßt, dass nur im Drogenrausch zukünftig Politik zu ertragen sein wird.

Der Verbalakrobat Munck ist es auch, der wieder zur Musik überleitet. Überschwänglich preist er sie an, die neue CD von Heribert Schlosser und seinen Freunden. Es ist die vierte. Die Mitwirkenden sind zahlreich, vielfach in Hochheim bekannt und aus nahezu allen Musikrichtungen. Das Musizieren in und für ihre Heimatstadt liegt ihnen im Blut.

Insgesamt engagierten sich mehr als zwanzig Musikerinnen und Musiker an der Einspielung der Lieder. Alle Beteiligten sind auf der Hülle namentlich aufgeführt.

Die CD trägt den Namen „Neue HOCHEMER Songs“ mit „Heribert Schlosser und ganz viel Freunde“. Sie enthält zehn Lieder in unterschiedlichen Rhythmen und klingt musikalisch abwechslungsreich von sanft-ruhigen Melodien über balladenhaften Weisen bis zu flott-swingenden Arrangements.  Die Liedtexte sind vorwiegend in leicht verständlicher Mundart oder im Hochheimer Dialekt geschrieben im Anklang an das Goethe-Zitat „Mundart ist, woraus die Seele ihren Atem schöpft.“ Einige Songtexte sind im ansprechend gestalteten „CD-Büschelsche“, übersetzt als CD-Booklet, zum Mitlesen als auch Mitsingen abgedruckt

Selbstredend bedarf die Produktion der finanziellen Unterstützung. Die CD nennt sie alle, der Dank ist allen gewiss, was Munck ausdrücklich versichert. Die Taunussparkasse, die Bürgerstiftung Hochheim, der Lions Club Hochheim sowie der Förderverein für Hochheimer Heimat- und Stadtkultur waren dem Projekt zugetan.

Die Gäste des Abends konnten die CD zum Vorzugspreis erwerben. Zu kaufen ist die CD ansonsten in der Buchhandlung Eulenspiegel.

Schlosser präsentiert mit seinen Freunden gleich zwei neue Lieder aus seinem neuen Album, bevor die Getränke in der Pause ein wenig Kühlung verschaffen.

Munck eröffnet den zweiten Teil mit seinen humoristischen Einlagen. Er geißelt die technologische Entwicklung und den Einfluss der Konzerne auf unser Leben.

Schlosser und sein scheinbar unerschöpflicher musikalischer Freundeskreis präsentieren weitere Lieder. Dabei bleibt das besondere Hobby des Liedermachers sein Erkennungsmerkmal, zu texten in Mundart auf bekannte Melodien. In der Abfolge seiner Songs darf die modernisierte Fassung des Hochheimer Liedes nicht fehlen. Die Stimmung im Saal dankt allen Musikern, die zu einem rundum gelungenen Abend beitragen.

Danksagung ergeht auch an alle Helfer, die sich dafür einsetzten, dass Schlosser und seine Freunde Beifall spendende Zuhörer mit Humor und Gesang erfreuen konnten.

Und wie es sich für einen Abend in Gedenken an Dr. Gerold Buschlinger gehört, kommen die Einnahmen verschiedenen guten Zwecken zu. Ein Abend wie der dem einstigen Gönner sicherlich gefallen hätte.

 

 

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