Weinstadtjournal fragt – Erika Davis-Klemm antwortet

Fragen vom Weinstadtjournal an Erika Davis-Klemm. Die DavisKlemmGallery wurde 2002 gegründet. Seit 2017 betreibt die DavisKlemmGallery ein eigenes Ausstellungshaus im Steinern-Kreuz-Weg 22 im Wiesbadener Ortsteil Mainz-Kostheim. Seit Juli 2021 gibt es zusätzlich den Projektraum der DavisKlemmGallery in der Kirchstraße 4 in Hochheim am Main

22 Jahre Galeristin – Wie fühlt sich das an?

Es fühlt sich gar nicht nach Routine an. Es gibt immer neue Entwicklungen und Veränderungen, mit denen man sich auseinander setzt. Man lernt neue Künstlerinnen und Künstler kennen und die, mit denen man schon lange zusammengearbeitet hat, entwickeln sich weiter. Die Ideen gehen nie aus.

Wie ist es dazu gekommen?

Wir – das sind mein Mann und ich – haben mit dem Handel von Grafik begonnen. Zur Erläuterung: Grafik im Sinne von gedruckten, limitierten und handsignierten Editionen. Diese können z.B. im Siebdruckverfahren hergestellt worden sein, oder Holzschnitt oder Radierung um Beispiele zu nennen.

Dann kam ein Künstler auf uns zu und stellte die Frage, wenn wir schon mit Druckgrafik handeln, warum nicht auch mit Unikaten? Übrigens: mit diesem Künstler arbeiten wir immer noch zusammen.

Seit 2017 haben Sie dieses schöne Domizil in der Steinern-Straße, warum hier und warum in einem Wohngebiet?

Korrektur: Die Galerie steht in einem Mischgebiet – also Wohn- und Gewerbegebiet. Sonst hätte ich die Baugenehmigung nicht bekommen.

Und warum hier? Wir hatten das Grundstück, den notwendigen Platz. Auch wenn wir keine Innenstadtlage haben, sind wir doch hier mitten im Rhein-Main-Gebiet, wo ich sehr gerne lebe und arbeite. Ich habe mit Mainz, Wiesbaden und Frankfurt drei Städte in der Nähe zur Auswahl – nicht zu vergessen das ganze Umland …

Wie ist es zum Projektraum in Hochheim in der Kirchstraße 4 gekommen?

Zum Projektraum kam es durch die Corona-Pandemie. Wobei ich hinzufügen muss, dass ich schon länger auf der Suche nach einem kleinen Schaufenster oder Glaskasten im öffentlichen Raum war, wo Passanten mit Kunst konfrontiert werden können. Aber manchmal findet man eine Lösung, wenn man sie gar nicht bewusst sucht – und so war das auch mit dem Projektraum.

Die langen Lockdown-Phasen der Pandemie waren gerade für die Künstlerinnen und Künstler – ob bildende oder darstellende – schwierig. Ausstellungen fielen ständig aus, wurden abgesagt oder mussten verschoben werden. Im ersten langen Pandemiewinter konnte man als Freizeit-Aktivität mehr oder weniger nur Spazierengehen.

Und bei einem meiner Spaziergänge durch die Weinberge und die Hochheimer Altstadt stand ich vor dem schönen großen Schaufenster in der Kirchstraße 4 – und der Raum war leer, weil das Büro, das vorher dort war, ausgezogen war. Und da dachte ich mir, was für ein schöner Raum – sehr gut einsehbar, nicht zu groß, nicht zu klein.

Leerstand, ein Problem für große und kleine Städte, sieht immer irgendwie trist aus. Ich habe das Potential dieses Raums in der Hochheimer Altstadt gesehen, die Bedingungen haben gestimmt. Und so kam es, dass wir im Juli 2021 das erste Projekt gezeigt haben. Mittlerweile sind wir bei Projekt #14.

Der Projektraum ist ein niedrigschwelliges Angebot – man kann hineinschauen oder auch nicht. Die Künstlerinnen und Künstler finden den Raum ganz toll und freuen sich, wenn sie hier ein Projekt realisieren dürfen. Und das, was wir hier erarbeiten, wird national und international wahrgenommen.

Wenn ich in Berlin, Karlsruhe oder Luxemburg auf einer Messe bin, sprechen mich andere Galeristinnen und Galeristen darauf an – die Künstlerinnen und Künstler sowieso.

Nach welchen Kriterien suchen Sie die Bilder und die Künstler aus?

Ich habe einen festen Stamm an Künstlerinnen und Künstler, mit denen ich teilweise von Anfang an zusammenarbeite. Der Fokus der Galerie liegt auf zeitgenössische Kunst mit einem Bezug zum Alltag – was entweder am Motiv oder an den verwendeten Materialien zu erkennen ist. Ich mag die künstlerische Auseinandersetzung mit dem, was um uns herum ist.

Der britische Künstler Julian Opie hat einmal gesagt, dass, wenn er Tiere malt, dann die, die er kennt – also entweder Tiere vom Bauernhof oder die Krähen in London. Deshalb gibt es kein Großwild in seinem Werk.

Was wünschen Sie sich für Zukunft der DavisKlemmGallery und des Projektraumes?

Ich wünsche mir, dass das Interesse der Menschen an Kunst zunimmt. Im Interesse der Kunst, der Künstlerinnen und Künstler wünsche ich mir zahlreiche Besuche im und vor dem Projektraum.

Und wenn die Hochheimerinnen und Hocheimer, angeregt vom Projektraum, auch den kurzen Weg nach Kostheim in die Galerie finden – umso schöner.

Vielen Dank für das offene und freundliche Gespräch und weiterhin viel Erfolg bei Ihren Plänen.

Erika Davis-Klemm

Mehr Informationen und Kontaktmöglichkeiten zur DavisKlemmGallery unter https://www.davisklemmgallery.de/de

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