Corona: Kreis legt Maßnahmen und Empfehlungen fest – „Alle Bereiche der Gesellschaft betroffen“
(jol/mtk) – „Das Leben im Main-Taunus-Kreis wird angesichts von Corona in der nächsten Zeit nicht mehr so laufen wie bisher“: Auf diesen Punkt bringt Landrat Michael Cyriax die Konsequenzen aus den ersten Viruserkrankungen im Kreis. Das betreffe „alle Teile der Gesellschaft“. Wie er und Kreisbeigeordnete Madlen Overdick mitteilen, wird der Kreis in der nächsten Zeit Veranstaltungen ab 1000 Teilnehmern untersagen. Darüber hinaus wird auch Organisatoren kleinerer öffentlicher Veranstaltungen dringend empfohlen, ihre Veranstaltungen „derzeit nicht stattfinden zu lassen.“ Bürger sollten Behördengänge auf das Notwendigste reduzieren, auch die Kreisverwaltung werde intern Konsequenzen ziehen. Wie lange die Empfehlungen und Maßnahmen gelten, sei noch nicht abzusehen.
Wie den Veranstaltern empfiehlt der Kreis auch Vereinen und Sportvereinen, ihre Termine mit externer Beteiligung (zum Beispiel Turniere) auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Räume in Schulturnhallen würden den Sportvereinen nach jetzigem Stand zwar weiterhin zur Verfügung gestellt, aber die Vereine seien aufgerufen, die Risiken für sich und ihre Mitglieder abzuwägen. Bürger, die Angehörige in Alten- und Pflegeheimen haben, sollten ihre Besuche derzeit auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Die Kliniken des Main-Taunus-Kreises haben inzwischen einen Besuchstopp für Angehörige stationär liegender Patienten verhängt, desgleichen für Besuche in der Seniorenresidenz. „Eine wichtige und konsequente Maßnahme“, unterstreicht Cyriax.
Die Lage hat auch Konsequenzen für die Kreisverwaltung selbst. Der Kundenverkehr im persönlichen Kontakt solle so weit wie möglich eingeschränkt werden; die Verwaltung steht telefonisch und online zur Verfügung, aber Bürger sollten möglichst nur noch in dringenden Angelegenheiten, die eine persönliche Anwesenheit erfordern, ins Haus kommen. Sowohl Mitarbeiter als auch Besucher mit Erkältungserscheinungen sollen das Haus nicht betreten; Kontrollen würden eingerichtet. Interne und externe Veranstaltungen der Kreisverwaltung in der nächsten Zeit stehen derzeit auf dem Prüfstand.
Um die Risiken einer Veranstaltung einzuschätzen, gibt das Gesundheitsamt auf Basis von Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts mehrere Hinweise. So seien besonders Veranstaltungen riskant, die mit vielen Menschen in engen Innenräumen, engem Körperkontakt, nicht ausreichenden Gelegenheiten zum Händewaschen und ohne zentrale Registrierung der Besucher stattfinden. Offenkundig erkältete Besucher sollten nicht zugelassen werden.
Nach den drei im Kreis bereits am (gestrigen) Dienstag bestätigten Corona-Fällen ist jetzt ein vierter Fall hinzugekommen. Eine Frau aus Sulzbach, die im Skiurlaub in Südtirol war, ist stationär in einem Frankfurter Krankenhaus. Noch nicht geklärt ist, ob ein Schüler mit Corona-Verdacht an der Hochheimer Heinrich-von-Brentano-Schule tatsächlich an dem Virus erkrankt ist. Den Angaben zufolge liegt das Testergebnis noch nicht vor. Die Schule, die heute bereits vorsorglich geschlossen worden war, bleibt auch am (morgigen) Donnerstag noch zu.
Nach jetzigem Stand sind die anderen Schulen im Kreis weiter geöffnet. Das Gesundheitsamt macht aber darauf aufmerksam, dass sich das jederzeit ändern kann.
„Wir verstehen, dass die Lage mindestens auf Wochen hinaus Unannehmlichkeiten für alle bringt“, so Cyriax. „Aber ungewöhnliche Zeiten brauchen ungewöhnliche Maßnahmen.“ Das Kreisgesundheitsamt als Fachaufsicht und andere Bereiche der Verwaltung setzten ihre gesamte Kompetenz ein, um einen Beitrag zur Sicherheit zu leisten. In einer Sondersitzung hätten er und Gesundheitsdezernentin Overdick sich mit den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern der Kreiskommunen abgestimmt und das Vorgehen des Kreises erläutert. Der Kreis werde die Öffentlichkeit über wichtige Entwicklungen weiter informieren.
„Wir können weitere Ansteckungen nicht verhindern“, so Overdick, „aber jeder Bürger, jede Behörde und jede Institution kann einen Beitrag dazu leisten, die Ausbreitung zu begrenzen und zu verlangsamen.“ Neben den üblichen Hygieneregeln wie Hände waschen und Abstand halten können Veranstalter mit einer Verschiebung ihrer Vorhaben einen wichtigen Beitrag zur Eindämmung zu leisten.
Verhaltenshinweise im Zusammenhang mit Corona gibt es auf der Seite des Robert-Koch-Instituts unter www.rki.de. Das Land Hessen hat eine Hotline geschaltet unter der Telefonnummer 0800-5554666. Wer sich Sorgen macht, an Corona erkrankt zu sein, sollte sich zuerst an seinen Hausarzt wenden oder den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter der Nummer 116117.