Weinstadtjournal fragt – Andreas Flettner antwortet
Acht Fragen an Andreas Flettner den Klimaschutzbeauftragten der Stadt Hattersheim.
Vielen Dank, dass sie sich Zeit für uns genommen haben.
Andreas Flettner: Sehr gerne.
Sie sind für die Stadt Hattersheim zuständig. Sind Sie der dienstälteste Klimaschutzmanager im Main-Taunus-Kreis? Seit wann sind Sie im Amt? Wie fühlt sich das an?
(lacht) ganz im Gegenteil, ich bin fast noch ganz frisch in meinem Job. Seit dem 01.01.2023 bin ich zuständig für den Klimaschutz in der Stadt Hattersheim. Ein weites Feld und man lässt mir da auch viele Freiheiten. Eines kann ich auch sagen: Ich hatte noch nie vorher einen sinnstiftenderen Job als diesen.
Wie ist es dazu gekommen? Wie wurden Sie Klimaschutzbeauftragter?
Im Endeeffekt trägt Corona ein wenig Mitschuld daran… aufgrund wegbrechender Aufträge habe ich meinen damaligen Job als Projektleiter im Eventbereich verlassen und habe mich etwas über ein Jahr lang im Bereich Klimaschutz weitergebildet.
Den Abschluss als „zertifizierter Klimaschutzmanager“ für Kommunen habe ich in Essen gemacht und mich anschließend in einigen Kommunen beworben. Da ich aus Okriftel stamme, ist natürlich die Möglichkeit, das Thema in Hattersheim anpacken zu können, ein absoluter Glücksgriff.
Was sind die Kerninhalte Ihrer Aufgabe?
Im Moment sind wir in der Endphase der Erstellung des Integrierten Klimaschutzkonzepts für Hattersheim. Das ist verpflichtender Bestandteil meines Jobs, da ich zu Teilen mit Fördermitteln vom Bund bezahlt werde. Das heißt im Einzelnen:
Erfassen aller Verbräuche für Strom, Heizung, Mobilität in Haushalten, im Gewerbe und in der Verwaltung, um daraus eine Treibhausgasbilanz zu errechnen. Daraus werden die Potentiale ermittelt, also alle Möglichkeiten, Treibhausgase einzusparen. Und dann müssen entsprechende Reduktionsziele definiert und Maßnahmen gefunden werden, um diese Ziele zu erreichen.
Darüber hinaus sind es natürlich all die „kleinen Dinge“ des täglichen Lebens, die man nebenher noch so auf den Weg bringt. Beispielsweise Fahrradleasing für Mitarbeiter, Ofenführerschein für Bürger, Wassersparaktionen, Schulung von Mitarbeitern und Schülern, Ausbau der Ladeinfrastruktur, PV-Anlagen auf städtische Liegenschaften usw.
Über allem steht die erforderliche massive Reduktion von Treibhausgasen.
Was reizt Sie an dieser umfangreichen Aufgabe?
Genau das: Der Umfang. Der gleiche Job in einer Firma wäre mir zu klein, zu begrenzt gewesen.
Eine Stadt mit ihren vielfältigen Aufgaben und Besonderheiten, das ist es, was das Spektrum für Änderungen so groß werden lässt, dass es Spaß macht.
Wo sehen Sie die Kommunalverwaltung im Klimaschutz?
Ich sage immer: Die Verwaltung ist wie die Spinne im Netz, hier haben wir die Fäden in der Hand. Wir haben direkten Kontakt zu Bürgern, zu Vereinen, zum Gewerbe, zu Parteien, Schulen, und Energieversorgern.
Wir sind es, die die lokale Energie- und Verkehrspolitik gestalten. Wir legen Umweltvorschriften und Flächennutzung fest und sind verantwortlich für Wasserver- und -entsorgung, für effiziente Abfallwirtschaft und nicht zuletzt für eine nachhaltige Beschaffung von Waren und Dienstleistungen.
Vor allem haben wir aber auch eine Vorbildfunktion und können zu Klimaschutzaktivitäten motivieren bzw. dabei unterstützen.
Wo sehen Sie aktuell den höchsten Handlungsbedarf? Was ist die Stoßrichtung und warum?
Es gibt nicht den einen Handlungsbedarf. Am Ende kann es nur funktionieren, wenn in der Gesamtheit was getan wird. So können wir als Einzelpersonen mit Änderungen in unserem Konsumverhalten natürlich was bewegen.
Aber auch die internationale Politik muss die „großen“ Entscheidungen treffen und richtungsweisende Fakten und Gesetze schaffen. Nur wenn alle zum gleichen Ziel hinarbeiten, kann das Ganze gelingen und eine runde Sache werden.
Was möchten Sie den Bürgerinnen und Bürgern im Main-Taunus-Kreis ans Herz legen?
Wenn ihr Eure Umwelt (im Kleinen wie im Großen), wie ihr sie euer Leben lang kennen- und schätzen gelernt habt, erhalten wollt, euch weiter darauf verlassen wollt, dass wir hier gesund, in Sicherheit und in Freiheit leben können, dann denkt einfach mal darüber nach, was ihr tun könnt, um das zu erhalten.
Robert Swan, ein englischer Polarforscher und Abenteurer, hat mal gesagt:
„Die größte Gefahr für unseren Planeten ist der Glaube,
dass jemand anderes ihn rettet.“
Was wünschen Sie sich für die Zukunft Ihrer Aufgabe?
Weiterhin die Freiheit und Rückendeckung für die Dinge, die ich bewegen und verändern möchte und dass daraus auch bei immer mehr Menschen das Bewusstsein für dieses Thema wächst und damit auch die Bereitschaft, Dinge zu verändern.
Und dass mich auch weiterhin Menschen nach meiner Meinung fragen.
Vielen Dank für das offene und freundliche Gespräch und weiterhin viel Erfolg bei Ihren so wichtigen Plänen.
Mehr Informationen und Kontaktmöglichkeiten Andreas Flettner unter
E-Mail: andreas.flettner@hattersheim.de
Internet: www.hattersheim.de