Weinstadtjournal fragt – Beate Ibiß antwortet

Beate Ibiß

Fragen an Beate Ibiß, seit April 2020 Geschäftsführerin der RMD Rhein-Main-Deponie und der MTR Main-Taunus-Recycling

Weinstadtjournal (WSJ): Vielen Dank, dass sie sich Zeit für uns genommen haben.

Beate Ibiß: Sehr Gerne. 

WSJ: Sie haben die anspruchsvolle Position als Geschäftsführerin mitten in der Corona-Zeit übernommen. Sicherlich wussten Sie, was Sie dort erwartet. Was hat Sie dazu bewogen diese Herausforderungen anzunehmen und woher haben Sie die Sicherheit genommen, dass Sie diese Aufgabe stemmen können?

Beate Ibiß: Mein beruflicher Werdegang ist davon geprägt, dass ich sehr oft Ja gesagt habe, wenn es um neue Herausforderungen ging. Weil ich Herausforderungen liebe und weil ich Verantwortung und Entscheidungen liebe.

In der Arbeit bei der RMD-Unternehmensgruppe fließt alles ein, was ich bisher gemacht habe: Natürlich das Thema Entsorgung mit kommunalen Anteilseignern und Verantwortung für ein sehr unterschiedliches Team. Dazu eine belastende Vergangenheit mit vielen Führungswechseln. Eine wirtschaftlich schwierige Situation. Und jede Menge Kommunikationsaufgaben.

WSJ: Wieso Entsorgung? Was interessiert Sie an dem Thema über das andere die Nase rümpfen?

Beate Ibiß: Mein Weg hat mich von der Produktionsleiterin einer Schweinemast in einer Agrargenossenschaft, über die Leitung des Umweltamtes eines Landkreises, über eine Geschäftsführung eines Abfallzweckverbandes, zu Konzernen wie ALBA, SITA/Suez und schließlich auf eine landeseigene Sonderabfalldeponie geführt. So habe ich in Umwelt, Energie und Entsorgung meine Expertise gefunden.

Entsorgung ist – aus meiner Sicht – ein Verantwortungsthema. Ich sehe uns als Team in der RMD-Gruppe in einer dreifachen Verantwortung: Die Verantwortung gegenüber der Vergangenheit – klären, was zu klären ist und für die Zukunft daraus lernen. Die Verantwortung in der Gegenwart – mit unserem Nachbarn im Dialog sein und auftretende Probleme gemeinsam lösen. Die Verantwortung für die Zukunft – die Deponie Wicker sicher durch Stilllegung und Nachsorge führen.

WSJ: Kurz nachdem Sie hier angefangen haben, schwappten ja gerade die Emotionen der AnwohnerInnen und Bürgerinitiativen über. Sie und Frau Overdick mussten sich Beschimpfungen anhören, obwohl sie beide absolut nichts mit den Entscheidungen der Vergangenheit zu tun hatten. Manche Redebeiträge bei den Podiumsdiskussionen waren unflätig und endeten nur in persönlichen Angriffen. Wie haben Sie die Zeit überstanden? Und wie haben Sie es geschafft, dass es mittlerweile ruhig geworden ist und konstruktiv gearbeitet wird?

Beate Ibiß: Neben ganz vielen Gesprächen und einem fortdauernden Vertrauensaufbau war es wohl auch die Gründung des Dialogforums, die unser Verhältnis zu unseren Nachbarn verändert. In der Entsorgungsbranche bringt es unsere Tätigkeit mit sich, dass sich Anwohner Sorgen machen: Was kann da passieren? Was ist mit dem Staub in der Luft? Dem LKW-Verkehr? Was wird da abgelagert? Für mich ist es wichtig, sich in diese Perspektiven und Fragen hineinzuversetzen. Solche Fragen sind kein Angriff auf die Firma, sondern ganz legitime Ängste und Fragen.

Im Dialogforum sprechen wir mit den regionalen Bürgerinitiativen, den regionalen Winzern, mit Behörden und Kommunalvertretern. Wir haben zum Beispiel Steckbriefe für jeden einzelnen Tätigkeitsbereich im Unternehmen erarbeitet. Diese besprechen wir und vertiefen so das Verständnis. Wir organisieren auch Führungen und sehen uns die Themen vor Ort gemeinsam an. Jede und jeder kann dort alle Fragen stellen. Wir beantworten diese mit einem höchsten Maß an Offenheit. Und wir übersetzen immer wieder das stark Fachliche ins allgemein Verständliche.

WSJ: Was sind denn Ihre nächsten Ziele als Geschäftsführerin? Was ist für die Deponien als nächstes geplant?

