Industriekultur mit Spuren jüdischer Geschichte – „Die Phrix“ von Claudia Poeschmann – Landratsamt erhält Gemäldeschenkung
(fp/mtk) – Die Räume des Landratsamts sind mit dem Gemälde „Die Phrix“ um ein Kunstwerk reicher geworden. Das Werk, das die frühere Cellulose- und Papierfabrik Phrix im Hattersheimer Stadtteil Okriftel zeigt, stammt von der Künstlerin Claudia Poeschmann; es hängt nun in einer Etage nahe dem Landratsbüro. Dem Landratsamt geschenkt wurde es von Heidrun Feine. „Wir danken herzlich für die großzügige Schenkung“, so Kreisbeigeordneter Axel Fink. „Es ist ein tiefer Vertrauensbeweis, wenn Kunstliebhaberinnen und -liebhaber privat ein Werk erstehen und es dann der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen.“
Das dreiteilige Gemälde ist mit Acryl auf Leinwand gearbeitet. Die künstlerische Bearbeitung durch Poeschmann, mit speziellen Perspektiven auf die Gebäude, ist nicht einfach das Abbild einer Fotografie, sondern eine Komposition. Als Erinnerung an die Industriegeschichte der Region und die Neubelebung durch ein Wohnungsbauprojekt kommt der Arbeit nach Angaben von Feine ein besonderer Stellenwert zu: „Mit dem Kunstwerk soll nicht nur an die traditionelle Fabrikarbeit erinnert werden, sondern auch und vor allem an die Menschen.“
Das Gemälde wurde bereits 2010 in der Ausstellung „Architekturen im Main-Taunus-Kreis“ im Landratsamt gezeigt. Es war eine von zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen in der Kreisverwaltung, an denen Poeschmann teilnahm. Mittlerweile befinden sich 23 Werke der Künstlerin im Besitz der Kunstsammlung Landratsamt, darunter die „Flörsheimer Warte“, die „Burg Eppstein“ und die „Skyline Eschborn“.
Die Schenkerin Feine lebt im Ruhestand in Wiesbaden Sie ist unter anderem Mitglied im Förderverein „Freunde des Museums Wiesbaden“ (Landesmuseum). Nicht zum ersten Mal werde im öffentlichen Raum ein Kunstwerk von ihr platziert: „Ich verstehe mich nicht als Sammlerin, sondern als jemand, der Freude an Kunst hat und sie gerne mit anderen teilt. Umso mehr freue ich mich über die Präsentation des Gemäldes von Claudia Poeschmann im Landratsamt.“
Die Phrix war ein Unternehmen der jüdischen Familie Offenheimer, die nach der „Arisierung“ 1938 in die USA floh. 1949 wurden die Werke an die Familie zurückübertragen und später an die Phrix-Werke AG verkauft. 1970 wurde das Werk aus Umweltgründen geschlossen. Zuletzt wurde die Phrix von einer Künstlergemeinschaft genutzt. Aktuell wird das Gelände zu Wohnungen umgebaut.
Bild: Übergabe des Kunstwerkes – vor dem Werk „Die Phrix“ stehen (v. l.) die Schenkerin Feine, die Künstlerin Poeschmann und Kreisbeigeordneter Fink