Die Weinkoniginnengalerie ist ein Gewinn
Gestern Nachmittag, bei strahlendem Sonnenschein, füllte sich das Hochheimer Weinbaumuseum zur Freude der Veranstalter, der Stadt Hochheim am Main, mit vielen Interessierten. Die Gäste wurden passend zum Anlass mit einem Gläschen Krönungswein versorgt. In dieser gelösten Stimmung begrüßte Klaus Schmikl in seiner Funktion als Magistratsmitglied, Mentor und Mitgestalter des Weinbaumuseums die Anwesenden Gäste, die Weinmajestäten und führte in das Thema ein.
Bereits bei der Konzeption des Weinbaumuseums 2010 gehörte die Galerie der Weinköniginnen rund um die dritte Krone der Hochheimer Weinköniginnen zur Planung. Die Fotos standen hinter der Abdeckung bei der Krone und warteten… Bis Isabel Bootz, vom Kulturamt der Stadt, 2017 das Projekt vorantrieb. Allerdings fehlten drei Bilder in der Ahnenreihe und die Digitalfotos der letzten 11 Weinköniginnen.
Bodo Hartmann wurde als Ehrenamtlicher der Stadt mit der Unterstützung bei der Recherche und Umsetzung der Galerie betraut, und erzählte von der Freundlichkeit und Unterstützungsbereitschaft der Hochheimer, wenn es um ihre Weinköniginnen ging. Z.B. als Alfred Weilbächer davon erfuhr, dass ausgerechnet das Bild von Eva-Maria Weilbächer fehlte. Da nahm er es – zack – von der Wand seiner Straußwirtschaft und überließ es zum Digitalisieren. Eva-Maria I. war in den 50er und 60er Jahren das Gesicht auf dem Plakat des Hochheimer Weinfestes.
Die Fotos von 1950 bis heute ergeben – in Stil und Art – eine Zeitreise der Porträtfotografie.
Der Kunstfotograf Horst Ziegenfusz aus Mörfelden-Walldorf war für die Reproduktion der Bilder verantwortlich und erzählte ein wenig über die Herausforderungen mit den unterschiedlichen Qualitäten und Zuständen der Originalfotos.
Damit die Fotografien in Farbe, Schwarzweiß, handkoloriert, grobgekörnt und hochaufgelöst ein harmonisches Gesamtbild ergeben, wurde ein einheitliches Schwarzweiß für die Bilder ausgewählt. Der Bildausschnitt wurde auf das Gesicht der Weinköniginnen fokussiert.
Die grafische Gestaltung hat Katrin Pfeil aus Mainz übernommen, die auch für die gesamte grafische Gestaltung des Weinbaumuseums zuständig war.
Die Hängung der Galerie ist in Jahrzehnte gegliedert, nicht in einem Zeitstrahl wie man erwartet hätte. Dadurch kommen der Zeitgeist und die Moden der Dekaden tatsächlich verstärkt zum Vorschein. Vom UFA-Filmschauspielerinnen-Stil der 50er Jahre dem Trend zur Fotografie in den Weinbergen und mit Kirche im Hintergrund, das Wachstum und das Schrumpfen von ins Bild gehaltenen Weingläsern und der Puffärmel, bis hin zu den Lücken in den rebellischen 60er Jahren.
Die Nachkriegsköniginnen zeigen sich besonders emanzipiert
Hartmann berichtet von Gesprächen mit Rosel Schwob geb. Lessel und Annemarie Gürtler geb. Michel, beides Weinköniginnen aus den 50er Jahren, die beide betonten, dass es eine schöne Zeit als Hochheimer Weinkönigin war. Rosel Schwob forderte, dass es an der Zeit wäre auch ein Weinkönig zuzulassen. Annemarie Gürtler erwähnte, dass Sie als ehemalige Rheingauer Weinkönigin bei einer Jubiläumsveranstaltung festgestellt hat, dass die jungen Weinköniginnen professioneller mit dieser Imagerolle umgehen als sie damals und dieses Amt locker und selbstverständlich präsentieren.
Rebecca und Mona, Lisa
Das war die Überleitung zur aktuellen Weinkönigin Rebecca I. und ihren Weinprinzessinnen Mona und Lisa. Rebecca antwortete auf die Frage, wieviel sie von der Krönung der ersten Hochheimer Weinkönigin, Renate Dienst noch weiß. Ihr Großvater erzählte davon, dass es dutzende Bewerberinnen gab, die vor einem Gremium auftreten mussten, vortanzen und singen mussten. Rebecca meinte: „Ich bin froh, dass ich das nicht alles machen musste!“ Auch Mutter und Tante von Rebecca waren Hochheimer Weinmajestäten. Die Unterschiede beschreibt Rebecca in den Freiheiten, die sie heute hat und das spiegelt sich auch in der Bekleidung wieder, wo früher das Dirndl immer ein Muss war, entscheiden die Weinmajestäten heute dem Anlass angemessen, ob sie ein Cocktailkleid oder auch mal in Jeans auftreten. Alle drei Weinmajestäten hätten auch nichts gegen einen Weinkönig und Rebecca hofft, dass sich auch in Zukunft immer genügend junge Hochheimer finden, die dem Wein verbunden sind, um diese schöne Tradition aufrecht zu erhalten.
Mit dem Blick in die Zukunft ging die Veranstaltung in die vertiefte Betrachtung der Bilder der Galerie und die Diskussion in Gesprächen darüber einher. Die Stimmung war gut und ein junge Frau sagte: „Es hat etwas von einem großen, schönen Familienfest hier. Ein Familienvater, der seine Kinder in die extra eingerichtete Kronenwerkstatt brachte, sagte: „Das gibt es bei uns in der Stadt nicht, das wünsch‘ ich mir auch! (Ort ist der Red. bekannt)“
Die kleine Veranstaltung am sonnigen Sonntagnachmittag hinterlässt nur Gewinner:
Das Weinbaumuseum hat seinen schon lange geplanten „Hingucker“ im Eingangsbereich bekommen. Die Weinköniginnen haben einen würdigen historischen und modernen Platz für Ihren Gesamtauftritt gefunden und die BesucherInnen und die Hochheimer haben etwas zum Diskutieren und Betrachten: Gelebte Weinkultur.
Beitragsbild: Eva-Maria Weilbächer