Rund um Hochheim und Massenheim baggert´s
Wer denkt die Vorlandbrücke, die Autobahnbrücke der A 671 über den Main, mit oder ohne Lärmschutz wäre die größte Baumaßnahme in den kommenden Jahren im Rhein-Main-Gebiet, der irrt. Was wir in an Neu-, Um- oder Ausbau unserer Autobahnen und Bahnstrecken erwarten dürfen, entspricht unserer zentralen Lage in einer Metropolregion. Wir sind nicht nur dabei, wir sind mittendrin!
Martin Jakob-Landmesser, Stadtplaner in der Hochheimer Verwaltung präsentierte dem Ausschuss für Bauen, Umwelt und Verkehr letzte Woche die geplanten Bauvorhaben. Den „Bundesverkehrswegeplan“ und andere Infrastruktur-Bauvorhaben die uns Hochheimer und Massenheimer in den nächsten fünf Jahren und darüber hinaus betreffen werden.
Die geplanten Vorhaben bieten Chance und beinhalten Risiken gleichermaßen. Die frühzeitige Kenntnis ist hilfreich, sich inhaltlich in den Planungsprozess einzubringen.
Die Vorhaben in kompakter Form zusammengestellt:
- Unsere Wasserstraße
- Der Main wird von der Mündung bis Aschaffenburg vertieft.
- Die Bundesautobahnen einmal rundherum:
- A 643: Die mittlerweile bundesweit bekannte Schiersteinerbrücke wird vom Autobahndreieck (AD) Mainz zum Autobahnkreuz (AK) Wiesbaden-Schierstein erneuert und auf 6 Spuren verbreitert.
- A 66: Vom AK WI-Schierstein bis AK Wiesbaden wird auf 6 oder 8 Spuren verbreitert.
- Das Autobahnkreuz Wiesbaden, welches auf Massenheimer Gemarkung liegt, wird komplett neugestaltet und auf 8 Spuren ausgebaut/verbreitert.
- Die A3 vom Wiesbadener Kreuz bis zum Mönchhofdreieck wird auf 8 Spuren erweitert.
- Die A67 vom AD Mönchhofdreieck zum AD Rüsselsheim wird auf 6 Spuren erweitert
- Die A60 vom AD Rüsselsheim zum AD Mainspitz wird auf 6 Spuren erweitert.
- Alle Autobahnen um uns herum, nur nicht die A671. Jakob-Landmesser fand heraus, dass in der Planung des Jahres 2014 die Strecke AS Hochheim-Süd nach AD Mainspitz mit Erweiterung auf 6 Spuren noch Gegendstand planerischer Überlegungen war. Diese wurden nicht fortgeschrieben.
- Die Schienenstrecken
- Die Wallauer Spange: 1-gleisige Verbindung zwischen Wiesbadener und Frankfurter Ast der Schnellfahrstrecke (ICE) Köln-Rhein/Main mit Einfädelung in bestehenden Wiesbadener Ast und Neubau der Einfädelung in Frankfurter Ast (Wallauer Spange). Quasi südlich vom Autobahnkreuz Wiesbaden Richtung Frankfurt. Hier eröffnet sich die Möglichkeit eines Haltepunktes mit Parkplätzen. Eine Anbindung, welche für Massenheimer Bürger vorteilhaft wäre, soll geprüft werden.
- S1 nach Mainz. Bis jetzt geht es vom Hochheimer Bahnhof nur nach Wiesbaden bzw. Frankfurt. Die Mainzer Anbindung über die südliche Bahnbrücke ist nicht machbar. Hier ist schon genug Verkehr. Aber es hat sich eine alternative Route ergeben: Vom Hochheimer Bahnhof Richtung Kostheim, hinter dem Papierwerk nach Ämoneburg über die Bahnbrücke auf der Petersaue von Norden in den Mainzer Hauptbahnhof.
- Gleichzeitig könnte das dritte Gleis zurückgebaut werden und der barrierefreie Zugang zu den Gleisen wäre mit geringeren Baumaßnahmen möglich. Nicht übersehen werden darf dabei, dass der Planungshorizont bis in das Jahr 2021 nach heutigem Wissen reicht.
