Schülerpraktika in Betrieben zu schaffen – Aufruf des Main-Taunus-Kreises und anderer Institutionen
(jol/mtk) – Für Schülerpraktika in Betrieben haben der Main-Taunus-Kreis und weitere Institutionen geworben. Landrat Michael Cyriax und Vertreter der Kreishandwerkerschaft, der Schulen und der Agentur für Arbeit appellieren an die Firmen, weitere Praktikumsplätze zu schaffen. „Schülerpraktika sind der ideale Einstieg, um berufe praxisnah kennenzulernen“, fasst Cyriax zusammen. „Und in so manchem Betrieb können die Praktikanten von heute die Auszubildenden von morgen sein.“
Der Kreis selbst habe auch in der Pandemie unter den geltenden Corona-Bestimmungen Praktikanten aufgenommen; derzeit seien bis zu acht Schülerinnen und Schüler im Einsatz.
Cyriax appelliert an alle Betriebe im Kreis, jungen Menschen einen praktischen Einblick in den Arbeitsalltag zu vermitteln und dabei Begeisterung zu wecken: „Das Entstehen eines Werkstücks, ein spannendes Projekt im Team, ein Erfolgserlebnis bei der Lösung eines Problems – all das lässt sich nicht in der Theorie vermitteln.“ Ab den Klassenstufen 7 gehörten Praktika zum „Standard-Repertoire der weiterführenden Schulen“. Auch in den anstehenden Osterferien seien Praktika möglich, hoffentlich dann unter entspannter pandemischer Lage.
Die Schulen des Main-Taunus-Kreises unternehmen dem Landrat zufolge erhebliche Anstrengungen, um Jugendliche fit zu machen für die Berufswahl: „Sie organisieren vorbildliche Angebote.“ Als Beispiel nennt er Inhouse-Messen, Berufseignungstests, Berufe-Probier-Stationen, Betriebsbesichtigungen oder „Azubi-Talks“ mit ehemaligen Schülern und Bewerbungstrainings. Die bei weitem erfolgversprechendste Brücke in eine Berufsausbildung ist und bleibt jedoch das Praktikum. Diese Erfahrung im Betrieb ist durch nichts zu ersetzen“.
„Berufe begreifen, im doppelten Sinn des Wortes. Das ist das Erfolgsgeheimnis“, erläutert Konrektorin Sabine Rudel von der Sophie-Scholl-Schule Flörsheim. Aber genau die Gewinnung von Praktikumsplätzen bereite den Schulen aktuell große Sorgen. Viele Betriebe scheuten sich, Plätze anzubieten. Schülerinnen und Schüler hätten im Februar übermäßig viele Absagen erhalten: „Das hat Folgen. Wir stellen fest, dass Interesse und Motivation der Jugendlichen dann merklich nachlassen. Frust macht sich breit. Wenn diese Jugendlichen anstelle eines Ausbildungsberufs die Entscheidung für eine weiterführende Schule treffen, sind sie für den Ausbildungsmarkt für die kommenden ein bis zwei Jahre verloren.“
Markus Noll von der Kreishandwerkerschaft Main-Taunus/Hochtaunus berichtet von einer erheblichen Verunsicherung von Betrieben und Jugendlichen, wie sich die Ausbildungslage in den nächsten Monaten entwickeln wird. Er rät allen Betrieben zur Bereitstellung von Schülerpraktika; sie seien von großer Wichtigkeit für die Anbahnung eines späteren Ausbildungsvertrags.
Auszubildende seien die Fachkräfte der Zukunft, erläutert Matthias Oppel, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Bad Homburg: „Die Sicherung des Fachkräftebedarfs ist einer der größten Herausforderungen dieses Jahrzehnts. Nur mit einer attraktiven und starken dualen Berufsbildung wird es gelingen, dieser Herausforderung zu begegnen.“ Praktika seien ein wichtiger Weg dorthin.
Betriebe, die Schülerpraktika anbieten, melden sich beim Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit (Tel. 0800 4555520) oder können ihre Angebote und Kontaktdaten im Internet veröffentlichen auf den Plattformen www.lehrstellenradar.de (betrieben von der Handwerkskammer) und www.ihk-lehrstellenboerse.de (angeboten von der Industrie- und Handelskammer).
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