Unser Hochheimer Weinfest genießt Tradition und ist regional weithin bekannt. Gerne laden wir Freunde zu einem gemeinsamen Besuch zu uns ein. Wir loben den vorzüglichen Tropfen, den uns Hochheimer Weingüter offerieren. Weine, die Hochheimer Winzer als erfolgreiche Unternehmer zu überregionaler und sogar zu weltweiter Anerkennung geführt haben.
In den vielen Gesprächen mit Freunden des Hochheimer Weinfestes ernten wir irritierte Blicke und ungläubiges Staunen, wenn wir beschreiben, dass dieses langjährig beliebte Fest ohne einen Zuschuss aus dem allgemeinen Steuertopf nicht stattfinden könnte.
Das Weinfest kostet mehr als es einbringt
Das derzeit dem Weinfest zu Grunde liegende Konzept begründet sich in einer überholten Strategie. Im Werben um den Besucher und im Wettbewerb zu den in den umliegenden Städten und Gemeinden stattfindenden Festen folgt die Hochheimer Wohnungsbaugesellschaft als Ausrichter der Maxime einer stetigen Erweiterung des Angebots mit stetig steigenden Kosten. Noch immer gilt als Grundlage, den Besucher zum Hochheimer Weinfest zu locken. Eine messbare Anzahl von möglichen Gästen aus der Region soll in maximal möglichem Umfang nach Hochheim kommen. Dafür muss die Attraktivität des Festes vermeintlich jährlich gesteigert werden, mit immer weiter steigenden Kosten, die nicht durch die Standgebühren gedeckt sind.
Zur Finanzierung der ungebrochen wachsenden Ausgaben begibt sich der Ausrichter in die zunehmende Abhängigkeit von Sponsoren. Deren finanzieller Beitrag richtet sich aber am Verlauf der eigenen Geschäfte aus. Daher ist keinesfalls gesichert, dass die Beiträge dauerhaft als Teil der Finanzierung des Weinfestes angesehen werden können.
Die demographische Entwicklung wird übersehen
Das derzeitige Konzept für das Weinfest übersieht die Auswirkungen des demographischen Wandels und den damit einhergehenden Konsequenzen. Die älter werdenden Gäste entscheiden nicht mehr im Wettbewerb mit anderen Festivitäten, ob sie zum Weinfest kommen. Ihre zurückgehende Mobilität führt dazu, dass sie keine der angebotenen Veranstaltungen besuchen.
Ebenso ist mit dem Altern verbunden, dass das verfügbare Einkommen sinkt. In Zeiten ungehindert steigender Mieten und Mietnebenkosten mindern sich die Einkommensteile nachhaltig, die zum Ausgeben auf den Festen in der Region zur Verfügung stehen. In vielen Fällen gehen sie gegen Null.
Beide Aspekte finden in den Überlegungen der Organisatoren keinen Platz. Deshalb geben sie erheblich mehr Geld aus als sei einnehmen und das Jahr für Jahr.
Überangebot an Festen
Neben dem großen Konkurrenzfest, dem Schiersteiner-Hafenfest das dieses Jahr zum 69. Mal gefeiert wird, dem Höchster Schlossfest, dem Weinfest in Ebersheim und der Weisenauer Kerb, gibt es aber auch unzählige neue Feste und Fest’chen, wie dem Vollmond-Weinfest am roten Hang, dem Duddelfest und dem Mainzer Bierfestival. Dazu kommen noch an die 20 Hoffeste im Rheingau und Rheinhessen.
Darf eine Stadt auf Kosten der Steuerzahler feiern?
Immer wieder ist das Argument zu hören, die nicht gedeckten Ausgaben seien gut angelegtes Geld, bewerben sie doch den Namen der Stadt Hochheim und ihr berühmtes Produkt, den Wein. Hochheim als im Rhein-Main-Gebiet gelegene Kleinstadt ist sicherlich nicht tourismustauglich, aus vielen Gründen und Lärm ist nur einer. Es mangelt an geeigneten Möglichkeiten der Beherbergung ebenso wie an einem die Region präsentierenden umfassenden Angebot. Das Durchwandern mehr oder weniger verschmutzter Weinbergswege ist aus der Sicht der Gäste wenig attraktiv. Kurzum es fehlt an einem identitätssiftenden touristischen Konzept für Hochheim.
Nicht denkbar ist, mit den überschießenden Kosten des Hochheimer Weinfestes, die aus Steuermitteln finanziert sind, das Marketing einer Berufsgruppe zu unterstützen, somit das Weinfest als Gemeinschaftsveranstaltung der ortsansässigen Winzer mit der Stadt Hochheim zu missinterpretieren. Diesen Gedanken zu Ende formuliert, hieße, dass mit dem Steuergeld aller Hochheimerinnen und Hochheimer und anderer ortsansässiger Unternehmer ein einseitiger Vorzug im Markt geschaffen würde.
Das Weinfest muss kleiner werden
Der demographische Wandel und das Überangebot an Festen fordert eine Rückbesinnung auf den Ursprung des Festes. Der Wein steht im Mittelpunkt. Das gilt es deutlich herauszuarbeiten. Dabei ist über die Anzahl der Bühnen und der Livemusik ebenso nachzudenken wie über die Größe des Festgebietes. Wenn der Rahmen des Festes den eigenen finanziellen Möglichkeiten ohne Sponsorengelder angepasst ist, leben wir vier unbeschwerte Tage im Kreise unserer Freunde und Gäste, die sich dem Hochheimer Wein schon immer verbunden fühlten und das auch zukünftig so beibehalten.
Leider hat Herr König mit seiner Analyse recht. Das Weinfest hat sich in den letzten Jahren zu einem Rummelfest mit all den negativen Folgen (Lärm, Schmutz und Vandalismus) entwickelt und die berechtigte Kritik der Anwohner wird schöngeredet. Wenn keine Kehrtwende vollzogen wird, wird es dazu kommen, dass Gerichte angerufen werden, die dann dem Treiben Einhalt bieten werden. (siehe Würzburg, Freiburg) Ob das im Sinne des Weinfestes ist, bezweifle ich. Wir sehen es vor unserer Haustür, dass es auch anders geht – beim Wickerer Weinfest!