Mit List und Tücke
Wenn es zu Beginn des Jahres nicht danach aussah, der Hochheimer Weihnachtsmarkt bereichert auch in diesem Jahr wieder den Hochheimer Veranstaltungskalender.
Die Veranstaltung am Wochenende um den zweiten Advent erfreute sich bereits am Freitag einem starken Zuspruch. Besucher genossen an den zahlreichen Ständen bei kühlen Temperaturen Glühwein und andere wärmende Getränke. Zum Ausklang der Arbeitswoche mit Freunden und Bekannten durch die Altstadt zu bummeln und sich von den vielfältigen Angeboten inspirieren zu lassen, ist sehr wohl nach dem Geschmack der Gäste, umrahmt von vorweihnachtlicher Beleuchtung.
Und doch kämpft der Hochheimer Weihnachtsmarkt um seine eigene Tradition, denn bisher konnte er seinen Makel, Spielball der Hochheimer Kommunalpolitik zu sein, nicht ablegen.
Bereits Angelika Munck verfügte, dass der Hochheimer Weihnachtsmarkt nicht mehr aus der Stadtkasse finanziert werden darf, da in Zeiten knapper Kassen nicht in zeitlicher Nähe zum Hochheimer Markt eine weitere Veranstaltung aus öffentlichen Mitteln bezahlt werden sollte.
Der Initiative Hochheimer Bürgerinnen und Bürger war es zu verdanken, dass der Hochheimer Weihnachtsmarkt doch stattfand, finanziert durch einen Zuschuss der Stadt Hochheim, der sich jedoch auf 15.000 Euro beschränkte und zu Lasten der Städtischen Wohnungsbaugesellschaft ging, denn sie ist federführend für alle Festivitäten in Hochheim.
Schnell zeigte sich, dass privates Engagement nicht dafür die Gewähr übernehmen konnte, jährlich einen Hochheimer Weihnachtsmarkt durchzuführen.
Erst Boris Lauer, ehemaliger Betreiber und derzeitiger Eigentümer des Hochheimer Hofes, beruflich bestens mit der Ausrichtung von Großveranstaltungen vertraut, überzeugte mit dem umbenannten Schneeflockenmarkt in den letzten drei Jahren. Seine Bereitschaft erntete Zuspruch und wurde mit starkem Besucherandrang belohnt. Die Kosten verblieben bei ihm und es steht zu vermuten, dass die Einnahmen deutlich geringer ausfielen.
Boris Lauer verhandelte im Frühjahr diesen Jahres mit der Stadt Hochheim über die Möglichkeiten, sein Konzept dauerhaft zu etablieren, forderte jedoch, dass die Stadt Hochheim entweder finanziell oder organisatorisch sich an der Ausrichtung beteiligen sollte. Schlussendlich scheiterte er. Wohl auch, weil die Hochheimer Stadtverordneten zwischenzeitlich mehrheitlich das Haushaltskonsolidierungskonzept verabschiedeten, in welchem die Kosten für den Hochheimer Weihnachtsmarkt weiter als Einsparpotential gesehen werden.
Die Phase der Unsicherheit über das Fortbestehen des Hochheimer Weihnachtsmarktes beendete der Handwerker- und Gewerbeverein durch seinen Vorsitzenden, Werner Mäding. Der Verein sei bereit, die Durchführung verantwortlich zu übernehmen. Das ist deshalb bemerkenswert, weil Mäding auf Nachfrage einräumen muss, dass er für die Bereitschaft keinen Beschluss der Mitgliederversammlung erhielt, sondern das Vorhaben ausschließlich durch einen Beschluss des Vorstandes legitimiert ist.
Die Stadt Hochheim gewährt neben einem Zuschuss von 6.000 Euro überraschend auch weitere Dienstleistungen zum Gelingen des Hochheimer Weihnachtsmarktes, denn neben der Expertise des Marktmeisters werden auch weitere Leistungen des Bauhofes dem Ausrichter nicht in Rechnung gestellt. Damit soll dem Handwerker- und Gewerbeverein vermutlich die Ausrichtung schmackhaft gemacht werden. Auch Mäding kann sich glücklich schätzen, verschiedentliche finanzielle Risiken vom Verein abwenden zu können, müsste er doch um sein Amt als Vorsitzender fürchten, sofern dem Verein nicht zu bewältigende Verpflichtungen aus dem Hochheimer Weihnachtsmarkt entstünden.
Zweifelhaft ist das finanzielle Gebaren der Stadt Hochheim deshalb, weil die Gremien anderes beschlossen haben. Weiterhin stellt sich angesichts der schließlich doch getragenen Kosten die Frage, warum die Stadt Hochheim in Gestalt der Hochheimer Wohnungsbaugesellschaft sich nicht dauerhaft zum Hochheimer Weihnachtsmarkt bekennt und seine zukünftige Ausrichtung garantiert, ohne wie in der Vergangenheit Unternehmern oder anderen Organisationen vordergründig das Risiko aufzuerlegen.
Es wäre ein entscheidender Schritt, eine Tradition für den Hochheimer Weihnachtsmarkt zu begründen.