10 Jahre Hochheimer Weinbaumuseum

(sho) Das Hochheimer Weinbaumuseum präsentiert seit dem 10.10.2010 Wissenswertes rund um den Weinbau. In drei nebeneinanderliegenden Gewölben stellt das Museum die Arbeit der Winzerinnen und Winzer von der Bodenbearbeitung über den Rebschutz bis zur Kelterei und Verkorkung dar.

Foto Stadt Hochheim am Main: Sekt wird im Weinbaumuseum nicht nur getrunken – auch über dessen Herstellung kann man sich informieren.

Auch die Sektherstellung und das Küferhandwerk werden erklärt. Hier wird man der langen Tradition gewahr, welche die Kulturlandschaft in und um Hochheim am Main nachdrücklich geprägt hat.

Foto Stadt Hochheim am Main: Auch über das Handwerk der Rebveredlung wird im Weinbaumuseum berichtet.

Gründung des Museums

Der Gründung vorausgegangen waren der Verkauf des Hochheimer Hofs und die Suche nach einer neuen Bleibe für das Otto-Schwabe-Heimatmuseum. Es stellte sich heraus, dass in den Räumen des Alten Rathauses kein Platz für die vielen, auch großdimensionierten, weinbaugeschichtlichen Exponate sein würde, wobei die Idee, ein Weinbaumuseum zu eröffnen, entstand. Angelika Munck, Bürgermeisterin a. D., und Renate Wagner, ehemalige Mitarbeiterin des Kulturamtes, setzten sich mit Nachdruck für das neu angedachte Museum ein. Und so konnte letztendlich, trotz der klammen finanziellen Situation der Stadt Hochheim, die Gründung dieses Spezialmuseums mit Unterstützung des Ministeriums für Wissenschaft und Kunst ermöglicht werden. Eines ist im Weinbaumuseum deutlich: es wurde von Fachleuten konzipiert. Die Kuratorin Marianne Jacoby und der Innenarchitekt Peter Kneip haben mit fachlicher Unterstützung des Winzermeisters und Ehrenamtlichen Klaus Schmikl vor 10 Jahren das erste Weinbaumuseum Hessens erschaffen.

Foto Stadt Hochheim am Main: Die „Gestalter“ des Museums bei der Eröffnung am 10.10.2010; v.l. Peter Kneip, Marianne Jacoby, Klaus Schmikl

Ein Jahrzehnt Weinbaumuseum

Wurde das Weinbaumuseum in den ersten Jahren hauptsächlich als Museum, mit regelmäßigen Öffnungszeiten und wenigen Veranstaltungen, geführt, hat es sich inzwischen zusätzlich zu einem musealen, lebendigen Veranstaltungsort entwickelt. Heute finden zahlreiche weinspezifische Veranstaltungen statt. Vereine, Privatleute und die Stadt selbst nutzen es für zahlreiche Festivitäten wie Tagungen, Whisky-Tastings oder Pressekonferenzen. Hochheimer Bürger und Bürgerinnen feiern hier Hochzeiten, Geburtstage oder Weihnachtsfeiern. Führungen in Deutsch und Englisch, gern mit einer kleinen Weinprobe gebucht, beglücken Gäste aus dem In- und Ausland. Dies betont auch der Ehrenamtliche Jürgen Lüttges: „Das WBM ist für mich ein lebendiger Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens in Hochheim. Für mich als Vorsitzenden des Weinfreundeskreises Hochheim e. V. ist es immer wieder schön im Rahmen einer Führung den Gästen das Kulturgut Wein näherzubringen.“ Zudem fungierte das Museum auch schon mehrmals als Gastspielort des Frankfurter Literaturfestivals „literaTurm“ und zeigt damit seine überregionale Bedeutung.

Foto Woody T. Herne: Hochheimerinnen und Hochheimer feiern gerne auch im privaten Rahmen im Weinbaumuseum.

Möglich wurde diese Entwicklung durch die Neuausrichtung des Museums seit dem Jahr 2015 und der Schaffung einer veranstaltungsfreundlichen Infrastruktur, die maßgeblich durch die neue Museumsleiterin Isabel Bootz vorangebracht wurde. Aus finanziellen Gründen wurde bei der Gründung des Museums auf eine Küche und eigene Toiletten verzichtet, was gravierende Mängel für ein kulinarisches Museum darstellt. Im Januar 2017 wurden diese nachträglich eingebaut, was mit einem sprunghaften Anstieg der Veranstaltungen und Vermietungen belohnt wurde.

Foto Woody T. Herne: Auch Kinder können im Weinbaumuseum was erleben – besonders beim Traubensaftkino oder den Korkenwerkstätten.

