Die 7b beim Bürgermeister
Die 7b der Heinrich-von-Brentano Schule in Hochheim(HVB) hatte mit ihrer Klassenlehrerin Raphaëlle Jakob die Stadt Hochheim zum Thema.
Die Kernfragen waren: Was schätzen wir an Hochheim? Was ist nicht so schön? Und ganz Altersgerecht: Was könnte die Stadt für Jugendliche interessanter machen?
In der Klassendiskussion wurden einige Vorstellungen und Wünsche formuliert. Und daraus entstand die Idee, einfach mal den Bürgermeister zu fragen. Schließlich muss er es doch wissen oder am besten gleich ändern können. Gemeinsam wurde ein Brief aufgesetzt und im November an den Bürgermeister gesendet.
Die Freude war groß, als unverzüglich ein Besuchstermin vereinbart wurde: Besuch beim Bürgermeister Dienstag, 18.12.18 um 12 Uhr im Hochheimer Rathaus.
Das Büro des Bürgermeisters spürte die drangvolle Enge von 32 Personen. Die 24 SchülerInnen plus Klassenlehrerin Raphaëlle Jakob, der stellv. Schulleiterin der HVB Konstanze Kreutzer, Dirk Krams als Pressesprecher der Stadt, dem Bürgermeister und vier Pressevertretern.
Nach kurzer Begrüßung und „einmal Umschauen“ im Büro des Bürgermeisters, ging es in einen größeren Raum in der „Leuchter Villa“ gegenüber dem Rathaus.
Die Enttäuschung war spürbar, als der Bürgermeister erklärte, dass alle Entscheidungen der Stadt vom Stadtparlament mit mehr als 30 ‚Abgeordneten’ getroffen werden und er diese Entscheidungen ‚nur’ umsetzt.
Nichtsdestotrotz hat der Bürgermeister (BM) jeden Punkt aufgegriffen und aus seiner Sicht erläutert.
Kleiderläden und nicht ins MTZ zu müssen
BM: Hochheim hat knapp 18.000 Einwohner und ist damit zu klein für die großen Ketten wie H&M, New Yorker und Snipes. Die Städte Mainz und Wiesbaden haben weit über 200 bzw. 300 tausend Einwohner und einen größeren Einzugsbereich, daher öffnen die Großen nicht in Städten wie Hochheim.
Starbucks als Treffpunkt
BM: Was macht denn Starbucks so interessant? Antwort der SchülerInnen der 7b: „Es schmeckt einfach besser! Die haben die leckeren Milkshakes! Starbucks dekoriert auch die Becher schön, wie z.B. den Einhorn Becher. Bei Starbucks sind auch mehr Jugendliche, da hätte man ein Platz sich mittags zu treffen und zu chillen. Die haben auch jahreszeitengerechte Angebote so wie jetzt z.B. warme Sachen, wie ‚Green tea‘ und im Sommer ‚Ice tea‘!“
BM: Auch diese Café Kette hat bestimmt einen vorgegebenen Einzugsbereich, aber ich kann ja dort mal anfragen, was die für Voraussetzungen erwarten. Und ihr könnt mal aufschreiben, welche Getränke oder Angebote ihr gerne hättet, die können wir den bestehenden Hochheimer Cafés aushändigen.
Leidende Pferde
BM: Das Ponyreiten gibt es schon seit Ewigkeiten auf dem Hochheimer Markt. Viele kleine Kinder mögen es sehr. Mein Bruder und ich haben schon auf den Ponys gesessen. Direkt hinter dem `Ponykarussell` sind geräumige Ställe, dort stehen auch noch mehr Pony’s und die werden regelmäßig getauscht. Die Familie wird das Ponyreiten für kleine Kinder aus Altersgründen in den nächsten zwei bis drei Jahren aufgeben. Wir haben den Betreibern zugesagt, dass sie es bis dahin noch machen können. Danach wird kein neues Ponyreitgeschäft auf dem Hochheimer Markt sein. Es gibt ja noch die Möglichkeit auf dem Viehmarktgelände am Käsbach zu reiten.
