Rappen, Tanzen, Sprayen, Filmen
Internate des Antoniushauses Hochheim veranstalten Workshop-Wochenende für Schüler
Hochheim, den 23. März 2017.- Ein Wochenende lang haben Kinder und Jugendliche aus dem Antoniushaus Hochheim sich in acht verschiedenen Workshops ausprobiert und Neues entdeckt. Dank der Unterstützung durch die Taunus Sparkasse sowie den Lions Club Hochheim-Flörsheim und den Tennisclub Erzhausen konnten für das Workshop-Wochenende Künstler wie z.B. die Frankfurter Hip Hop-Queen Baby Shoo oder Poetry-Slammer Benedict Hegemann als Referenten eingeladen werden. Vom Rap-Angebot über einen Fotografie-Kurs bis hin zu „Life/Art Process“ war für jeden der teilnehmenden Internatsschüler das Passende dabei. Organisiert wurde die Veranstaltung von einem Team aus Mitarbeitern der beiden Internate.
Rund 60 Schülerinnen und Schüler hatten sich für das erste Workshop-Wochenende (17.-20.3.2017) der Internate im Antoniushaus angemeldet. Unter ihnen auch Nils Faccinetti und Cinderella Stein, die mit großen Erwartungen in das Wochenende starteten: Während der 18-jährige Hip Hop-Fan vorrangig neue Tanzbewegungen lernen wollte, hatte es die kreative Schülerin nur auf eines abgesehen: Malen. Ihre Erwartungen wurden nicht enttäuscht: Kaum in die grünen Schutzanzüge geschlüpft, legten Cinderella und die anderen Teilnehmer der Graffiti-Gruppe und des Action Painting-Teams direkt los.
Die Sprayer gestalteten erst Leinwände und verpassten anschließend den Aufzugtüren im Internat mit einer stilisierten Skyline und blauem Himmel einen neuen Look. Zeitgleich wurden im Freizeitkeller des Antoniushauses Farben geschüttet, getropft oder auf die Wand gespritzt. Als es daran ging, farbgetränkte Softbälle gegen die Wand zu werfen, waren die Schüler in ihrer Begeisterung kaum noch zu stoppen. „Am Anfang dachte ich, ich überstreiche das später wieder. Aber das sieht echt super aus – das bleibt so“, freute sich Hartmut Hillmann, Freizeitpädagoge im Antoniushaus, über die Neugestaltung „seines“ Freizeitkellers und Schulungsraums.
Rhythmisch ging es am Workshop-Wochenende in der Pausenhalle der Peter-Josef-Briefs-Schule zu: Gemeinsam mit der Frankfurterin Baby Shoo übten zehn Schülerinnen und Schüler Hip Hop-Moves und zeigten, welche Kräfte in ihnen stecken. Ob Rollstuhlfahrer oder Läufer – gemeinsam fand die Gruppe für jeden die passenden Bewegungen und zauberte so eine dynamische Choreografie, die Mitschüler und Mitarbeiter am letzten Workshop-Tag mit frenetischem Applaus und „Zugabe“-Rufen honorierten.
Auch im Rhythmus, aber weniger sportlich, waren die Dichter des Poetry Slam-Projekts und die Teilnehmer des Rap-Workshops unterwegs: An nur einem Wochenende entstanden mit Unterstützung der jeweiligen Workshopleiter drei individuelle, tiefgründige Poetry Slam-Texte sowie der selbstgeschriebene Rap-Song „Elf Leben und ein Ziel“ der Gruppe „11 Flavours“, wie sich das Rap-Workshopteam kurzerhand selbst getauft hatte.
Immer wieder begegnete man am Wochenende auch gut gelaunten Schülergruppen im Park des Antoniushauses: Die Teilnehmer des Fotografie-Workshops waren auf der Suche nach geeigneten Motiven für ihre Collagen zum Thema „Der Denker“ und „Der Controller“. Und auch die Video-Gruppe filmte für ihr Musikvideo „TataG rennt“ Sequenzen im Freien bevor es ans Schneiden und Vertonen ging. Im Workshop „Life/Art-Process“ ging es darum, Gefühle mit dem Körper auszudrücken. Tanzen, Singen, Malen – der Fantasie der Jugendlichen waren keine Grenzen gesetzt.
