Handwerker und Gewerbetreibende verlieren

Königs Kolumne
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Die Abkürzung für den Handwerker und Gewerbeverein (HGV) muss sich nach dem gemeinsamen Pressegespräch mit Bürgermeister Westedt und Werner Mäding als Vorsitzender des Vereins geradezu aufdrängen, denn beide müssen für sich ihr eigenes Scheitern in den Bemühungen für die ortsansässigen Handwerker und Gewerbetreibenden einräumen.

Westedt bekräftigte bei seinem Amtsantritt ausdrücklich sein Engagement für die vielfach alteingesessenen Einzelhändler, Handwerker und Dienstleister, die einer Kleinstadt das Gepräge geben. Ihre persönliche Verbundenheit zur Kundschaft, die Bereitschaft gerne und unkompliziert gewünschte Produkte zu beschaffen, auch außerhalb der Betriebszeiten noch Hilfe zu gewähren, das ist das, was den örtlichen Einzelhandel zu einem Teil der städtischen Gemeinschaft werden lässt.

Stattdessen schlossen in seiner Amtszeit, und das nicht aus Altersgründen, seit Generationen geführte Einzelhändler wie das Schuhhaus Hofmann. Leerstehende Gewerberäume werden in Wohnraum umgewandelt und schreiben somit dauerhaft fest, dass sich in der Kernstadt keine Einzelhändler mehr ansiedeln können. Für die zentral gelegenen Gewerberäume des insolventen Schlecker-Konzerns in der Weiherstraße konnte bis heute kein neuer gewerblicher Mieter gefunden werden. Nach Erkenntnissen des Weinstadtjournals sind dort bereits seit längerer Zeit Bestrebungen im Gange, die Fläche durch einen Neubau zu Wohnzwecken umzugestalten.

Soweit leerstehende Flächen im Hochheimer Einzelhandel neu vermietet werden können, verlagern bereits ansässige Unternehmen ihren Sitz an andere Stelle mit der Konsequenz, dass sich leerstehende Flächen nicht mindern.

Einzelhändler wenden vielfach mehr als 16 Stunden täglich an Arbeitsleistung für ihre Kunden auf, ohne dass ihnen am Ende eines Monats ein materieller Vorteil verbleibt, der mehr als nur zum täglichen Leben reicht. Beiträge in eine Altersvorsorge, die einmal einen Ruhestand zulassen, können sich viele Einzelhändler nicht mehr leisten.

Geboten ist ein kommunales Einzelhandelskonzept. Dazu sind alle Gruppen einzubeziehen. Das ist ein anspruchsvolles Unterfangen, welches mit einem erheblichen Aufwand verbunden ist. Nicht zuletzt müssen sich alle Beteiligten darauf einlassen, ein verabschiedetes Konzept umzusetzen und so verlässlich für den Einzelhandel zu sein.

Der Einzelhandel ist auch dann wichtig, wenn sein Anteil an der Gewerbesteuer gering ausfällt. Seine Stärken sind die Nahversorgung, die Arbeitsplätze, schlussendlich die Lebensqualität in einer Stadt.

Westedt unternahm bisher keine Anstrengungen in dieser Richtung, wohlwissend, dass nicht nur eine ausreichende Kinderbetreuung einen Wohnstandort attraktiv werden lässt. Auch das Angebot an Waren, Dienstleistungen und Arbeitsplätzen muss überzeugen.

Werner Mäding, Vorsitzender des Handwerker- und Gewerbevereins, ist nun selbst das Opfer der eindimensionalen Ausrichtung des Vereins auf den verkaufsoffenen Sonntag.

Dabei blieb er in all den Jahren, in welchen verkaufsoffene Sonntage stattfanden, die entscheidende Antwort auf die Frage schuldig, warum Kunden, die sonst täglich im Internethandel ihren Bedarf decken, ausgerechnet an einem Sonntag ihr Geld in einem herkömmlichen Ladengeschäft ausgeben. Der Verdacht liegt nahe, dass viele Kunden die verkaufsoffenen Sonntage nur als Plattform zu einer intensiven persönlichen Beratung im Fachhandel nutzen, um bei der kostengünstigen Bestellung im Internet die Fehler zu minimieren.

Die Bestimmung des Hessischen Ladenschlussgesetzes bezieht sich für die verkaufsoffenen Sonntage nur auf die Öffnung der Verkaufsstellen, somit der Ladengeschäfte.

Mäding hätte es gut angestanden, wenn er den von ihm geführten Verein behutsam und stetig dahin geführt hätte, den verkaufsoffenen Sonntag als virtuelles Ereignis in das Internet zu bringen. Damit wäre er den Rechtstreitigkeiten aus dem Weg gegangen, die jetzt den Hochheimer Einzelhandel zu dessen Lasten erreichten. Weiterhin hätte er das Konsumverhalten der Kunden zukunftsorientiert aufgegriffen.

Die Absage der verkaufsoffenen Sonntage kommt einer Kapitulation gleich. Ob es auch seine persönliche ist, werden die Mitglieder des Handwerker- und Gewerbevereins demnächst zu entscheiden haben.

 

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