Beate Ibiß: Die Einhaltung der Sanierungsvereinbarung aus dem Jahr 2020, und zwar aktuell bis 2027, ist unsere wirtschaftliche Zielsetzung. Mir geht es darüber hinaus auch um die Menschen im Unternehmen, um gute und sichere derzeit 130 Arbeitsplätze.

Und rein operativ: Wir sind für die Wertstoffhöfe in Brandholz und Wicker und für die Verwertung der Bioabfälle zu Kompost und Energie im Main-Taunus-Kreis und Hochtaunuskreis zuständig. Wir kümmern uns um die Stilllegung und Nachsorge der Deponien, deren Oberflächenendabdichtung werden wir in den nächsten Jahren bauabschnittsweise umsetzen. Auch beim Thema Energie engagieren wir uns für die Region – zum Beispiel durch die fachliche Mitarbeit an der regionalen Fernwärmeplanung für Hochheim. Insgesamt lautet unser strategisches Ziel: Wir sind stark in Energie, Entsorgung & Umweltschutz.

WSJ: Warum glauben sie, dass Ihnen dies gelingen kann?

Beate Ibiß: Wir sind in der RMD-Gruppe ein starkes Team und nur als Team sind die Aufgaben zu erfüllen. Als ich hier anfing gab es aufgrund der relativ schnellen Wechsel in der Geschäftsführung eine hohe Verunsicherung in der Belegschaft. Ich habe meine erste Aufgabe darin gesehen, wieder eine Zukunftsperspektive zu vermitteln. Wir brauchen hier gleichermaßen LKW- und Baggerfahrer wie Ingenieure und Ingenieurinnen. Nichts wäre fataler, als wenn diese dann alle weggegangen wären. Schließlich haben wir u.a. große und auch langfristige Aufgaben zu gewährleisten in der Stilllegung und Nachsorge der Deponien in Wicker, Brandholz und Offenbach.

WSJ: Welche Aufgaben sind die Schwierigsten oder anders gefragt, was ist die Achillesferse an Ihrem Job?

Beate Ibiß: Führen in so einem kommunalen Umfeld ist anders als in der Wirtschaft. Im Kommunalen habe ich auch andere Themen mit zu berücksichtigen. Sie müssen nicht nur die Gesellschafterstruktur kennen, sondern auch das kommunalpolitische Umfeld. Welche Themen sind wichtig, wer hat welche Fragen? Da gibt es unterschiedliche Perspektiven und Zielstellungen. Die muss ich kennen und dann ist es vor allem eine Frage von guter Vorbereitung und Zuverlässigkeit.

WSJ: Inwiefern?

Beate Ibiß: Vorbereitung meint, Informationen zu geben, die klar strukturiert und so verständlich sind, dass die überwiegend ehrenamtlich tätigen Aufsichtsratsmitglieder diese auch gut fachlich erfassen und prüfen können. Aber auch Fotos sind wichtig. Ich kann den Aufsichtsrat nicht jedes Mal auf die Deponie bringen, aber ich kann die Deponie zum Aufsichtsrat bringen.

Zuverlässigkeit trägt dazu bei, dass gut miteinander gearbeitet werden kann, dass sich beide Seiten verstehen und akzeptieren. Hier bei der Rhein-Main Deponie ist es die Sanierungsvereinbarung, die zählt. Und wenn die eingehalten wird, hilft das auch den politischen Entscheidungsträgern.

WSJ: Sind Sie eigentlich Fassenachterin in der Fassenachtshochburg? Was gefällt Ihnen an unserer Gegend?

Beate Ibiß: Ich komme aus Sachsen-Anhalt. Dort wird Fasching gefeiert. Durch die Pandemie gab es die ersten Jahre für mich weder Fasching noch eine Fassenacht. Das werde ich aber bestimmt nachholen. Flörsheim – Wicker und Hochheim bedeutet für mich neben der Arbeit, lange Spaziergänge in einer artenreichen Natur, einen sehr guten Riesling genießen, fröhliche Weinfeste besuchen und Menschen als Nachbarn und Freunde kennenlernen zu dürfen.

WSJ: Haben Sie ein Schlusswort für unsere LeserInnen?

Beate Ibiß: Ich verstehe alles, was wir in der RMD-Gruppe tun, als Dienstleistung für die Bürgerinnen und Bürger. Damit das gelingt, brauchen wir Offenheit und Dialog. Insofern ist mein Wunsch an die LeserInnen, nutzen Sie unsere Dialogangebote, kommen Sie zu uns oder schreiben Sie uns. Und jetzt wünsche ich Ihnen frohe Weihnachten und eine schöne Weihnachtszeit.

WSJ: Vielen Dank für das offene und freundliche Gespräch und weiterhin viel Erfolg bei Ihren Plänen.

Beate Ibiß

Mehr Informationen und Kontaktmöglichkeiten zu RMD Rhein-Main Deponie unter https://www.deponiepark.de/

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