Buntes, größeres Schwimmbad mit Außenbecken
BM: Schwimmbäder sind teuer. Ein neues Schwimmbad kostet gut 15 Millionen Euro. Das kann sich die Stadt nicht leisten. Schon das bestehende Schwimmbad war der Stadt zu teuer und deshalb ist der Betreiber jetzt eine Bürgergenossenschaft. Das Ziel ist es zu erhalten und auf einem guten Zustand zu haben. Die Stadt gibt jetzt nur noch einen Zuschuss. Für den Rest muss jetzt die Genossenschaft aufkommen.
7b: „Schön gestaltet ist es aber nicht. Die Fliesen sind ein bisschen eklig. Letztens schwamm ein Pflaster im Becken!“
BM: Das soll so nicht sein. Die Fliesen werden schrittweise saniert. Die Umkleiden sind schon neu. Vielleicht machen wir auch ein Babyaußenbecken. Für mehr ist kein Platz.
Noch Fragen?
7b: Ein Kino wäre megageil!
BM: Kino ist schwierig, weil viele kleine Kinos zumachen. Vielleicht bieten wir mal ein Sommerkino an.
7b: Ist es schwer Bürgermeister zu sein?
BM: Schwer nicht, aber anstrengend. Es kommen immer 60-70 Stunden zusammen und man hat viele, viele Abendtermine.
7b: Warum sind sie Bürgermeister von Hochheim geworden?
BM: Ich wohne seit 1973 in Hochheim. Ich habe nach meinen 20 Jahren als Architekt in der Kommunalverwaltung gearbeitet und war immer in der Kommunalpolitik tätig. Als Frau Bürgermeisterin Munck nicht mehr antrat habe ich mich beworben und wurde gewählt.
7b: Was verdient ein Bürgermeister?
BM: Das ist sehr transparent. Es steht alles im Internet. Es beginnt bei 5.500 € pro Monat und geht dann abhängig von der Einwohnerzahl nach oben. Aber eins ist klar, als Banker mit 140 Mitarbeitern würde ich deutlich mehr verdienen.
7b: Was würden Sie in Hochheim verbessern?
BM: Wir gehen ja einiges an. Die Straßen die sehr schlecht sind werden erneuert. Der Berliner Platz wird umgestaltet. Fahrradwege werden gebaut.
7b: Wie sieht Hochheim in der Zukunft aus?
BM: Die Altstadt bleibt wie sie ist. Das Weststadt Center am Königsberger Ring wird erneuert. Vielleicht gibt es in 10 Jahren ein neues Wohngebiet hinter der HVB.
7b: Wird die HVB erneuert?
BM: Die Planung ist, dass 2021/22 vielleicht sogar komplett saniert wird.
Nachdem alle Fragen beantwortet wurden, bekommen die SchülerInnen noch jeweils einen Block und ein Kugelschreiber als Geschenk und beginnen fleißig aufzuschreiben, was Ihnen an ‚Starbucks’ so gut gefällt!
Frau Jakob, die Klassenlehrerin meint im Nachgespräch: „Da werden sich einige ihr Leben lang erinnern, dass sie beim Bürgermeister waren!“ Frau Kreutzer, die stellv. Schulleiterin ergänzt: „Eine schöne Aktion die gut angenommen wurde!“
Wir finden es schön, dass die Schüler dem Bürgermeister auf den Zahn fühlen. Es ist auf jeden Fall ein schönes Zeichen für gelebte Demokratie. Hoffen wir mal, dass sich das Interesse an der Stadt für ein paar SchülerInnen in Engagement für die Stadt wandeln wird.
Wir sind gespannt wie die 7b ‚dranbleibt’ und welche Infos der Bürgermeister von Starbucks erhält. Das Weinstadtjournal berichtet gerne.
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