Kontroversen Debatten zugänglich sein wird der Europäische Güterbahn-Korridor Rotterdam-Genua. Mit ihm könnte die Lärmbelastung, insbesondere der südlichen Teile der Stadt weiter zunehmen.
Aber jetzt die Geschichte von Anfang an. Manche werden es gehört haben: Der Gotthard Tunnel hat einen Bahntunnel bekommen. Damit ist ein wichtiges Teilstück für den Gütertransport per Bahn von Rotterdam nach Genua fertiggestellt. Deutschland hinkt den international geschlossenen Verträgen hinterher. Und irgendwie muß das Volumen der Güter von Köln ins Rhein-Main-Gebiet. Das Mittelrheintal kann nicht noch mehr Gütertransporte aufnehmen. Eine Strecke von Köln nach Hanau ist schon in der konkreten Entwicklungsstufe 1. Aber das reicht für das erwartete Transportaufkommen nicht aus.
In der Entwicklungsstufe 2 für den langfristigen Ausbau ist die Anbindung des über hundert Jahre alten Güterrangierbahnhof Bischofsheim geplant. Der heißt im Bahn Jargon immer noch Mz-Bischofheim. In den recherchierten Unterlagen heißt es bedrohlich
…Güterverkehrs-NBS(Neubaustrecke) rechtsrheinisch Troisdorf–Mz-Bischofsheim parallel zur A3 und zur A 671… „
Also ist die Planung schon so weit, dass wir uns mit der Streckenführung – von der A3 kommend neben der A 671 westlich von Hochheim zum den Knotenpunkt Mz-Bischofsheim auseinandersetzen müßen. Es gibt noch kein Beteiligungsverfahren und keine Kommune wird im Vorfeld informiert.
Herr Jakob-Landmesser hat mögliche Streckenverläufe mal gepunktet dargestellt. Von der A3 kommend parallel zur A66 irgendwie um den Flughafen und die Clay-Kaserne herum parallel zur A671 über den Main nach Bischofsheim. Wer weiß ob die alte unter Denkmalschutz stehende Eisenbahnbrücke das erhöhte Aufkommen noch aushält, oder ob dann nicht gleich eine neue Bahnbrücke gebaut wird.
Bürgermeister Westedt sagte: „Es wäre schon ein Schildbürgerstreich wenn wir eine Autobahnbrücke ohne Schallschutz bekommen und dann später eine Eisenbahnbrücke mit vollem Schallschutz!“ „Oder noch schlimmer“ klinkt sich Jakob-Landmesser ein „weil festgestellt wird, dass ja für die Autobahn kein Schallschutz nötig war, braucht es für die Bahn auch keinen…“
Beide sind sich aber einig, dass frühzeitig Einfluss genommen werden muss, damit eine optimale Lösung gefunden werden kann. Eine Untertunnelung der Langgewann wäre eine Möglichkeit, die Belästigung gering zu halten. Den kompletten Stopp der Neubaustrecke halten beide aber wahrscheinlich nicht machbar. Der Tenor war eher: Wir sind ja früh dran, alle Politiker müssen parteiübergreifend die Zeit nutzen.
Neben diesen Neuigkeiten klingt ja die Planung der CDU-Ortsverbände Ginsheim-Gustavsburg und Mz-Kostheim zwiespältig. Die Nachbargemeinden möchten verständlicherweise ihre Mainbrücke entlasten und planen eine neue Verbindung zwischen der denkmalgeschützten Eisenbahnbrücke und der Vorlandbrücke (Autobahn). Die Planung soll dann durch die Weinberge führen, darunter auch durch die Hochheimer Gemarkung.
Die Kommunalpolitik ist nunmehr aufgefordert, sich in einem komplizierten Prozess zu den Vorhaben zu stellen, dabei die Stadtentwicklung nicht außer Acht zu lassen und gleichzeitig der Wohnqualität in der Zukunft Rechnung zu tragen. Dabei ist auch dem Umstand Rechnung zu tragen, dass sich Planungen unter veränderten politischen Gegebenheiten beschleunigen, verlangsamen oder gar völlig ausgebremst werden.