Unsere Nachkriegsgeneration wird abgezockt! Leider ein großes, ein extrem großes Feld
Gernot Prayon sprach beim Stammtisch des Hochheimer Vereinsring als ehrenamtlicher Sicherheitsbeauftragter für Senioren. Sichtlich angewidert von den Verbrechern, die sich gut organisieren und immer wieder neue Ideen haben, schilderte er erschreckende Beispiele aus Hochheim und dem Main-Taunus-Kreis. Die Betroffenen erleiden z.T. sehr hohen materiellen Schaden und bleiben zusätzlich immer traumatisiert zurück. Die Selbstvorwürfe führen zu Mutlosigkeit und Passivität.
Immer noch der Enkeltrick
Systematisch werden Telefonbücher nach aus der Mode gekommenen Vornamen abgesucht.
Tipp: Lassen sie Ihren Vornamen im Telefonbuch abkürzen: Einem A. Müller sieht der Verbrecher weder Alter noch Geschlecht an.
Finden diese menschen- und leistungsverachtenden Verbrecherinnen und Verbrecher dann eine passende Telefonnummer rufen Sie an: „Halloo, rate mal wer dran ist?“ antwortet der Senior dann mit „Anna?“ sagen die Verbrecher: „Genau!“ und schon haben die einen Decknamen. Mit weiteren gezielten Fragen erhalten die Gauner gutes Hintergrundwissen, um Ihren Betrug glaubhaft zu machen.
Eine Gernot Prayon bekannte Seniorin antwortete am Telefon auf die Frage: „Rate mal wer dran ist“ mit: „Anna?“ die Person sagte daraufhin: „Genau, hier ist Anna!“ darauf die Seniorin: „Ich kenne keine Anna und legte auf!“
Doch der Enkeltrick und Ableitungen davon funktionieren leider immer noch. Eine Variation davon ist, dass nach dem Anruf des/der vermeintlichen Enkels/Enkelin und der emotional aufgeladenen Schilderung der ‚Notlage’ und nach der Bitte einem Freund/einer Freundin Bargeld zu überlassen, ruft ein vermeintlicher Polizist an und fragt ob ein Enkeltrick-Anruf stattgefunden hat. Nach Eindringlichen Warnungen über die Gefährlichkeit dieser schändlichen Betrüger folgt dann die Bitte dem ‚Abholer’ das Geld und (vielleicht sogar noch mehr als das ursprünglich geforderte) zu übergeben, damit die ‚Polizei’ den Betrüger auf frischer Tat ertappen kann. Je mehr Geld er/sie dabei hat, um so höher könnte die Strafe ausfallen. Der Aufforderung ‚helfen Sie der Polizei’ bringt Seriosität in die spannungsgeladene Situation und erhöht den Druck auf das Opfer.
Panoptikum von Lügengeschichten
„Aber nicht nur falsche Polizisten tummeln sich da draußen, um Senioren zu berauben!“ erläutert Gernot Prayon „Handwerker, Stromableser, Wasserwerker und Berater von Stadt, Kreis, Land oder sogar Bund“
Die mit einer Lügengeschichte als Deckung gewappneten falschen ‚Offiziellen’ möchten nur ins Haus oder in die Wohnung kommen: „Neuer Service der Stadt für Senioren, wir lesen für Sie den Strom, das Wasser, Gas oder was auch immer ab… einer lenkt ab, der andere geht ins Schlafzimmer und holt sich dann blitzschnell das Geld und den Schmuck.“
„Jeder hat seine Wertsachen im Schlafzimmer“ meint Gernot Prayon und beschrieb noch eine andere Tatsachengeschichte aus Hochheim. „Ein tadellos gekleideter Mann (nach Aussage der Betroffenen Seniorin, äußerst gutaussehend) verschaffte sich Zugang zum Grundstück mit der Geschichte, daß die kleine weiße Katze seiner Tochter auf das Grundstück gelaufen wäre und ob er mal danach sehen könnte. Auf dem Grundstück angekommen fragte er nach einem Strick oder Seil, um die Seniorin zu beschäftigen.“
Glücklicherweise war die Frage nach einem Seil und das Verhalten des Mannes bei der Suche nach der Katze dann so auffällig, dass die Frau ihm keinen Zutritt ins Haus gab und es kam zu keinem Diebstahl. Aber die ältere Dame ist bis heute traumatisiert von der Dreistigkeit und der Ausnutzung der Hilfsbereitschaft.
Tipp 2: Lassen Sie grundsätzlich niemand ins Haus den Sie nicht kennen. Öffnen Sie die Tür nur mit vorgelegter Kette oder Sperrriegel.
Tipp 3: Geben Sie niemand und nie Bargeld an der Tür. Auch keiner Amtsperson oder anderen Überbringern.
Wenn die Senioren unter Druck zum Bankschalter gehen, um höhere Beträge abzuholen droht weitere Gefahr. Denn die Verbrecher die unter Vorwänden den Druck ausgeübt haben, beobachten die Senioren und bestehlen sie dann, wenn sie den Umschlag mit Geld nach Hause bringen.
Tipp 4: Rufen Sie bei der Forderung nach größeren Geldbeträgen die 110 an. Die Polizei rät dies. Unter 110 haben Sie auch immer die echte Polizei. Die Polizei sagt lieber einmal zu viel, als einmal zu wenig angerufen.
