Verkaufsstand auf dem Hochheimer Markt als freizeitpädagogisches Angebot

– Schüler aus dem Antoniushaus verkaufen Waffeln –
(ae) „Denkt jemand an die Waffeleisen?“, ruft Tobias fragend durch den Freizeitkeller des Antoniushauses. Lebensmittel einkaufen, Materialien zusammensuchen, Hygieneschulung veranstalten – es gibt einiges zu tun in den Tagen kurz vor dem Hochheimer Markt. Auch in diesem Jahr bietet das Antoniushaus wieder Essen und Getränke an einem Verkaufsstand an. Immer mit dabei: Schülerinnen und Schüler der beiden Schulen im Antoniushaus.

„Letztes Jahr habe ich die Kasse gemacht. Da musste ich immer schauen, was die Sachen kosten und dann richtig rechnen und rausgeben“, erzählt die Schülerin Elif Parlakyildiz von ihrem Standdienst beim letztjährigen Hochheimer Markt.  „Das war anstrengend. Hat aber auch Spaß gemacht! Ganz anders als Rechnen in der Schule“, grinst sie. Und schon ist die 17-jährige wieder weg: Servietten besorgen.

Im Freizeitkeller ist in den Tagen rund um das erste Novemberwochenende immer etwas los: Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Wenn nicht gerade gepackt wird, müssen die Standdienste organisiert oder die Preisschilder geschrieben werden. Jedes Jahr wieder eine besondere Zeit, findet auch Hartmut Hillmann, Freizeitpädagoge im Antoniushaus und Hauptorganisator des Angebots: „Auch wenn wir das schon seit einigen Jahren machen, ist es immer wieder aufregend. Für die Schüler, die ja teilweise zum ersten Mal dabei sind, und auch für uns.“

Ins Leben gerufen wurde der Verkaufsstand des Antoniushauses vor über 30 Jahren. Was damals mit einem sehr überschaubaren Angebot und einer kleinen Holzhütte begann, hat sich in den vergangenen Jahren zu einem sechs Meter breiten Marktstand entwickelt: Heute gibt es ein großes Zelt, professionelles Equipment und auch das Verkaufsangebot hat sich sukzessive erweitert: Neben Waffeln und Glühwein bieten die Schüler und Mitarbeiter aus dem Antoniushaus u.a. heiße Säfte, Wurst und Brezeln mit Spundekäs an.

Auch wenn sich einiges verändert hat, der Grundgedanke hinter dem Angebot ist geblieben: Kontakte knüpfen, Verbindungen schaffen, Barrieren abbauen. Und gleichzeitig die Schülerinnen und Schüler in ihrer persönlichen Entwicklung fördern.

Durch den Umgang mit Kunden und die Verkaufssituation erlernen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen wichtige Kompetenzen: Sie üben sich in der Kommunikation mit anderen, fremden Menschen, sie erlernen die Grundzüge des Kassierens und Verkaufens, und das selbstständige Arbeiten stärkt das Selbstbewusstsein. Gleichzeitig ist immer jemand da, den man fragen oder um Hilfe bitten kann. Die Arbeit des Antoniushauses, einer Einrichtung für Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung, auf dem Hochheimer Markt hat außerdem eine wichtige soziale Funktion, auch für die Besucher. Denn sie ermöglicht ungezwungene Begegnung im Alltag und baut so mögliche Berührungsängste ab.

„Mit dem Stand geben wir dem Antoniushaus ein ‚Gesicht‘: Die Leute kaufen etwas, sind neugierig und erkundigen sich, was das Antoniushaus ist. Außerdem ist der Stand seit Jahren ein Treffpunkt: Durch den gemeinsamen Standdienst lernen sich Schüler und Mitarbeiter aus den unterschiedlichen Bereichen besser kennen. Und vor dem Stand treffen sich seit Jahren aktuelle und ehemalige Bewohner, Schüler und Mitarbeiter. Wir haben sogar eine feste Gruppe von Besuchern, die immer wegen unserer Waffeln an den Stand kommt“, erklärt Hartmut Hillmann und fügt hinzu: „Es macht einfach jedes Jahr wieder Spaß!“

Der Verkaufsstand auf dem Hochheimer Markt ist eines von zahlreichen freizeitpädagogischen Angeboten im Antoniushaus. Verschiedene Aktivitäten wie etwa auch die inklusive Band SELF oder die gemeinsamen Vorbereitungen der jährlichen Flurfete ermöglichen den Schülern, in einem ungezwungenen Rahmen Neues auszuprobieren, Bekanntes zu vertiefen und soziale Kompetenzen zu erlernen, ohne an Leistung gemessen zu werden.

Foto: Am Marktstand sammeln die Schüler Erfahrung im Kundenkontakt und lernen den Umgang mit der Kasse.

Fotonachweis: Antoniushaus Hochheim

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