In den Augen von Bürgermeister Dirk Westedt hat sich „das Weinbaumuseum in den vergangenen 10 Jahren zu einem ganz besonderen Anziehungspunkt in Hochheim entwickelt, der sowohl von Gästen bei ihren Besuchen der Wein- und Sektstadt angesteuert wird, als auch den Bürgern und Bürgerinnen für unterschiedlichste Aktivitäten und Festlichkeiten zur Verfügung steht.“

Weinbaumuseum am Abend

Maßgeblich zur Bekanntheit des Weinbaumuseums beigetragen hat die Veranstaltungsreihe „Weinbaumuseum am Abend“, die jeden letzten Donnerstag im Monat vom Ehrenamtlichen Hendrik Ruitenberg mit Unterstützung seiner Frau Susanne präsentiert wird. Jede der abendlichen 8-er Weinproben stehen unter einem speziellen Motto: Hochheimer Weinlagen wie „Reichestal“ oder „Hölle“ werden in den Fokus genommen, „Junge Weine“ verkostet oder „Weine älterer Jahrgänge“ aus den Weinkellern geborgen. Über 1.600 Besucherinnen und Besucher in mehr als 60 Weinproben konnten so in gemütlicher Atmosphäre Näheres über den Wein und seine Erzeuger erfahren und erschmecken. Den Veranstaltern haben „rückblickend […] die Proben am besten gefallen, die wir nicht alleine durchgeführt haben“, so Hendrik Ruitenberg.

Foto Woody T. Herne: Ehrenamtlicher Weinprobenleiter Hendrik Ruitenberg verkostetet einen Hock.

Darunter fällt z. B. der Besuch des niederländischen Biowinzers Adam Dijkstra vom Weingut De Colonjes, die Bio-Weinprobe mit dem Hochheimer Bio-Winzer Simon Schreiber und dem Vorstandschef von ECOVIN Andreas Hattemer,  der Abend „Hochheimer Straußwirtschaften und ihre Weine“ oder den „Jungwinzern von Mainwerk3“ sowie die letzte Weinprobe vor dem Corona-Lockdown mit dem Winzer Fabian Schmidt, der mit Enthusiasmus und Weinauswahl zum Thema „Biodynamischer Weinbau“ begeisterte.

Hendrik Ruitenberg betont, dass er „besonders den Hochheimer und Wickerer Winzern danken möchte, die durch Rabatte und Weinspenden den kommunikativen und kostengünstigen Weinabend unterstützen“.

Lauschtour, Weinköniginnengalerie und Trockenmauer

Natürlich verliert das Weinbaumuseum bei aller Feierfreudigkeit nie seinen musealen Bildungsauftrag aus dem Blick, auch wenn das frisch ausgearbeitete museumspädagogische Programm für Grundschulen aktuell auf Eis liegt. So konnte 2019 die Audioführung  „Lauschtour“ veröffentlicht werden, die Gästen kurzweilig und „süffig“ das Handwerk des Winzerberufs auf Deutsch, Englisch und Französisch näherbringt. 2018 wurde die Hochheimer Weinköniginnengalerie eröffnet, die das Brauchtum der obersten Botschafterin der gelebten Weinkultur präsentiert.

Foto Woody T. Herne: In Nicht-Corona Zeiten kann im Weinbaumuseum an großer Tafel mit Wein gespielt werden.

Winzermeister Klaus Schmikl sind besonders „die Aktivitäten an den Internationalen Museumstagen für Kinder und Jugendliche in Erinnerung geblieben: Traubenpressen, Pflanzen der 15-stöckigen Rebzeile oder auch der Bau der Trockenmauer, die zu Teilen aus den Fundamentsteinen einer römischen „Villa Rustica“ besteht“, und die von Jüngeren passend zusammen gebaut werden kann.

Kein Museum ohne Ehrenamtliche

Das vielfältige Programm und die Bewältigung der zahlreichen, klassischen Aufgaben eines Museums wie Sammeln, Bewahren, Forschen, Vermitteln und Präsentieren ist nur mit der Hilfe eines festen Kerns an engagierten Ehrenamtlichen möglich. Die Ehrenamtlichen übernehmen Öffnungszeiten und Führungen, konzipieren und präsentieren Weinveranstaltungen, inventarisieren Sammlungsobjekte, führen Zeitzeugeninterviews durch oder sammeln Geräusche für die Audioführung. Die von Melanie Müller und Tom Huntemann konzipierte Weinprobe „Von Witwen und ihren Enkelinnen – Winzerinnen damals und heute“ im Januar diesen Jahres begeisterte z.B. so sehr, dass die Ehrenamtlichen sich gern bereiterklärten sie umgehend zu wiederholen.

Foto Woody T. Herne: Besichtigungen sind, anders als im Foto, gerade nur noch mit Maske und ohne Wein möglich.

Winzer Tom Huntemann erklärt, dass ihm „solche Veranstaltungen am meisten Freude bereiten, da viele Besucher etwas über Wein lernen wollen – aber das fällt beim Thema Wein ja auch leicht.“ Für Melanie Müller ist ihr Engagement persönlich sehr wichtig: „Die Entscheidung zum Ehrenamt mit Museumsdienst, Veranstaltungen, Weinproben und Führungen hat mein Leben verändert. Seither sind einige Jahre vergangen, ich habe viel über Weinbau und Wein gelernt, bin in Hochheim angekommen und aus manchen Mit-Ehrenamtlichen sind FreundInnen geworden.