Aber die Gangster nutzen nicht nur die Hilfsbereitschaft aus, sondern Spielen auch mit anderen Tricks, wie zum Beispiel einem vorgetäuschten Geldgewinn.
Anruf 1: Die freudige Nachricht von einem satten Geldgewinn und dass sich dann der Notar der Gesellschaft melden wird.
Anruf 2: Der Notar Dr. Soundso ruft an, gratuliert und erklärt in seriösem Ton die weitere Vorgehensweise und natürlich, dass zunächst eine Gebühr fällig wäre, für all den Aufwand …
Gernot Prayon endet seinen Vortrag mit der Aufforderung an alle auf die Senioren zu achten und die Senioren in der Familie zu warnen. Danach begann noch eine Diskussion über täuschend echt gemachte eMails die wiederum auf täuschend echt gemachte Internetseiten führen.
Mehr zu diesen Themen finden Sie unter www.polizei-beratung.de oder hier unten. Zur Sicherheit der Senioren empfiehlt Gernot Prayon die Broschüre Sicher zu Hause hier als download.
Hier die Tipps der Broschüre
Gefahren am Telefon
Tipps:
» Lassen Sie Ihren Vornamen im Telefonbuch abkürzen, denn Vornamen können Hinweise auf das Lebensalter geben.
» Legen Sie auf, wenn sich der Anrufer nicht selbst vorstellt und Sie seinen Namen raten sollen.
» Seien Sie misstrauisch, wenn jemand Sie um Geld bittet.
» Rufen Sie Ihre Verwandten unter der Ihnen bekannten Telefonnummer zurück.
» Übergeben Sie niemals Geld an Ihnen unbekannte Personen.
Betrug durch Gewinnversprechen
Tipps:
» Geben Sie niemals Geld aus, um einen vermeintlichen Gewinn einzufordern, d.h. bezahlen Sie keine Gebühren oder nutzen gebührenpflichtige Sondernummern (gebührenpflichtige Sondernummern erkennen Sie an der Vorwahl: 0900, 0180, 0137 usw.).
» Wenn Sie sich nicht an die Teilnahme an einem Gewinnspiel erinnern können, legen Sie einfach auf.
» Geben Sie niemals persönliche Informationen weiter: keine Telefonnummern und Adressen, Kontodaten, Bankleitzahlen, Kreditkartennummern oder Ähnliches.
Neue Abzockmasche am Telefon
Tipps:
»Drücken Sie keine Tasten auf dem Ziffernfeld, wenn Sie von einer fremden Person angerufen wurden.
» Geben Sie am Telefon niemals persönliche Daten preis.
» Lassen Sie sich nicht zu Geschäftsabschlüssen am Telefon drängen.
» Kontrollieren Sie regelmäßig Ihre Kontoauszüge und monatlichen Rechnungen oder bitten Sie eine Vertrauensperson, die Kontrolle für Sie zu übernehmen.
» Lassen Sie unberechtigte Abbuchungen immer zurückbuchen. Ihr Bankberater hilft Ihnen dabei.
Wie verhalten Sie sich richtig?
» Bleiben Sie misstrauisch gegenüber Unbekannten.
» Öffnen Sie Ihre Tür nur mit vorgelegter Türsperre.
» Geben Sie keine persönlichen Daten weiter, zum Beispiel über familiäre oder finanzielle Verhältnisse (Telefonnummer, Adresse, Kontoverbindungen, Geheimzahl, PIN usw.).
» Überprüfen Sie Angaben, die Ihnen gegenüber gemacht werden. Lassen Sie sich dabei nicht unter Druck setzen.
» Wenn Sie unsicher sind, sprechen Sie darüber mit einer Person Ihres Vertrauens.
» Scheuen Sie sich nicht, die Polizei per Notruf 110 zu verständigen.
Beitragsbild: Eine Frau bedient am 04.03.2009 in Düsseldorf einen Geldautomaten, im Hintergrund warnt ein Plakat vor „falschen Enkeln“. Foto: Horst Ossinger/dpa (zu lni „Enkeltrick brachte Betrügern Millionen“ vom 18.03.2015) +++(c) dpa – Bildfunk+++ | Verwendung weltweit
Hallo, Herr Hartmann,
auf der Suche, was es Neues zu unserer Familie Prayon oder Gernot Prayon im Internet gibt,
bin ich auf Ihren Artikel und das WEINSTADTJOURNAL gestoßen. Und echt verblüfft: Selber
viele Artikel fein akzentuiert schreibend ist Ihr Artikel rundum echte Spitze: hervorragend
formuliert, absolut auf den Punkt gebracht, sehr sympathisch geschrieben, kurzum:
Journalismus vom Feinsten, DAS BESTE WAS ICH JE GELESEN HABE!!!
Schade, dass ich Sie am Vortragsabend nicht kennengelernt habe. Das können wir aber gerne
nachholen: z.B. am 10.März, wenn ich einen weiteren Vortrag um 16 Uhr bei KOLPING in der
Wilhelmstrasse halte und dabei auch einbruchsichernde Geräte vorstelle.
Mit freundlichen Grüßen
Gernot Prayon
Vielen Dank.