Schinderhannes in Hochheim

Im November vor 220 Jahren wurde der „Schinderhannes“ mit nur 24 Jahren in Mainz mit einer Guillotine hingerichtet.

Die Sonderausstellung „Der berüchtigte Schinderhannes…“ widmet sich seit gestern der historischen Person, dem kriminellen Serientäter vom Beginn seiner Räuberkarriere bis zu seinem spektakulären Ende im Kreise von 19 weiteren Kumpanen von Räubern, Erpressern und Totschlägern und dem verklärten Mythos als Robin Hood der Deutschen, der er definitiv nicht war.

Mit beeindruckenden originalen Exponaten wird der Blick frei auf ein schaurig echtes Panoptikum der Zeit die noch so nah und doch so fern ist. Da ist die schick abgewetzte Jeansjacke, die der zuweilen eitle Räuber trug. Wahrscheinlich ist es die erste Jeansjacke die noch erhalten ist.

Da sind die genauen Abschriften der Prozessprotokolle in denen er bereitwillig Taten gestanden und alle Mittäter verpfiffen hatte. Von Anfang an wollte er sich als Opfer seiner widrigen sozialen Umstände darstellen auch darauf spekulierend, dass er begnadigt werden könnte. Zeugenaussagen, Protokolle und Beutelisten belegen über 130 Straftaten. Keine davon war zum Wohle der Armen.

In einer Vitrine steht ein früher Kondensator, eine Leydener Flasche, die zur Erzeugung elektrischer Schläge auch für Versuche an enthaupteten Schinderhannesräubern benutzt wurde. Die Berichte über die elektrischen Versuche wurden weltweit veröffentlicht und hatten wohl auch die junge Mary Shelley in London erreicht und zu ihrem Weltbestseller Frankenstein inspiriert.

In Hochheim war der Schinderhannes damals gut bekannt, flüchtete er doch immer wieder nach seinen Überfällen über den Rhein und hielt heftige Saufgelage ab. Schon zu Lebzeiten wurde das wilde Räuberleben durch frei erfundene Geschichten über ihn glorifiziert.

Zuletzt wurde der Schinderhannes nach seiner Verhaftung von Frankfurt nach Mainz überführt. Er musste, mit Daumenschrauben befestigt, hinter einem holpernden Leiterwagen herlaufen. Der Weg führte durch Hochheim. Die Bürgerinnen und Bürger säumten die Straßen, um sich dieses Spektakel nicht entgehen zu lassen.

Viele Geschichten in der Geschichte hatte Dr. Dr. Mark Scheibe zur gut besuchten Austellungseröffnung im ehemaligen Bürgerbüro an der alten Malzfabrik parat, die er wissend und geistreich zu den Objekten und Kuriositäten erzählen konnte.

Die nächste Führung am 16. Januar 2024 um 19 Uhr sollten sich alle an Wahrheit und dem Mythos „Schinderhannes“ Interessierten merken!

Die Sonderausstellung „Schinderhannes“ integriert in die Ausstellung „Zum fliegenden Jakobiner“, der die Zeit nach der französischen Revolution in Hochheim und im Rhein-Main-Gebiet näher bringt findet vom 21.11.2023 bis zum 31.03.2024 statt.

Die Regelöffnungszeiten sind Samstag und Sonntag von 14 – 18 Uhr. Weitere Öffnungszeiten und Führungen nach Vereinbarung.

Es gibt ein interessantes Begleitprogramm für Schulen „Wie weit geht die Freiheit? Organisierte Kriminalität damals & heute“

1 Antwort

  1. Franz Brückner sagt:

    Wann ist die Ausstellung noch zu sehen? nur noch jetzt am Ostersamstag und Ostersonntag ab 14.00Uhr?

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