Museumstag in Hochheim 2018
Seit Tagen wurde das Wetter schlecht geredet, die Wetter Apps sagten Gewitter und Regen mit einer Wahrscheinlichkeit von über 80% vorher. „In Oppenheim hat es heute Morgen schon einen kräftigen Regenschauer gegeben“, erzählt Hans Mohr als Vertreter des Bürgermeisters bei seiner erfrischend kurzen Eröffnungsrede, bevor er an Linda Traut von der Kultur der Stadt Hochheim weitergibt.
Sie erläutert das vielfältige Programm des Internationalen Museumstages in Hochheim, das diesmal die Stadtbücherei und einen Bücherflohmarkt einschließt. Einige Bücherstände sind schon nach innen, in Räume des alten Rathauses und der Stadtbücherei gewandert. Aber das Wetter hält und die Besucher strömen.
Die „Kindheit in Hochheim“ lockt viele Besucher ins Museum. Linda Traut verrät, das Konzept der Fotoausstellung. Die vielen von Hochheimern eingesandten Fotos mit Kindern vom Ende des 19. Jahrhunderts bis heute, sind vergrößert und thematisch zusammengefasst in die Räume des Otto-Schwabe-Museums integriert worden. Alle drei Dimensionen wurden dabei genutzt, die Bilder sind gehängt, gestellt und auf Vitrinen gelegt worden.
Die Themen-Cluster der Fotos von Kindern sind: bei der Weinlese, beim Spielen, festlich gekleidet, beim Sonntagsspaziergang und Kinder in Verkleidungen.
Der Clou dabei, beim Suchen nach den Bildern aus der nahen und weiteren Vergangenheit von sich, von Freunden oder bekannten Gesichtern, lernen alle Besucher das Otto-Schwabe-Museum (nochmal) aus einem anderen Blickwinkel kennen.
Linda Traut bedankt sich bei den Hochheimern, die mit ihren Bildern zu der Ausstellung beigetragen haben, mit einem dicken „Dankeschön“ und einem Buchgeschenk.
Das fein gemachte Konzept der Sonderausstellung und des Rahmenprogramms funktioniert. Die Besucher kommen und das Wetter hält.
Der „Hochzeitsspiegel“
Bei den Führungen sind Neuigkeiten sind zu erfahren, der Keltenspiegel ist nicht nur einer von vier gefundenen Keltenspiegeln (im Vergleich dazu, es gibt über 3.000 Funde von etruskischen Bronzespiegeln), sondern er ist auch unter den Vieren einzigartig. Er ist der einzige „Doppelspiegel“, also von beiden Seiten als Spiegel zu verwenden.
Der Doppelkopf der Figur, die die Spiegelscheibe hält, hat auf der einen Seite leicht andere Gesichtszüge, als auf der anderen Seite und die beidseitige Spiegelscheibe lässt die Vermutung zu, dass der Hochheimer Keltenspiegel als Kultobjekt geplant und verwendet wurde. Ganz abgesehen von der Magie die der Spiegel zu seiner glänzenden Zeit ausstrahlte, es war mit ihm möglich sein Spiegelbild außerhalb von Wasserflächen zu sehen.
Wenn sich zwei Menschen gegenüberstehen und den Hochheimer Spiegel am jeweils ausgestreckten Arm vor das Gesicht des Anderen halten, sehen beide ihr eigenes Gesicht auf dem Körper des Gegenübers.
Sich im Gegenüber erkennen
In dem man sich im Gegenüber erkennt, könnte dieses Ritual zur „Konfliktlösung“ verwendet worden sein. Die beiden Gesichter der Figur lassen die Interpretation zu, dass es sich um schlafend und wach, also ‚Tag und Nacht‘, oder ‚Jugend und Alter‘ aber auch ‚Frau und Mann‘ handeln könnte.
Blanka Slavik, eine Ehrenamtliche für die Kultur, vermutet er könnte auch für ein Hochzeitsritual verwendet worden sein, sie hat etwas in der Art selbst erlebt. Hochheim mit seiner schönen Lage als „Hochzeitsort“! Warum nicht? Wird auch heute noch gern genommen.
Alle drei Führungen in der Kunstausstellung, im Weinbaumuseum und zum Keltenspiegel im Otto-Schwabe-Museum die zeitlich aufeinander abgestimmt waren sind gut besucht. Das Hochheimer Wetter hält auch wenn Drumherum schon dunkle Wolken aufziehen.
Die Besucherwelle ist nicht abgerissen
Carolin Langer berichtete von einer stets gut gefüllten Kunstsammlung und einem sehr interessierten Publikum, dass sich an den beeindruckenden Werken der Sonderausstellung „Sinnlichkeit in der Kunst des 20. Jahrhunderts“ erfreute. Darunter sind auch Werke von niemand geringerem als Picasso, Miró und Vostell.
„Im Weinbaumuseum war die neue Weinköniginnengalerie das umlagerte Highlight.“ erzählt Isabel Bootz von der Kultur der Stadt und ergänzt: „Die Führung war so gut besucht, und die Stimmung war, auch dank der Anekdoten einiger berufener Winzer unter den Teilnehmern so gut, dass die Führung mehr als eine Stunde dauerte.“
Die Ehrenamtlichen der Kultur, die als Aufsicht und Ansprechpartner in den drei Museen fungierten berichteten von Besuchern aus Frankfurt, Oestrich-Winkel und sogar Oberursel. Die Mainzer Musiker des Ensembles Milosh Manouche http://milosh-manouche.weebly.com/ und die Swing-Tänzer haben einige Fans dazu gewonnen
Das war der Dritte Streich und der Beste auch zugleich
Dieser Museumstag war der Dritte, den das Kultur-Duo Isabel Bootz und Linda Traut auf die Beine gestellt haben. „Und es war der Beste, nicht nur von der Menge der Besucher, sondern auch qualitativ. Von den Feedbacks, von der Dauer der Besuche und von der Menge der Gespräche.“ resümiert Linda Traut.
Alles in allem ein sehr gelungener Museumstag in Hochheim, mit hoher Beteiligung und starkem Interesse der Hochheimer jeden Alters. Und das Wetter hat gehalten.
Öffnungszeiten der Hochheimer Museen und mehr Infos unter www.hochheim-tourismus.de