Warum sollte man das Hochheimer Weinbaumuseums besuchen?

Museumsleiterin Isabel Bootz ist besonders begeistert von der Expertise aller Mitarbeiter und Ehrenamtlichen. Selten können Aufsichtskräfte in Museen derart detaillierte Informationen zum Inhalt der Ausstellung geben. Im Weinbaumuseum treffen Besucherinnen und Besucher auf ausgemachte Profis zum Thema Weinanbau. Hier werden die Gäste von Winzerinnen und Winzern, Mitgliedern des Hochheimer Weinfreundeskreises sowie der ehemaligen Weinkönigin Dorothea Hartmann empfangen. Und in welchem Museum darf man sonst mit Wein oder Traubensaft durch die Ausstellung flanieren?

Foto Woody T. Herne: Korken knallen im Weinbaumuseum nicht nur wenn es was zu feiern gibt.

Museumsjubiläum in Zeiten von Corona

Die überaus positive Entwicklung des Museums in den letzten zehn Jahren sollte natürlich entsprechend gefeiert werden. Ursprünglich wollte das Museum das ganze Jahr 2020 über, mit 30 geplanten Veranstaltungen, sein 10-jähriges Jubiläum feiern. Weinlesungen, königliche Vorträge, bunte Korkenwerkstätten, thematische Weinproben, eine weinuntermalte Partnerstadtvorstellung, Traubensaft- und Weinkinos sowie weinspezifische Ausflüge zum Kloster Eberbach und nach Mainz standen auf dem Programm.

Foto Woody T. Herne: Im Weinbaumuseum kann auch zu Corona-Zeiten standesamtlich geheiratet werden.

Doch dann kam die Corona-Pandemie. Das Museum musste über zwei Monate komplett schließen, in der Folge ließen sich aufgrund des begrenzten Raumes keine Veranstaltungen unter Corona-Bedingungen durchführen. Museumsleiterin Isabel Bootz betont aber, dass die geplanten Veranstaltungen „nur aufgeschoben und nicht aufgehoben sind.“ Sie sollen – sobald es Corona zulässt – nachgeholt werden.

Museumsarbeit hinter den Kulissen

Während sich alle Beteiligten im Weinbaumuseum eine schnellst mögliche Normalisierung wünschen, laufen die Planungen hinter den Kulissen weiter. Veranstaltungen für die warme Jahreszeit 2021 unter freiem Himmel werden organisiert und über die Einrichtung eines kleinen Museumsshops nachgedacht.

Foto Woody T. Herne: Das Wahrzeichen des Hochheimer Weinbaumuseums – die Kelter.

Zudem findet Museumsleiterin Isabel Bootz nun auch Zeit, die Objekte der Sammlung weiter zu inventarisieren, die Ordnung im Depot zu überarbeiten und Themen für kleine Sonderausstellungen zu recherchieren. Denn qualitative Museumsarbeit ist mehr als die sichtbaren Ausstellungen und die Vermittlung an die Besuchenden.

Sonderöffnung zum Geburtstag

Ein bisschen gefeiert wird aber trotzdem. Das Museum lädt am Sa 10.10.2020 zu einer Sonderöffnung von 15.00 bis 18.00 Uhr ein. Museumsleiterin Isabel Bootz begrüßt die Besucher persönlich und beantwortet gerne Fragen rund um das Museum. Der Eintritt ist kostenfrei. Es gelten selbstverständlich besondere hygienische Maßnahmen zu den Besuchszeiten.

Weitere Informationen über das Hochheimer Weinbaumuseum als auch die Kontaktdaten der Museumsleiterin sind unter www.hochheim-tourismus.de zu finden.

 


Mitarbeiter und Ehrenamtliche im Hochheimer Weinbaumuseum:

Museumsleiterin, Museologin und Kulturmanagerin: Isabel Bootz

Minijobberin, Winzerin und ehemalige Weinkönigin: Dorothea Hartmann

Winzermeister: Klaus Schmikl

Museumspädagogin und Weinliebhaberin: Blanka Slavik

2. Vorsitzender der Hochheimer Weinfreunde: Hendrik Ruitenberg

3. Vorsitzender der Hochheimer Weinfreunde: Jürgen Lüttges

Winzer: Ludwig Velten

Hochheimer Weinfreundin Melanie Müller

Winzer und Hochheimer Weinfreund: Tom Huntemann

Winzer: Alexander Mehr

Hochheimer Weinfreundin: Susanne Ruitenberg

Weinliebhaberin: Ute Müller

Weinliebhaber: Bodo Hartmann


Beitragsbild Stadt Hochheim am Main

 

 

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