Fahrradwerkstatt läuft wie geschmiert

(sh) Wenn das Tor der Fahrradwerkstatt aufgeht, dauert es nicht lange und die ersten Kunden stehen vor der Tür. Ein platter Reifen, ein defektes Rücklicht, es gibt viele Probleme, bei denen die Bewohner des Flüchtlingscamps in der Frankfurter Straße auf die Hilfe von „Experten“ angewiesen sind. Und die Männer von der Fahrradwerkstatt, Eberhard Siegfried, Alois Biewer, Gerald Kranz und Horst Balzer, finden praktisch immer eine Lösung. Selbstverständlich helfen die Flüchtlinge ebenfalls mit und schrauben an den Fahrrädern und reparieren sie.

Seit dem Umzug auf das ehemalige TetraPak-Gelände ist die Werkstatt jeden Donnerstagnachmittag von 14:00 bis 17:00 Uhr geöffnet. In dieser Zeit werden aber nicht nur Reparaturen durchgeführt. Fahrradspenden werden entgegen genommen und gespendete Räder so instand gesetzt, dass sie sicher sind und den Vorschriften der Straßenverkehrsordnung entsprechen. Dadurch ist es fast immer möglich, neu zugezogenen Bewohnern des Camps fahrtüchtige Räder kurzfristig zur Verfügung zu stellen. Der Aufwand dafür ist sehr unterschiedlich, manchmal muss nur die Kette geölt werden, bei anderen Rädern sind die Reparaturen aufwändig und kostenintensiv. Deshalb sind die Herren der Fahrradwerkstatt froh, dass sie vom Hochheimer Fahrradhaus Neumann großzügig mit Ersatzteilen, Know-How und praktischer Hilfe unterstützt werden. Denn so manches Spezialwerkzeug, z.B. zum Zentrieren von Laufrädern, fehlt in der Werkstatt.

Der Schwerpunkt der Arbeit hat sich seit dem Umzug verschoben. Nachdem im Frühjahr die Instandsetzung der gespendeten Räder im Vordergrund stand, nimmt nun die Reparatur bereits ausgegebener Fahrräder immer mehr Raum ein. Und da ist Hilfe notwendig, denn die wenigsten Flüchtlinge besitzen Werkzeug und Ersatzteile sind teuer. Deshalb werden in der Fahrradwerkstatt auch gerne Fahrräder entgegen genommen, die man zwar nicht mehr mit vertretbarem Aufwand herrichten, aber wunderbar ausschlachten kann. So wurde im Laufe des Jahres ein kleines Lager an Pedalen, Klingeln, Lampen, Reflektoren etc. angelegt, aus dem sich das Team bei Bedarf bedienen kann. Und wenn sich doch mal das passende Teil nicht finden lässt, schwingt sich ein Mitglied der Fahrradwerkstatt auf eines der vorhandenen Räder und bekommt bei Fahrrad Neumann schnell genau das fehlende Ersatzteil.

Sind alle Materialien und Werkzeuge vorhanden, kann es mit der Reparatur losgehen. Dabei ist die Mithilfe der Fahrradbesitzer oder anderer interessierter Flüchtlinge durchaus erwünscht. Denn durch die Vermittlung von Wissen über die Funktionsweise der einzelnen Fahrradkomponenten sollen die Fahrradbesitzer in die Lage versetzt werden, anstehende Wartungsarbeiten und Reparaturen zunehmend selbst zu erledigen.

Vieles hat sich seit dem Umzug der Fahrradwerkstatt verbessert, die Nähe zu den Flüchtlingen, ein eigener abschließbarer Raum und viel Lagerplatz erleichtern die Arbeit sehr. Trotzdem bleiben Wünsche offen, z.B. gibt es in der Werkstatt keine funktionierende Heizung.

Wer sich selbst ein Bild von der Arbeit in der Frankfurter Straße machen will oder ein nicht mehr benutztes Fahrrad spenden möchte, aktuell werden speziell Kinder- und Jugendräder gesucht, ist Donnerstags nachmittags herzlich willkommen. Vom 22. Dezember 2016 bis 5. Januar 2017 bleibt die Fahrradwerkstatt geschlossen. Interessierte können sich ab dem 13. Januar wieder ein Bild machen und Fahrräder abgeben.

Foto von Iris Schmitz: v.l. Raed Hanna, Ahmad Danouni, Horst Balzer, Eberhard Siegfried und Alois Biewer

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