So verschieden wie die einzelnen Schüler waren auch die Workshopinhalte. Doch in einem waren sich alle Teilnehmer ähnlich: Begierig lernten sie Neues, hörten konzentriert zu und wuchsen teilweise über ihre Grenzen hinaus. Von so viel Leidenschaft und Talent waren sogar die erfahrenen Workshopleiter beeindruckt: „Ich hatte eigentlich ganz andere Pläne. Aber ihr könnt so viel mehr. Also haben wir mehr gemacht. Ihr seid die lustigste Truppe ever “, bedankte sich eine Künstlerin nach dem Wochenende bei ihrer Gruppe. Und auch die Mitarbeiter aus den Internaten waren begeistert: „Ich habe die Kids noch nie so lange voll konzentriert und begeistert bei einer Sache gesehen“, freute sich einer der Gruppenkoordinatoren.
Zu der Idee hinter dem Workshop-Wochenende erklärte Basak Kirmizitas, Gruppenkoordinatorin und Mitinitiatorin der Veranstaltung: „So ein Workshop-Wochenende bietet den Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, sich mit Profis auszutauschen, Neues zu lernen oder auch vorhandene Fähigkeiten zu vertiefen. Gleichzeitig haben wir natürlich Angebote ausgesucht, bei denen wir wissen, dass sie den Schülern Spaß machen.“ Dass die Schülerinnen und Schüler eine Menge Spaß hatten, war bei der Abschlusspräsentation der Workshopergebnisse in der vollbesetzen Kapelle des Antoniushauses unübersehbar: Stolz präsentierten die einzelnen Gruppen, was sie an dem Wochenende gelernt und geleistet hatten. Einige von ihnen hatten Verwandte und Bekannte mitgebracht, die gemeinsam mit Mitschülern und Mitarbeitern aus dem Antoniushaus begeistert applaudierten. Zum Abschluss bedankten sich die Kinder und Jugendlichen bei den Organisatoren des Workshop-Wochenendes: „Wir möchten euch danken, dass ihr uns dieses Wochenende ermöglicht habt! Ohne euch hätte das nicht stattgefunden. Und dafür gibt‘s einen fetten Applaus!“
Zum Hintergrund:
Fördern und Fordern – die Internate im Antoniushaus Hochheim
Die Schülerinnen und Schüler der beiden Schulen im Antoniushaus Hochheim, Peter-Josef-Briefs-Schule und Edith-Stein-Schule, können in den auf dem Gelände gelegenen Internaten wohnen. In zwölf Wohngruppen werden insgesamt rund 120 SchülerInnen nach dem Prinzip „Fördern und Fordern“ von Fachpersonal begleitet.
Die enge Kooperation und die regelmäßigen Treffen mit den LehrerInnen verzahnen den Schul-Alltag mit dem Privatleben, sodass Hausaufgabenbetreuung und gruppenübergreifende Lerngemeinschaften den Unterrichtsstoff vertiefen.
Insbesondere in den Schulformen BlVJ und BVJ, die den ersten Schritt ins Betreute Wohnen darstellen können, beugt das Internatsleben der sozialen Isolation vor.
In allen Wohngruppen übernehmen die SchülerInnen Aufgaben für die Gemeinschaft, etwa bei der Selbstversorgerwoche, in der eine kleine Gruppe für die Mitbewohner kocht: das geht von Planung und Einkauf über Kochen bis hin zum Reinigen von Geschirr und Küche. Zum Fordern und Verantwortung übernehmen gehört auch das Training, Assistenten anzuleiten oder Öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen.
Ergänzt wird das Angebot durch intensive Elternarbeit und regelmäßige Überprüfung der Förderkonzepte.
(Text und Fotos: Antoniushaus Hochheim)