Radlosigkeit – Fahrradbasar der Hochheimer CDU oder die Erkenntnis, das Rad neu erfinden zu müssen

Nein, es dürfen in diesen Zeiten nicht nur gleichmütige Berichte über lokale Ereignisse emotionslos niedergeschrieben werden. Zu formulieren in einer Art, die von einem heiteren und geistig-lebendigen Gemüt zeugt, ist die kleine Injektion Humor, die wir täglich brauchen. Folgende Zeilen sollten daher nur eingeschränkt mit ernstem Gemüt gelesen werden.

Die Hochheimer CDU versuchte es ernsthaft. Der von ihr organisierte Fahrradbasar, sonst im Frühjahr, meist verbunden mit der Eröffnung des Weinprobierstandes, ist durchaus ein Merkposten im Kalender.

Müßig zu erwähnen, dass in diesem Jahr alles anders ist. Als die Knospen an Bäumen und Sträuchern aufbrachen und den Menschen den Weg in die Natur wiesen, da durfte die CDU nicht den Handel mit gebrauchten Fahrrädern initiieren. Jetzt, als sie wieder durfte, in den letzten Tagen des kalendarischen Sommers, zierten sich Verkäufer und Käufer gleichermaßen. Das Angebot war dürftig, das Interesse ebenso.

Der auslaufende Sommer, kürzer und kühler werdende Tage, das scheint nicht die Triebfeder zu sein, nach einem gut erhaltenen Zweirad Ausschau zu halten. Und Studenten, welche ein gerade noch fahrbares Etwas suchen, das nach einem Fahrrad aussieht, weil an den Unis Studenten sich wechselseitig immer dann die Fahrräder klauen, wenn das Rad wertvoll wirkt, sie ließen sich gleichfalls nur vereinzelt blicken.

Verkäufer und Käufer zeigten dabei durchaus ihre Unsicherheiten, in der althergebrachten Art miteinander Geschäfte abzuschließen. Das verwundert nicht wirklich, zwingt doch die Maskenpflicht, dass der kaufwillige Interessent dem Anbieter halb vermummt gegenübertritt, mithin optisch so, als sei er nach alter Sitte der Ausbund an Unredlichkeit. Früher waren nur Bankräuber maskiert, heute ist jeder vermummt.

Wäre die CDU nicht besser beraten gewesen, im Frühjahr einen Online-Fahrradbasar zu organisieren? Für dieses Jahr sollte daran kein Gedanke mehr verschwendet werden, aber nach Zukunft klingt das irgendwie schon.

Bis zur Kommunalwahl ist es nicht mehr weit. Daher darf angenommen werden, dass die örtlichen Vertreter der CDU gerne das Gespräch suchten. Der Fahrradbasar hätte durchaus dazu getaugt – früher. Schließlich unterscheidet sich der politisch gute Rat vom schlechten Rad vordergründig nur in der unterschiedlichen Orthografie.

Der Fahrradbasar war wichtig für die Hochheimer CDU, denn im Zeitraffer ereilte sie an diesem Vormittag eine vielleicht wahlkampfentscheidende Erkenntnis. Die persönliche Begegnung mit den Wählerinnen und Wählern, um politische Positionen zu erläutern und Meinungen dazu einzuholen, könnte gleichermaßen der Vergangenheit angehören. Das Werben um Wählerinnen und Wähler im Kommunalwahlkampf strebt unaufhaltsam in die sozialen Medien, was über alle Maßen herausfordernd wird.

Die Hochheimer CDU hat daher mit einem Fahrradbasar im Spätsommer des Jahres 2020 vieles richtig gemacht. Nicht unbedingt für den privaten Fahrradhandel, wohl aber für sich selbst durch die erkannte Notwendigkeit, sich der digitalen Welt auch in der Kommunalpolitik unverzüglich öffnen zu müssen.

Bilder: Fahrradbasar der CDU

Bildnachweis: Weinstadtjournal Verlagsgesellschaft

 

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