Flughafenanrainer setzen sich zur Wehr

Betroffene Flughafenanrainer gehen gemeinsam juristisch und politisch gegen die Pläne eines geänderten Betriebskonzepts von Fraport und Flugsicherung vor

In der vergangenen Woche haben die Fraport AG und die Deutsche Flugsicherung in einer kurzfristig anberaumten Sitzung den besonders betroffenen Anrainerkommunen ihre Pläne für ein überarbeitetes Betriebskonzept für den Frankfurter Flughafen vorgestellt. Die Änderung würde sich in der Hauptsache auf eine massiv verstärkte Abwicklung von Flugverkehr über die Nordwest-Abflugroute beziehen.

Besonders betroffen von der vorgestellten Planung wären die Bewohnerinnen und Bewohner der Nordmainstädte Flörsheim, Hochheim, Hattersheim. Auch für die Landeshauptstadt Mainz würde das vorgestellte Betriebssystem eine höhere Belastung bedeuten.

„Die Auswirkungen eines derartigen neuen Betriebskonzepts sind zwar aktuell noch nicht in Gänze absehbar, es könnte uns aber blühen, dass in den verkehrsreichen Monaten im Sommer so gut wie alle Starts vom Parallelbahn-System (Centerbahn) über Nordwest und damit über Flörsheim, Hattersheim und Hochheim geführt würden“, so die sichtlich verärgerten Bürgermeister Dr. Blisch (CDU) und Dirk Westedt (FDP) sowie Hattersheims Erste Stadträtin Heike Seibert (CDU), die sich in Zeiten vor Inbetriebnahme der neuen Landebahn und vor Einführung der Südumfliegung zurückversetzt sehen.

Die schon vor 20 Jahren durch die neue Landebahn erwartbare extreme Belastung der Kommunen nördlich des Mains durch niedrige Überflüge sollte durch die Variante der Südumfliegung verlagert und minimiert werden. Bereits damals wurde die Umsetzung des Konzepts angezweifelt und stellt sich nun als Fehlplanung der Fraport heraus.

„Den lärmgeplagten Menschen wurden Ruhephasen versprochen, die schon jetzt nicht mehr eingehalten werden“, moniert Flörsheims Bürgermeister Dr. Bernd Blisch. „Diesen schweren Vertrauens- und Wortbruch werden wir so nicht hinnehmen“, führt er weiter aus und erklärt, dass die betroffenen Kommunen sich in intensiven, gemeinsamen Gesprächen befinden, die juristisch von Rechtsanwalt Dr. Martin Schröder begleitet werden, der bereits in den bisherigen juristischen Auseinandersetzungen in Sachen Flughafenausbau für die Kommunen tätig war.

Am vergangenen Donnerstag kam es zu einem ersten Treffen mit dem juristischen Fachmann, in dem die nächsten Schritte abgesprochen wurden.

„Schon der Ist-Zustand ist nicht in Ordnung“, ergänzt Hochheims Bürgermeister Dirk Westedt und kritisiert scharf, dass statt der eigentlich einmal angenommenen 1,5% tagsüber mehr als 10% und in der Nacht sogar über 20% der Flüge über unsere Wohngebiete geführt werden. „Wir werden uns nicht nur gegen die Ankündigung der Änderung des Betriebskonzepts stark machen, sondern auch die Einhaltung der in der Planfeststellung einmal angedachten Aufteilung einfordern“, kündigt er an.

Auch die Auswirkungen für den Süden des Flughafens sind nicht zu unterschätzen. “Eine Entlastung der schwer belasteten Kommunen durch das vorgestellte Betriebssystem würde eine Mehrbelastung der Anrainerinnen und Anrainer unter den Südabflugrouten besonders durch die lauten Flugzeuge der Kategorie Heavy bedeuten“, urteilt die Mainzer Umweltdezernentin Janina Steinkrüger (Grüne).

Sollte es tatsächlich zur Umsetzung des geplanten Betriebskonzeptes kommen, droht den Kommunen Flörsheim, Hattersheim, Hochheim und der Landeshauptstadt Mainz eine absolute Lärmkatastrophe, gegen die mit allen notwendigen Mitteln zum Schutz der Gesundheit und der Lebensqualität der Anwohnerinnen und Anwohner der Region vorgegangen werden muss.

„Wir müssen uns gegen diesen neuen Versuch, die Grundlagen für die Planfeststellung von 2007 auszuhebeln und uns in einer unzumutbaren Art und Weise mit einem Lärmteppich zu überziehen, zur Wehr setzen. Politisch und juristisch“, sind sich die Verantwortlichen unisono einig.

 

Foto von set.sj

 

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