Mal heiter, mal besinnlich auf die Jahreszeit eingestimmt

(sro) Aller guten Dinge sind drei: Nach diesem Motto lud das Hochheimer Weingut Mitter-Velten jüngst an drei aufeinander folgenden Abenden dazu ein, die Adventszeit mal heiter, mal nachdenklich zu begrüßen.

Am ersten Abend machten es sich die beiden Mainzer Fastnachtsgrößen Hildegard Bachmann und Arrangeur und Komponist, Frank Golischewski zur Aufgabe, die Besucher der Veranstaltung „Was ich mir zu Weihnachten wünsche“ mit einem abwechslungsreichen und kurzweiligen Programm in beste Laune zu versetzen. Gleich zwei Abende hintereinander begaben sich anschließend die bestens bekannte Chansonsängerin und Mundartinterpretin, Ulrike Neradt und Tenor Michael Senzig auf eine kulturelle Reise durch die Jahreszeiten.

„Zufrieden, froh und lustig“ sollten die Menschen die besinnliche Zeit beginnen, wünschte sich Organisatorin Angelika Kohl beim Auftritt von Bachmann und Golischewski – und die beiden glänzend aufgelegten Künstler gaben alles, um diesen Wunsch, in dem ausverkauften Gutsausschank Wirklichkeit werden zu lassen. Zu sehen und zu hören bekamen sie Lieder, Sketche, Geschichten und Anekdoten. Vor allem die gebürtige Wiesbadenerin Bachmann punktete im Laufe des Abends mit wechselnden Rollen und passender Kostümierung.

Golischewski überzeugte als Pianist, Sänger und Urheber eindeutig zweideutiger Sprüche: „Ich bin verrückt nach Hilde, sie küsst wie eine Wilde“, machte er seiner Partnerin Komplimente, die diese demonstrativ so gar nicht gutheißen wollte. Oder er erklärte seine Kindheit in den 60er Jahren mit den Worten: „In meiner Zeit hatten Singles ein Loch in der Mitte und waren beidseitig bespielbar.“

Seine Feststellung, dass Frauen „15 Jahre ihres Lebens einfach wegfühlen“ können, konterte sie mit der ihr eigenen Unverblümtheit: „In jedem Mann steckt was Gutes – und wenn es ein Küchenmesser ist. Die Sängerin, Schauspielerin und Autorin kokettierte wie üblich mit ihrer Körperfülle, beispielsweise mit dem Lied: „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehn – und ich werd‘ lachend auf der Waage stehn!“ Selbstbewusst stellte Bachmann außerdem fest: „Richtige Männer mögen Kurven! Nur Hunde spielen mit Knochen.“

Bachmann und Golischewski gaben auch eine Version des Loriot-Sketches über die gestörte Kommunikation eines Ehepaares zum Besten, bei dem sie ihn zum Lesen, Spazierengehen oder sonst einer sinnvollen Tätigkeit drängen will, er aber „einfach nur hier sitzen“ möchte. Das Publikum hätte den beiden am Ende des Programms noch stundenlang weiter lauschen können und entließ die beiden liebenswerte Künstler erst nach Darbietung jeweils einer Zugabe.

Nicht weniger Applaus ernteten Ulrike Neradt und Michael Senzig in der ebenfalls voll besetzten Gaststube mit ihrer Mischung aus Lesung und Gesang. Sie begaben sich, beginnend im Frühjahr, auf eine Reise durch die Jahreszeiten, mit einem Schwerpunkt auf Advent und Weihnachten.

Die Zuhörer schwelgten zu Beginn in bekannten Melodien, mit herrlicher Stimme und Ausdruck, überreicht von Michael Senzig – wie „Heut‘ ist der schönste Tag in meinem Leben“, „Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt“ oder „Dein ist mein ganzes Herz“.

Mit dem Lied „Kalender, Kalender, Du bist ja schon so dünn“ gelang den beiden Künstlern mühelos die Überleitung in die aktuelle kalte Jahreszeit und zum zweiten Teil, in dem sie Lieder und Anekdoten über Nikolaustag sowie Weihnachtsfest zum Besten gaben.

Mit augenzwinkernden Erzählungen über ihre Familie und ihre Kindheit sorgte Ulrike Neradt dafür, dass bei aller Emotionalität die Stimmung nie ins Sentimentale kippte. Da ging es um ihre ersten Erfahrungen mit Zungenküssen: „Schleimig war’s, aber im Bauch hat’s gekribbelt!“ Oder sie schilderte Urlaubsreisen ihrer im Rheingau wohnenden Familie nach Italien: Schon in Groß-Gerau seien die ersten Fragen aufgetaucht „Sind wir bald da? Kann man das Meer schon sehen?“ Das Publikum war von ihrer Erzählkunst restlos überzeugt: „Sie kann entzückend erzählen“, brachte es eine Besucherin auf den Punkt.

Senzig steuerte stimmgewaltig und im direkten Kontakt mit dem Publikum die passenden Lieder bei. Als krönenden Abschluss empfahlen beide dem Publikum auf die Melodie von „My Way“: „So leb‘ Dein Leben!“

Bilder: Hildegard Bachmann und Frank Golischewski sowie Ulrike Neradt mit Michael Senzig

Bilder: Angelika Kohl

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