Das Gedenken Gefallener zeitgemäß bewahren
(hn) Dieser Tage wurde das Mahnmal für die Gefallenen des 1. Weltkriegs auf Einladung der Stadt Hochheim am Main wieder eingeweiht, um die umfangreiche Sanierung durch die Arbeitsgemeinschaft Alt-Hochheim und den Lions Club feierlich zu würdigen. Deren vorbereitungs- und kostenintensives Projekt hatten Alexander von Renz vom Lions Club Hochheim-Flörsheim und Klaus Umstätter von der Arbeitsgemeinschaft Alt-Hochheim seit Juli 2020 gemeinsam unter Beteiligung der Stadt Hochheim entwickelt, um so das Andenken an die in den Weltkriegen getöteten Hochheimer Bürger zu bewahren.
Heute präsentiert sich das Mahnmal für die Gefallenen des 1. Weltkriegs zeitgemäß als bescheidene, gemauerte Säule, die von Gedenksteinen für die Gefallenen und Vermissten des 2. Weltkriegs umgeben ist. Sie zeugt von der Grausamkeit und dem Leid eines jeden Krieges, denn auf den beiderseits in die Säule eingelassenen Sandsteinplatten finden sich Gefallene mit bekannten Hochheimer Familiennamen. Genau 125 Gefallene hatte Hochheim, das im Jahr 1914, also zu Beginn des 1. Weltkriegs, nur über 4063 Einwohner verfügte, zu beklagen.
Protzig in den 1930er Jahren
Nicht immer hatte Mahnmal seine heutige Form, die sich klein, bescheiden und von Bäumen umrandet unterhalb von Weinbergschule und Pfarrkirche St. Peter und Paul an den Rand der Weinberge schmiegt.
Zum Sanierungs-Auftakt hatten die Vertreter der Arbeitsgemeinschaft Alt-Hochheim für den Lions Club Hochheim-Flörsheim umfangreiche historische Recherchen angestellt und Bildmaterial gesammelt: Wer ein aus den 1930er Jahren stammendes Mahnmal-Foto sieht, mag kaum glauben, dass dies in Hochheim aufgenommen ist. Die Wuchtigkeit des damaligen Mahnmals für die Gefallenen des 1. Weltkriegs als breit angelegtes Monument mit Vorplatz aus großformatigen Bodenplatten, vom Fotograf zudem in geeigneter Perspektive besonders pompös in Szene gesetzt, lässt den Betrachter eher an national-sozialistische Protzbauten in Berlin, München oder Nürnberg denken, als dieses in der hiesigen beschaulichen Weinstadt zu verorten.
Aus dem kriegsverherrlichenden Protzbau der 1930er Jahre ist ein Mahnmal für die Gefallenen beider Weltkriege geworden, das seit den 1960er Jahren ohne die Wucht der für die Nazi-Diktatur so typischen Architektur auskommt.
Zeitgemäßes Gedenken zweier Weltkriege heute
Heute trägt die gemauerte Säule in der Mitte des kleinen Platzes zwei Sandsteinplatten mit den Namen gefallener Hochheimer des 1. Weltkrieges. Elisabeth Bratsch von der Arbeitsgemeinschaft Alt-Hochheim hat mit viel Expertise alle Toten erfasst sowie deren Lebensdaten, Rang und Regiment recherchiert: Unter den insgesamt 125 Gefallenen stehen die Namen derjenigen jüdischen Glaubens gleich neben den christlichen Hochheimern. Auch macht das Mahnmal bei den Mannschaftsgraden keinen Unterschied: Die Wehrmänner, Kanoniere und Musketiere finden sich neben den Offizieren aufgeführt.
Bekannte Hochheimer Namen wie Weilbächer und Luschberger, Treber und Stichel sind dort zu finden, aber auch die Familien Siegried, Simon und Enders hatten oftmals gleich mehrere Tote zu beklagen. 125 Gefallene bei nur gut viertausend Einwohnern Hochheims im Jahr 1914 geben Zeugnis ab vom unsäglichen Leid des Unsinns Krieg.
Udo Möller und Alfred Schlosser seitens der Arbeitsgemeinschaft Alt-Hochheim wissen weiterhin von den Gefallenen und Vermissten des 2. Weltkriegs zu berichten: Deren viel größere Anzahl findet sich auf liegenden Sandsteinplatten, die das Mahnmal für die Gefallenen des 1. Weltkriegs umringen. Ulrich Schulz, der Geschäftsführer des Steinmetzbetriebs Sauer GmbH aus Budenheim, hat mit seinen Mitarbeitern auch diese Sandsteinplatten gereinigt.
Komplexe Sanierungsarbeiten
Umfangreichere Arbeiten standen aber beim Mahnmal für die Gefallenen des 1. Weltkriegs an, das ältere und viel beschädigtere Bestandteile aufweist: „Je intensiver wir uns mit den Schriftplatten beschäftigt haben, desto mehr sahen wir Hohllager. Oberflächen haben sich abgelöst, vielfach zeigten sich Risse und Abplatzungen“, meldete Ulrich Schulz den zuständigen Denkmalbehörden zurück.
In der Stadt Hochheim als Eigentümerin des Mahnmals fanden die Arbeitsgemeinschaft Alt-Hochheim und der Lions Club Hochheim-Flörsheim stets offene Ohren für ihr Projekt. „Eine gute Sache“ sei das Engagement der beiden Hochheimer Vereine für den Erhalt der historischen Denkmäler, bestätigte Bürgermeister Dirk Westedt dem Projekt zuletzt beim Lions-Frühjahrsempfang.
Unterstützer gesucht
Dass in den kommenden Wochen noch abschließende Restaurierungsarbeiten anstehen, liegt an der Komplexität der Denkmalschutzauflagen, die insbesondere die Arbeiten an den namenstragenden Sandsteinplatten des Mahnmals verzögerten. „Für diese Mehrkosten suchen wir noch Unterstützer, gerne auch aus denjenigen Familien, deren Kriegsopfer das Mahnmal gedenkt“, wirbt Lions-Präsident Alexander von Renz um weitere Spenden auf das Spendenkonto der Arbeitsgemeinschaft Alt-Hochheim bei der Mainzer Volksbank unter DE26 551 900 00 0129999140.